Produktion wird für Konzern noch billiger
Bisher lässt Apple-Zulieferer Foxconn vor allem in China bauen. Im südchinesischen Shenzhen betreibt der taiwanesische Konzern ein Werk, das die Dimension einer Großstadt hat. Auf diesem riesigen Areal arbeiten so viele Menschen, wie in Graz und Linz zusammen wohnen. Doch nun steigt der Konzern groß in Indien ein: Um eine Milliardensumme sollen dort Fabriken entstehen.
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Wie der Konzern am Samstag bekanntgab, sollen in den nächsten fünf Jahren fünf Milliarden Dollar (4,57 Mrd. Euro) in Indien investiert werden. Das Geld solle in neue Fabrikanlagen im Teilstaat Maharashtra gesteckt werden. Das Unternehmen erklärte, dass eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet worden sei. Bekannt ist bisher nur, dass dort elektronische Produkte gefertigt werden sollen.
Umstrittener Riese
Foxconn produziert für Apple die sehr erfolgreichen iPhones, beliefert allerdings alle namhaften Elektronikkonzerne wie etwa Amazon, Dell, HP, Microsoft und Sony. Nach indischen Schätzungen sollen mit der Vereinbarung 50.000 Arbeitsplätze in der drittgrößten Volkswirtschaft Asiens geschaffen werden. In China stehen insgesamt 1,3 Millionen Menschen im Dienste Foxconns.
Foxconn ist damit der wichtigste private Arbeitgeber und der führende Exporteur der Volksrepublik. Doch so bedeutend das Unternehmen ist, so umstritten ist es auch: Regelmäßig steht Foxconn wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik. Vor allem Suizide unter den Beschäftigten brachten den Konzern im Westen, dem bedeutendsten Abnehmer der Fabrikate, in Verruf.
Billiglohnland und „Make in India“
Dass der umstrittene Konzern eine Ausweitung seiner Fertigung nach Indien plant, wurde schon seit längerer Zeit kolportiert. Foxconn-Chef Terry Gou hatte zuvor bereits mehrfach Interesse an einer Fertigung in Indien erklärt. Dass viele Beobachter hinter den langen Verhandlungen zwischen Indien und dem taiwanesischen Großkonzern äußerst ernste Absichten erkannten, ist mit den offensichtlichen Interessen beider Seiten zu erklären.
Die wesentliche Motivation Foxconns: Das Lohnniveau in Indien ist noch niedriger als in China. Noch billiger als in den chinesischen Riesenfabriken kann dort also Technologie für den Weltmarkt gefertigt werden. Doch auch die indische Regierung musste größtes Interesse daran haben, den Riesenkonzern ins Land zu locken: Schließlich versucht Premierminister Narendra Modi mit seiner „Make in India“-Kampagne, aktiv ausländische Konzerne ins Land zu bekommen.
Drittgrößter Smartphone-Markt der Welt
Indien ist bereits heute der drittgrößte Smartphone-Markt der Welt nach China und den USA. Nach Prognosen könnte der boomende Markt 2017 die USA überholen. Auf dem Subkontinent gefragt sind derzeit größtenteils Smartphones von chinesischen und indischen Herstellern, die ihre Geräte zu viel niedrigeren Preisen anbieten als etwa Apple oder Samsung. Derzeit habe Apple in Indien einen Marktanteil von höchstens fünf Prozent, schätzte die Marktforschungsfirma Counterpoint Research zuletzt.
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