Analysen sollen letzte Gewissheit bringen
Das Flugzeugteil, das vor einer Woche auf La Reunion gefunden worden ist, stamme vom Flug MH370, hat der malaysische Premierminister Najib Razak am Mittwochabend in einer Fernsehansprache bekanntgegeben. Die Experten, die die Flügelklappe seit Mittwoch in Frankreich untersuchen, können das noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen - aber es sei sehr wahrscheinlich, heißt es.
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„Wir haben jetzt physische Beweise dafür, dass Flug MH370 tragisch im südlichen Indischen Ozean endete“, sagte unterdessen Razak. „Es ist meine Hoffnung, dass diese Bestätigung, so tragisch und schmerzhaft sie ist, den Familien und Angehörigen der 239 Menschen an Bord von MH370 zumindest Gewissheit bringen wird.“ Razak kündigte an, die Regierung werde alles tun, „um die Wahrheit über das herauszufinden, was passiert ist“.
Für die Ermittler in Frankreich sprach Staatsanwalt Serge Mackowiak am Mittwochabend in Paris von einer „sehr starken Vermutung“. Die Identifizierung der Flügelklappe stützte sich auf Informationen des Flugzeugbauers Boeing und der Fluggesellschaft Malaysia Airlines. Vertreter von Boeing hätten bestätigt, dass das Wrackteil zu einer Boeing 777 gehört, sagte Mackowiak in Paris.
Untersuchungen gehen weiter
Außerdem sei die technische Dokumentation der Fluggesellschaft mit dem Wrackteil im Untersuchungszentrum bei Toulouse abgeglichen worden. Das Ergebnis solle noch mit weiteren Analysen bestätigt werden, die am Donnerstag beginnen sollten, sagte Mackowiak. Wie lange diese dauern werden, sei nicht abzusehen.
Experten aus Malaysia, China, Australien, Singapur, Frankreich und den USA hatten das Wrackteil am Mittwoch in Balma bei Toulouse untersucht. Die erste Analyse dauerte am Nachmittag etwa vier Stunden. Das Wrackteil war vergangene Woche auf der zu Frankreich gehörenden Insel La Reunion östlich von Afrika angeschwemmt worden.
Ermittlungsverfahren in Frankreich
Eine Untersuchung der Strömungen zeigte, dass Wrackteile aus dem Gebiet, wo der Absturz vermutet wird, tatsächlich nach La Reunion gedriftet sein könnten. Die Pariser Justiz hatte das Luftfahrttechnikzentrum der Rüstungsbehörde DGA in Balma mit den Begutachtungen beauftragt. In Frankreich läuft ein Ermittlungsverfahren, weil auch Franzosen an Bord der Maschine waren. Paris ermittelt sowohl wegen fahrlässiger Tötung als auch wegen Entführung mit terroristischem Hintergrund.
Die Fluglinie Malaysia Airlines reagierte erleichtert auf die jüngsten Untersuchungsergebnisse. Die Erkenntnisse der Ermittler, wonach das auf La Reunion angespülte Wrackteil der vermissten Boeing 777 zuzuordnen ist, seien ein „entscheidender Durchbruch“, teilte das Unternehmen laut der Nachrichtenagentur Bernama mit. „Wir hoffen und rechnen damit, dass weitere Objekte gefunden werden, die dabei helfen, dieses Rätsel zu lösen.“

Grafik: Map Resources/APA/ORF.at; Quelle: APA
Das Flugzeug war am 8. März 2014 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwunden. An Bord waren 239 Menschen, unter ihnen 153 Chinesen. Satellitensignale legen nahe, dass die Maschine noch sieben Stunden Richtung Süden flog und abstürzte. Die Ursache für den plötzlichen Kurswechsel ist bis heute ein Rätsel.
Muscheln könnten Hinweise liefern
Der französische Luftfahrtexperte Xavier Tytelman erläuterte die anstehende Arbeit der Experten: Sie würden nun der Frage nachgehen, welche Erkenntnisse sich aus dem Wrackteil über den Verlauf des Fluges gewinnen lassen können.
So könnte ein Elektronenmikroskop mit bis zu 100.000-facher Vergrößerung Aufschlüsse über den Aufprall des Flugzeugs geben, schrieb Tytelman für die französische „Huffington Post“. Forscher halten es auch für möglich, dass die Muscheln an dem Wrackteil Hinweise auf die Absturzregion geben.
Forderungen der Angehörigen
Derweil forderten chinesische Angehörige der vermissten Passagiere Malaysia Airlines zu einer besseren Betreuung auf. Rund zehn Menschen versammelten sich am Mittwoch in Peking vor einem Büro der Fluggesellschaft, um ihrem Ärger Luft zu machen. „Es reicht nicht aus, dass uns Malaysia Airlines pro Monat lediglich zwei Treffen anbietet“, sagte Jiang Hui, dessen Mutter an Bord war, der Deutschen Presse-Agentur.
Zudem forderten die Angehörigen Zugang zu den Überwachungsvideos des Flughafens in Kuala Lumpur, um mit eigenen Augen sehen zu können, wer tatsächlich an Bord der Maschine gegangen war.
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