„Gefahr noch nicht gebannt“
Anlässlich des 70. Jahrestages der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 plädieren österreichische Politiker für eine atomwaffenfreie Welt. Auch Bischöfe, etwa der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, sprechen sich für eine nukleare Abrüstung aus.
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„Die Bilder der atomaren Zerstörungskraft und des Leids der betroffenen Menschen erschüttern bis heute“, so Bundespräsident Heinz Fischer. Deswegen trete Österreich für eine atomwaffenfreie Welt ein. Es handle sich zudem „nicht nur“ um ein historisches Datum. Der Jahrestag erinnere daran, „dass die Drohung mit Krieg und Atomwaffen leider weiterhin von manchen als Mittel der Politik angesehen wird“.
Als Hauptziel der internationalen Gemeinschaft bezeichnete Fischer die Schaffung einer kernwaffenfreien Welt - „um sicherzustellen, dass sich der Schrecken von Hiroshima und Nagasaki nicht wiederholen kann“. Umso mehr begrüße Fischer das Atomabkommen zwischen den fünf UNO-Vetomächten sowie Deutschland mit dem Iran, das erst kürzlich in Wien geschlossen wurde. Er bezeichnete die Einigung als „bemerkenswert“. Zudem sei damit „eine seit Jahren offene Frage gelöst“ worden.
„Gefahr keineswegs gebannt“
Der Jahrestag sei nicht nur ein Anlass zum Gedenken an die Hunderttausenden Opfer dieser schrecklichen Tragödie, erklärte auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) in einer Aussendung. „Alle Staaten dieser Welt sollten die richtige Lehre daraus ziehen, insbesondere vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Spannungen“, forderte der Außenminister und warnte: „Die große Gefahr, die von diesen Waffen ausgeht, ist noch keineswegs gebannt.“
Derzeit gebe es weltweit etwa 16.000 Atomwaffen, und deren Zerstörungskraft ginge weit über die in Japan eingesetzten Bomben hinaus, so Kurz. Bei einem Einsatz dieser Waffen würde angesichts der fatalen Folgewirkungen die gesamte Menschheit verlieren. „Es gäbe keine Gewinner“, schrieb er unter Verweis auf eine Konferenz zu humanitären Auswirkungen von Atomwaffen, die im Dezember 2014 in Wien stattgefunden hat. Kurz plädierte für eine Verstärkung der internationalen atomaren Abrüstungsbemühungen und erklärte: „Österreich hat daher einen Aufruf für ein völkerrechtliches Verbot und die Eliminierung von Atomwaffen initiiert, dem sich bereits 110 Staaten angeschlossen haben.“
Ausstieg aus Kernenergie gefordert
Nicht nur für die weltweite Abrüstung, sondern auch für den Ausstieg aus der Kernenergie plädierte der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid. „Die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki müssen uns damals wie heute eine Mahnung sein“, erklärte er. Trotz Artikels IV des Atomwaffensperrvertrags zur raschen und vollständigen Abrüstung von Nuklearwaffen würden global immer noch Zehntausende atomare Sprengkörper gelagert. „Abrüstung und Rüstungskontrolle unter der Ägide der Vereinten Nationen müssen daher mit allem Nachdruck verfolgt werden“, erklärte Schmid und appellierte: „Niemals wieder darf sich das Leid von Hiroshima und Nagasaki wiederholen.“
„Auch friedliche Nutzung nicht beherrschbar“
Österreichische Bischöfe plädierten im Vorfeld des 70. Jahrestags ebenfalls für eine atomare Abrüstung. Immer noch stützten Großmächte ihre Landesverteidigung auf Atombomben und Staaten ihre Energieversorgung auf den Ausbau der Atomkraft, kritisierte Kardinal Schönborn laut einem Bericht der Kathpress. „Wann wird die Menschheit endlich zur Vernunft kommen“, fragte er in einem Grußwort an die Teilnehmer der in Wien angesetzten Gedenkveranstaltung der „Wiener Friedensbewegung“ und der „Hiroshima-Gruppe Wien“.
Unter Verweis auf die nuklearen Katastrophen von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) erklärte Schönborn, „dass auch die friedliche Nutzung der Kernenergie letztlich nicht beherrschbar ist“. Die Nutzung im militärischen Bereich habe seit 1945 zu einem „Gleichgewicht des Schreckens“ geführt, kritisierte der Erzbischof. Auch Buddhisten in Österreich halten Zeremonien ab - mehr dazu in religion.ORF.at.
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