Wiederauferstehung zweier Städte
Vor 70 Jahren wurden die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki Ziel der ersten in einem Krieg eingesetzten Atombomben. Ihr Einsatz kostete weit mehr als 100.000 Menschen das Leben und machte große Teile der Städte dem Erdboden gleich. Heute präsentieren sich Hiroshima und Nagasaki als moderne und lebendige Großstädte, die mit kultureller Vielfalt, aber auch Gedenkkultur Besucher anlocken.
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Hiroshima, die „Metropole am Wasser“, hat sich seit dem Wiederaufbau 1949 in eine lebendige Hafenstadt verwandelt. Mittlerweile leben 1,1 Millionen Menschen in der von sechs Flüssen zerschnittenen Stadt, Fischerei und Industrie sind die Hauptwirtschaftszweige. Unter anderem hat Mazda eine Niederlassung in der Region. Die Strahlung ist heute nicht höher als in anderen Regionen der Erde, die Katastrophe trotzdem allseits präsent. Über eine Million Touristen besuchen jährlich die Stadt, um Friedensmuseum und Friedenspark besuchen.
Gedenkzentren erinnern an Bomben
An den Abwurf der ersten Atombombe erinnern in Hiroshima heute noch die Mauerreste und die ausgebrannte Stahlkuppel des „Hiroshima A-Bomb Dome“. Das in Trümmer gelegte Gebäude wurde beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt unverändert gelassen und in den Friedenspark der Stadt integriert. Mittlerweile ist es ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt selbst wurde hinsichtlich Atomwaffen eines der Zentren für Aufklärung und Friedensengagement. Auch Österreicher leisten in den vergangenen Jahren in Hiroshima immer wieder Friedensdienst.

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Der „Hiroshima A-Bomb Dome“ nach dem Bombenabwurf und heute
Weniger öffentliche Aufmerksamkeit bekommt Nagasaki, obwohl die Stadt noch schlimmer verwüstet wurde als Hiroshima. Die Bombe „Fat Man“ schlug zwei Tage nach dem Angriff auf Hiroshima ein und zerstörte die halbe Stadt, was das Gesicht der Stadt nachhaltig verändert hat. Heute leben in Nagasaki rund 430.000 Einwohner. Für Touristen stellt die Hafenstadt stolz ihre nächtliche Skyline zur Schau und lockt als jene Region, in der das Christentum zum ersten Mal nach Japan gelangte. Natürlich hat auch Nagsaki seine Erinnerungsstätten: Neben dem Nagasaki Atomic Bomb Museum gibt es auch hier einen Friedenspark.
Lebendige Erinnerungskultur
Trotz neuer Prosperität pflegen die Städte ein mahnendes Gedenken an die Katastrophe. Die jährliche Feier mit dem Hinweis an die Welt, die Schrecken einer Atombombenexplosion nie zu wiederholen, hat sich zu einem der wichtigsten Ereignisse im Leben der Stadt entwickelt. Alljährlich gehen Bilder von Menschen, die in Erinnerung an die Opfer des Bombenabwurfs Laternen ins Wasser gleiten lassen, um die Welt.
Ein essenzieller Bestandteil der Erinnerungskultur sind die „Hibakusha“, die Überlebenden und Zeitzeugen. Noch immer leben rund 183.000 von ihnen, die meisten haben Nagasaki und Hiroshi nicht verlassen. Japans Verhältnis zu ihnen hat sich über die Jahrzehnte hinweg massiv verändert. Viele erlitten nicht nur unmittelbar die Schrecken des atomaren Infernos, sondern später auch gesellschaftliche Ausgrenzung und Diskriminierung.
Überlebende geben Geschichten weiter
Trotz der Benachteiligung fassten zahlreiche Überlebende den Mut, sich jahrzehntelang als Zeitzeugen öffentlich für die Erhaltung des Friedens einzusetzen. Doch auch für sie vergeht die Zeit: Viele Überlebende sind im hohen Alter und haben entweder nicht mehr die Kraft oder den Willen, ihre Erfahrungen weiterzugeben: „Der Bombenabwurf ist 70 Jahre her, und wir Überlebenden werden alt. Die Zeit ist knapp, und wir müssen uns beeilen“, sagt Terumi Tanaka, 83-jähriger Kopf einer Tokioter Überlebendenorganisation.

AP/Koji Sasahara
Ein Überlebender spricht zu den Trainees
Nun sorgt ein neues von der Regierung organisiertes Programm dafür, dass auch die nächste Generation die Ereignisse im persönlichen Gespräch weitergeben kann. 20 Trainees zwischen 20 und 70 Jahren studieren die Kriegsgeschichte, nehmen Sprechunterricht bei TV-Ansagern und saugen die Geschichten der letzten Überlebenden in sich auf. Ziel der Initiative ist es, die Erinnerungen zu bewahren und auch kommenden Generationen eine Aufarbeitung von Mensch zu Mensch zu ermöglichen.
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