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Herbe Kursverluste

Gut einen Monat nach ihrer Schließung ist die griechische Börse in Athen am Montag wieder geöffnet worden. Der Leitindex stürzte gleich nach der Öffnung um 23 Prozent ab und lag mit 615,08 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Am Ende des Tages belief sich das Minus auf 16 Prozent. Der drastische Kurseinbruch war von Experten allerdings erwartet worden.

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Er folgte damit den Vorgaben des börsennotierte US-Fonds ETF auf griechische Aktien, der während der Zwangspause in Athen weiter gehandelt werden konnte. Dieser hatte seit Ende Juni etwas mehr als 20 Prozent verloren. Zahlreiche in dem Index enthaltenen Papiere sind inzwischen auf das Niveau von Penny-Stocks gefallen, kosten also weniger als einen Euro.

Börse in Athen

APA/EPA/Alexandros Vlachos

Die Athener Börse startete mit einem Rekordminus

Besonders hart traf es am Montag die griechischen Banken: Drei der fünf im heimischen Branchenindex notierten Aktien fielen um die täglich maximal möglichen 30 Prozent.

Weitere Verluste erwartet

Anschließend wurde der Handel mit diesen Papieren vorübergehend wieder ausgesetzt. „Es gibt noch nicht ausgeführte Verkaufsorders im Volumen von 100 Millionen Euro“, sagte Anlageberater Theodore Mouratidis. Daher müsse für Dienstag mit einem weiteren Kursrutsch gerechnet werden, falls nicht einige Anleger die Gelegenheit zum Einstieg nutzten. Händler und Fondsmanager rechnen in den nächsten Tagen mit weiteren Verlusten, vor allem bei Finanzwerten. „Es wird ein paar Tage dauern, bis der Markt wieder ins Gleichgewicht kommt“, sagte ein Börsianer in Athen.

Aber auch andere Großkonzerne büßten heftig ein, darunter der Stromversorger PPC, der Wettanbieter OPAP und der Telekommunikationskonzern OTE, an dem die Deutsche Telekom beteiligt ist. Der Radio- und TV-Sender Skai berichtete, bereits 40 Minuten nach Handelsbeginn seien durch die Kursverluste zehn Milliarden Euro verbrannt worden.

Einschränkungen für Anleger

Für den Börsenhandel gibt es nun Auflagen: Anleger, die ihr Geld bei griechischen Banken haben, werden bis auf Weiteres nur dann Aktien kaufen oder verkaufen können, wenn sie dafür Geldmittel aus dem Ausland bringen oder Bargeld anlegen, sagte der Präsident des Kapitalmarktkommitees, Kostas Botopoulos. Für ausländische Investoren gibt es keine Beschränkungen. Der Kurssturz in Athen ließ die Anleger anderer Börsen weitgehend kalt. Der DAX gewann zum Handelsende 1,19 Prozent, der EuroStoxx 50 stieg um 0,96 Prozent.

Griechen räumten Konten leer

Die Athener Regierung hatte Banken und Börse Ende Juni geschlossen, als die monatelangen Verhandlungen über die Bedingungen für weitere Finanzhilfen kurz vor dem Scheitern standen. Die drohende Pleite löste damals ein Börsenbeben aus. Aus Furcht vor dem „Grexit“ hatten die Griechen in den Tagen und Wochen zuvor ihre Konten leergeräumt und die heimischen Geldhäuser an den Rand des Ruins getrieben.

Diese konnten sich nur mit Hilfe von ELA-Notkrediten der EZB über Wasser halten. Mitte Juli einigte sich Griechenland mit seinen Gläubigern auf ein neues Hilfspaket und entging damit der Staatspleite nur knapp. Kurz darauf öffneten die Bankschalter wieder, die Kapitalkontrollen wurden aber nur gelockert und nicht aufgehoben. Es gelten Beschränkungen für Abhebungen.

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