Syrische Lebensrealität
Was hier zu sehen ist, ist schon der Idealfall. Denn diesen Menschen wird bereits geholfen. Insgesamt befinden sich in Jordanien zwischen einer und eineinhalb Millionen Syrer. 629.000 von ihnen sind registrierte Flüchtlinge. 80 Prozent von ihnen leben außerhalb von Camps. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie die Caritas versuchen, sie zu unterstützen.
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Abdel (rechts im Bild) und seine Familie. Die 14-jährige Tochter (ganz links) leidet unter einer mehrfachen Behinderung. Ihretwegen hat die Familie das Flüchtlingslager Saatari verlassen. Zu ungenügend war vor zwei Jahren dort noch die medizinische Versorgung (mittlerweile gibt es für 80.000 Bewohner vier Spitäler). Die beiden Burschen gehen in die Schule. Ihr Lieblingsfach ist Mathe. In ihrer Freizeit spielen sie am liebsten Fußball. Abdel selbst war in Syrien Bauarbeiter. Jetzt ist er zum Nichtstun verdammt. Wird man als Syrer dreimal bei der Schwarzarbeit erwischt, droht die Abschiebung.

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Abdel vor seinem behelfsmäßig abgedeckten Haus. Im Sommer wird es heiß, im Winter entsteht unter der Metalldecke Kondenswasser, das in die Wohnräume dringt. Als Abhilfe hat Abdel Stoffbahnen unter die Decke gehängt.

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Eine Syrerin mit neugeborenem Baby holt sich in Mafrak - in unmittelbarer Nähe der syrischen Grenze - Gutscheine ab. Bürokratie wird großgeschrieben in der Flüchtlingsadministration an Ort und Stelle. So soll sichergestellt werden, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie unmittelbar gebraucht wird.

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Trotz der enormen Hitze, des riesigen Andrangs und der angespannten Situation herrscht in den Sozialzentren ein hoher Grad an Höflichkeit und Ruhe vor. Geduldig wird stundenlang auf den Gutschein, den Arzttermin oder die Beratung gewartet.

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Betreuerinnen spielen in einem psychosozialen Zentrum in Zarka, ebenfalls nur wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, mit Kindern, veranstalten Workshops und arbeiten die Kriegs- und Fluchtvergangenheit auf. Eine Caritas-Mitarbeiterin sagt, dass manche Kinder vor lauter Verunsicherung und Verstörung nicht einmal einen Stift halten können - ganz zu schweigen von einer aktiven Teilnahme am Unterricht.

Ein Buch
Ein Viertel jener syrischen Kinder, die es in die jordanische Regelschule geschafft haben, verlässt sie schon bald wieder - und zwar wegen Mobbings. Die Stimmung in Jordanien dreht sich zu Ungunsten der Flüchtlinge. In den psychosozialen Zentren wird versucht, einigen der Kinder wieder Mut zu machen. Das Buch „Leave Me Alone“ liegt hier gleich zweimal auf.

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Zu den häufigsten Problemen der kriegstraumatisierten Kinder zählen Bettnässen und Angstzustände.

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Kinder in der Schule - aber nicht in der Regelschule. Hier werden sie in den Ferien betreut. Unter dem Schuljahr werden jene unterrichtet, die aus unterschiedlichen Gründen noch nicht - oder nicht mehr - eine normale jordanische Schule besuchen können. Jordanische Schulen sind mittlerweile so überlaufen, dass sie am Vormittag die erste Tranche an Schülern unterrichten und am Nachmittag die zweite. Damit sich das ausgeht, mussten Schulstunden gestrichen werden.

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Abd Al Malek und Salah. Die Burschen haben trotz aller Dramatik der Lebensumstände den Humor nicht verloren. Sie laden Fremde offenbar gerne zur Facebook-Freundschaft ein. Wie überall gilt auch hier: Dass sie Smartphones haben, bedeutet nicht, dass sie keine Hilfe brauchen. Die Telefone verbinden sie mit ihren Familien in der Heimat. Der tägliche Kontakt bedeutet: Alle leben noch. Das Smartphone ist deshalb vielen noch wichtiger als ein Dach über dem Kopf.

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Ja, sagen die Jugendlichen, sie sprechen auch untereinander über den Krieg. Es geht um das, was sie erlebt haben, um Verwandte, die noch in Syrien sind, darum, was gerade los ist an der Front, und auch um die Frage: „Zu wem hältst du?“ Wobei im Norden Jordaniens hauptsächlich Syrer untergebracht sind, die der Opposition näher stehen als der Regierung. Befürworter der Regierung Assad finden sich tendenziell öfter im Libanon.

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Er will nicht wie seine Freunde über den Krieg sprechen. Zu schwer wiegt die Trauer.

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Mit Klopapier einwickeln macht immer Spaß.

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Tayma (blaues Tuch) muss dauernd an den Krieg denken. Gemeinsam mit ihren Freundinnen lenkt sie sich ab: Facebook, WhatsApp, YouTube und Co. sind die Renner unter den Teenagern. Dieses Phänomen ist international (und nicht auf Teenager beschränkt).

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Dieser Bub gehört zur kleinen Gruppe christlicher irakischer Flüchtlinge, die in Jordanien betreut wird. Er, seine eigene und einige weitere Familien leben in Zarka in einer Unterkunft unter äußerst beengten Umständen. Die Zimmer der Familien sind nur durch dünne, nicht bis zur Decke reichende Zwischenwände getrennt.