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Loyalität zu Omar einte Taliban

Mullah Mohammed Omar war einer der meistgesuchten Männer der Welt. Auf seinen Kopf setzten die USA eine Prämie von zehn Mio. Dollar (rund neun Mio. Euro) aus. Seit dem Sturz der Taliban im Herbst 2001 im Zuge des US-geführten Einmarschs in Afghanistan wurde er in der Öffentlichkeit nicht mehr gesehen.

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Es wird vermutet, dass sich der nach einer Verletzung durch einen Granatsplitter einäugige Taliban-Führer in Pakistan versteckte. Dort soll er vor zwei Jahren gestorben sein. Er gilt als einigende Figur der Taliban. Er hatte die islamistische Rebellenbewegung während des Chaos Anfang der 1990er Jahre im Süden Afghanistans mit Studenten aus Koranschulen und jungen Männern aus Flüchtlingslagern gegründet, um örtlichen Kriegsherren entgegenzutreten.

Zuflucht für Osama bin Laden

Fotografien des 1959 oder 1960 in der Provinz Kandahar geborenen Islamisten sind selten. Der in Koranschulen erzogene Omar brach nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan 1979 seine Studien ab, um sich dem bewaffneten Kampf gegen die Sowjetunion anzuschließen. Er wurde Kommandant einer Mudschahedin-Truppe. Das kommunistische Regime wurde 1992 gestürzt, es kam zu einem Bürgerkrieg.

Von 1996 bis 2001 stand Omar dem Regime der Taliban in Kabul vor und setzte eine radikale Auslegung des islamischen Rechts durch. Die Weigerung der Taliban, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 an die USA auszuliefern, läutete den Sturz des Regimes ein. Noch Ende 2001 marschierten die US-geführten Truppen in Afghanistan ein.

Mythen „zementierten“ Macht

Immer wieder wurde der vermeintliche Tod des Anführers des im Bombenhagel untergegangenen „Islamischen Emirats Afghanistan“ vermeldet. Im August 1999 überlebte er ein Attentat, eine seiner vier Frauen soll aber durch die Autobombe getötet worden sein. Die Loyalität zum mythenumrankten Omar einte die Taliban. Thomas E. Gouttiere vom Afghanistan-Institut der Universität Nebraska ist laut einem Bericht der „New York Times“ („NYT“) der Überzeugung, dass Omar als Symbolfigur „die zentrifugale Kraft der Taliban“ bilde und eine ähnliche Rolle spiele wie früher Osama bin Laden für die Terrororganisation Al-Kaida.

Der pakistanische Journalist Rahimullah Yusufzai, der Omar vor 2001 mehrmals interviewte, sieht den Grund dafür weniger in der lediglich mäßigen Bildung und dem primitiven Weltbild des Taliban-Führers. Vielmehr hätten die Mythen rund um Omars Einsatz im Kampf gegen die sowjetischen Besatzer und dessen geglückte Befriedung der blutigen Fehden zwischen den afghanischen Warlords in den frühen 1990er Jahren dessen Macht „zementiert“.

„Besonderer Sinn für Humor“

Zur Legendenbildung habe zudem die Omar zugesprochene Enthaltsamkeit beigetragen. Die „NYT“ verwies in diesem Zusammenhang auf eine undatierte Biografie, der zufolge Omar bereits als Jugendlicher eine einfache Suppe mit altem Brot den ihm angebotenen Delikatessen vorgezogen habe. In einer vor wenigen Monaten von den Taliban veröffentlichten Biografie über Omar hieß es, dass er einen „besonderen Sinn für Humor“ habe.

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