Lagerstätten in Sibirien im Visier
Der neue OMV-Vorstandschef Rainer Seele will gemeinsam mit dem russischen Energiekonzern Gasprom Teile einer Lagerstätte in Sibirien ausbeuten. Diese zählt zu den weltweit größten Öl- und Gasfeldern.
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Die Chancen, in den riesigen, rohstoffreichen Weiten Russlands in die Produktion einzusteigen, stuft Seele inzwischen ungeachtet der andauernden Spannungen mit dem Westen wegen der Ukraine-Krise als gut ein, wie er in einem Video zu seinem Amtsantritt Anfang Juli sagte. Schon zuvor hatte er angekündigt, künftig mit Gasprom zusammenarbeiten zu wollen.
Unterzeichnet wurde diese Absichtserklärung formal noch von OMV-Vorstand Manfred Leitner. Die Fäden im Hintergrund zog aber bereits Seele. Konkret geht es um eine Minderheitsbeteiligung an Teilen des Öl- und Gasfeldes Urengoy - exakt jenes Gebiet in der Nähe des Polarkreises, an dem eigentlich Wintershall, Seeles bisheriger Arbeitgeber, einen weiteren Anteil erhalten sollte.
Sorge vor größerer Abhängigkeit von Russland
Der geplante Milliardendeal zwischen den Deutschen und dem russischen Gasriesen war im Dezember wegen der Ukraine-Krise geplatzt. Wintershall hätte ein Viertel der Lagerstätte erhalten und im Gegenzug das deutsche Gashandels- und Gasspeichergeschäft abgegeben sollen. Kritiker in Deutschland befürchteten damals, dass sich durch das Geschäft die Abhängigkeit von Russland bei der Gasversorgung noch vergrößern könnte.
Seele hatte in seiner Zeit bei Wintershall eng mit Gasprom zusammengearbeitet. „Er weiß, wie es in Russland läuft. Ohne staatlichen Partner geht gar nichts“, sagte ein Insider, der den neuen OMV-Chef gut kennt, gegenüber Reuters. Wintershall und Gasprom vereinbarten bereits vor vielen Jahren eine Zusammenarbeit bei der Öl- und Gasförderung in Russland. Mit dem deutsch-russischen Joint Venture Achimgas fördert Wintershall bereits in einem anderen Teil der Urengoy-Lagerstätte in Sibirien.
Gasprom kein Neuland
Aber auch für die OMV sind Geschäfte mit Gasprom kein völliges Neuland. Österreich war einst der erste westliche Staat, der langfristige Energielieferverträge mit Russland bekam. In den 1990er Jahren hatte die OMV zuletzt versucht, dort Fuß zu fassen. Auch aus der jüngst geplanten Zusammenarbeit der beiden Konzerne bei der Gaspipeline „South Stream“ wurde nichts. Russland stoppte die Bauarbeiten für die Pipeline, die die Ukraine umgangen hätte.
Die Verhandlungen zwischen der OMV und Gasprom sind nach Darstellung eines Gasprom-Insiders noch im Anfangsstadium. Im Falle einer Einigung soll das Geschäft - so wie beim geplatzten Wintershall-Gasprom-Deal - über einen Anteilstausch abgewickelt werden. Welche Anteile die OMV hergeben würde, ließ der Konzern bis dato offen.
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