Konzern will weiter zukaufen
Der Glücksspielkonzern Novomatic ist bei der Casinos Austria AG (CasAG) eingestiegen, wie das Unternehmen am Sonntag bekanntgegeben hat. Novomatic habe für die Beteiligungen der MTB Privatstiftung (16,8 Prozent) und der Leipnik-Lundenburger Invest (indirekt 11,34 Prozent) verbindliche Angebote gelegt, die angenommen wurden, teilte der Konzern am Sonntag mit.
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Der Abschluss der beiden Transaktionen erfolge „vorbehaltlich diverser öffentlich-rechtlicher und gesellschaftsrechtlicher Genehmigungen sowie formaler Zustimmungserfordernisse“. Über den jeweiligen Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Zusammen hat sich der niederösterreichische Glücksspielriese damit 28,14 Prozent an den Casinos gesichert.
Der Glücksspielkonzern Novomatic will seine Beteiligung an den Casinos Austria gleich weiter ausbauen. „Sollten weitere Anteile zu einem angemessenen Preis angeboten werden, ist Novomatic an einem Erwerb interessiert“, hieß es in der Aussendung des Unternehmens am Sonntag.
LLI-Chef Josef Pröll mit Deal zufrieden
Die Medial-Gesellschaft hält 38,29 Prozent an der CasAG mit wiederum mehreren Eigentümern, etwa der Raiffeisen-Tochter Leipnik Lundenburger (LLI). Die LLI habe ein verbindliches Angebot der Novomatic zur Übernahme ihrer rund 29,6 Prozent Geschäftsanteile an der Medial (entspricht einer indirekten Beteiligung an der CasAG von 11,34 Prozent) angenommen.
Der Generaldirektor der LLI, Josef Pröll, zeigte sich in einer Aussendung zufrieden mit dem Deal. Der Verkauf der Casinos-Anteile sei ein „konsequenter weiterer Schritt der Strukturbereinigung der LLI“. Künftig wolle sich das Unternehmen strategisch auf klar umrissene Geschäftsfelder und Märkte im Agrar- und Lebensmittelbereich konzentrieren.

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Die weiteren Beteiligten an der Medial sind der Versicherer UNIQA, die Vienna Insurance Group (VIG) und das Bankhaus Schelhammer & Schattera. Auch bei der UNIQA liegt offenbar ein unterschriftsreifes Offert auf dem Tisch, über das dort nächste Woche entschieden werden soll. Ein Gutachten der KPMG im Auftrag der Medial soll zu einem Wert der CasAG zwischen 440 und 500 Mio. Euro gekommen sein. Das Angebot der Novomatic soll „gut liegen“, wie es in der Zeitung weiter hieß. Mit dem Verkauf der Anteile von Leipnik Lundenburger und UNIQA käme Novomatic schon auf einen Anteil von 22 Prozent an der CasAG.
Dritteleigentümerschaft in Reichweite
Ob die anderen CasAG-Miteigentümer in der Medial, das Bankhaus Schelhammer & Schattera und die VIG ihre Anteile an den Casinos an die Novomatic verkaufen, sei, so der „Kurier“, noch offen. Schelhammer & Schattera hält außerdem allein unter eigenem Namen weitere 5,3 Prozent an der CasAG. Unklar ist, ob Novomatic auch wegen dieses Anteils in Verhandlungen mit dem Bankhaus steht. Damit bleiben noch zwei weitere Aktionärsgruppen: der Staat mit den Österreichischen Bundes- und Industriebeteiligungen (ÖBIB) mit 33,24 Prozent Eigentum an der CasAG sowie Kleinaktionäre, die in Summe 23,2 Prozent der Aktien halten.
ÖBIB erkennt Wertsteigerung
Die ÖBIB sieht in einer Vereinfachung der Eigentümerstruktur der CasAG eine Wertsteigerung. Indirekt wird damit der Einstieg der Novomatic in die Casinos eher begrüßt. „Eine Vereinfachung der Eigentümerstruktur wäre ganz im Sinne der ÖBIB.“ Wie die endgültige Eigentümerstruktur aussehen werde, sei jedoch wegen der aufrechten Vorkaufsrechte der Syndikatspartner noch nicht absehbar, so die Chefin der Staatsholding, Martha Oberndorfer, am Sonntag in einer Aussendung.
Ziel der ÖBIB sei es, den Wert ihrer Anteile zu erhalten und zu steigern. Nachdem es im März 2015 durch die Äußerung der Verkaufsabsicht eines Syndikatspartners der CasAG zur Auslösung von Vorkaufsrechten und Fristen innerhalb des Syndikates gekommen ist, habe die ÖBIB den Erwerb weiterer Anteile geprüft und ein Angebot auf Basis von zwei unabhängigen Wertgutachten gelegt.
Novomatic-Angebote deutlich über ÖBIB-Angeboten
„Die nun gebotenen und deutlich höheren Kaufpreise wären für die ÖBIB aufgrund ihrer öffentlichen Verantwortung und Sorgfaltspflicht sowie mangels einer rechtlichen Grundlage für die Zahlung einer Prämie nicht darstellbar gewesen“, teilte die Staatsholding mit.
Die Novomatic hat also die ÖBIB deutlich überboten. Die Bewertung des Marktes habe bereits zu einer Wertsteigerung der CasAG und somit auch der von der ÖBIB gehaltenen Anteile geführt. „Die ÖBIB wird auch in Zukunft, unabhängig von möglichen strategischen Partnern, wesentlichen Einfluss ausüben. Ob die ÖBIB selbst in die Angebote einsteigt, wird in den nächsten Wochen geprüft“, heißt es in der Aussendung.
Überraschender Coup schon am Donnerstag
Schon am Donnerstag war klar geworden, dass Novomatic in CasAG-Gefilden wildert: Da kauften die Niederösterreicher die Anteile der Banken Erste, BAWAG, P.S.K. und immigon („Bad Bank“ der ÖVAG) an den Österreichischen Lotterien, die ihrerseits zu 68 Prozent eine CasAG-Tochter sind. Damit steckte Novomatic seinen Anteil an den Lotterien von acht auf 18 Prozent auf. Novomatic erklärte dabei, ein „nachhaltiger und stabiler heimischer Mitgesellschafter der Österreichischen Lotterien GmbH“ sein zu wollen.
Erst im Juni 2015 ist der Gumpoldskirchner Konzern überraschend mit knapp acht Prozent bei den Lotterien eingestiegen - just nachdem Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) bekanntgegeben hatte, den teilstaatlichen Casinos-Austria-Konzern voll verstaatlichen zu wollen. Damit hätte er die Anteile später möglichst gewinnbringend weitergeben können. In den nunmehrigen CasAG-Aktienkauf im großen Stil soll, so der „Kurier“, Schelling eingeweiht gewesen sein.
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