Unterlegener Bieter will nachbessern
Der österreichisch-britische Glücksspielanbieter bwin.party geht an den Konkurrenten 888 Holdings. Man habe vereinbart, bwin.party für fast 900 Mio. Pfund (1,29 Mrd. Euro) zu kaufen, teilte 888 Holdings letzte Woche mit. Der Kaufpreis soll in bar und in Aktien bezahlt werden. 888 Holdings setzte sich gegen ein 908 Mio. Pfund schweres Angebot von GVC Holdings durch. Ganz sicher ist die Entscheidung aber nicht: GVC überlegt noch, ein höheres Angebot auf den Tisch zu legen.
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Das Angebot von 888 beläuft sich auf 104,09 Pence je bwin.party-Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von gut 16 Prozent gegenüber Mitte Mai, als die Verhandlungen beider Unternehmen begannen. Das Offert besteht aus 39,45 Pence in bar und 0,404 neuen 888-Aktien pro bwin-Papier. Nach dem Abschluss des Deals werden die bwin-Aktionäre den Angaben zufolge 48,9 Prozent des fusionierten Unternehmens besitzen. Die bwin.party-Aktionäre müssen dem 888-Deal noch zustimmen.
Branche unter Druck
888 ist an der Londoner Börse 572 Mio. Pfund wert, bwin.partys Marktkapitalisierung beträgt 848 Mio. Pfund. Laut Reuters hatte 888 Holdings im Mai erklärt, dass bwin-Aktionäre, die zusammen 59 Prozent der Anteile halten, sich verpflichtet hätten, für die Transaktion zu stimmen. Bwin.party teilte am Freitag letzter Woche mit, das Übernahmeangebot zu empfehlen.
Mit der Übernahme kann der fusionierte Konzern künftig mehr Produkte anbieten und zudem Kosten einsparen. Die Synergien sollen bis 2018 mindestens 70 Mio. Dollar jährlich betragen. Die Glücksspielbranche steht unter Druck, weil die Steuerbelastung und die Auflagen der zuständigen Behörden zunehmen. Außerdem müssen viele Anbieter mehr Geld in die Technologie und Werbung stecken.
Bwin.party hat im ersten Quartal 2015 mit 155,3 Mio. Euro um sechs Prozent weniger umgesetzt. Die Zahl der aktiven Spielertage ging ebenso um elf Prozent zurück wie jene der Kunden, die täglich zocken. Im Sportwettenbereich haben Kunden zwar mehr Wetten platziert, für bwin.party ungünstige Fußballergebnisse haben aber die Gewinnmarge gedrückt.
Bwin.party-Chef soll im Geschäft bleiben
Laut einem früheren Bericht des britischen „Telegraph“ könnte bwin.party-Chef Norbert Teufelberger bei einem Verkauf mindestens 17 Mio. Pfund kassieren. Der Österreicher Teufelberger hält 13,3 Mio. Aktien, die laut Berechnung des kanadischen Onlinepokeranbieters Amaya und der GVC 17 Mio. Pfund wert sind.
Teufelberger soll dem 888-Management künftig beratend zur Seite stehen, geht aus den Angebotsunterlagen hervor. Darin werden ihm allerdings nur knapp 12,2 Mio. Aktien zugerechnet, das ist ein Anteil von 1,47 Prozent an bwin.party.
Als betandwin gegründet
Gegen eine Übernahme hat sich zuletzt der Industrielle Hannes Androsch ausgesprochen. Androsch, der etwa vier Prozent der Aktien hält, sagte, er sei „nicht so scharf darauf“, dass die Firma von anderen Investoren übernommen wird. „Ich bin dafür, dass wir alleine weitertun“, sagte Androsch Ende Mai im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien.
Die österreichisch-britische bwin.party digital entertainment plc mit Börsennotiz in London hat sich 2014 selbst zum Verkauf gestellt. Der Vorläufer, das Wiener Internet-Start-up betandwin, war 1997 von Manfred Bodner und dem nunmehrigen bwin.party-Chef Teufelberger gegründet worden. Betandwin heißt seit 2006 bwin und fusionierte 2011 mit der britischen PartyGaming.
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