Auch Bürgermeisterin protestiert
Das genaue Datum wird geheim gehalten, aber am Samstag soll es so weit sein: Der saudi-arabische König Salman ibn Abd al-Asis Al Saud tritt seinen Sommerurlaub an der französischen Riviera an. Auf Gegenliebe bei den Einheimischen braucht er nicht zu hoffen, im Gegenteil: Eine Petition gegen die saudische Okkupation von öffentlichem Gebiet rund um Salmans Anwesen in Vallauris findet immer mehr Unterstützer.
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Weit über 100.000 Menschen sprachen sich bereits gegen das gelinde gesagt selbstbewusste Auftreten der Saudis in der Gegend zwischen Nizza und Cannes aus. So wurden etwa ohne Genehmigung in einen öffentlichen Strand Betonfundamente eingegossen, damit Salman und seine Entourage per - gerade in Bau befindlichem - Aufzug ohne Stufensteigen bis ans Meer kommen. Ohnehin wurde der Strand für die Dauer des Aufenthaltes für „Normalsterbliche“ gesperrt.
„Sie sollten uns schwimmen gehen lassen“
Was die Ortsansässigen noch mehr empörte, ist die Willfährigkeit der örtlichen Behörden: Hatte es anfangs etwa geheißen, die eigenmächtig errichteten Betonfundamente für den Aufzug seien selbstverständlich wieder zu entfernen, gaben die Beamten später klein bei und genehmigten das Bauvorhaben im Nachhinein. Es sei ohnehin nur temporär, wurde als Begründung angegeben. Das Anwesen des saudischen Herrscherhauses liegt direkt oberhalb des Strandes.

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„Nein zu den Bauarbeiten“, ritzten Empörte in den noch feuchten Beton
In der Petition werden die Behörden aufgefordert, den Strand als „öffentliches Eigentum“ für alle offen zu halten. Der „Grundsatz der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz“ müsse garantiert werden. Eine Bewohnerin von Vallauris sagte, sie habe das ganze Theater „satt“. Natürlich müsse die Sicherheit des Königs gewährleistet werden, aber „sie sollten uns schwimmen gehen lassen“. Boote müssen während Salmans Aufenthalt mindestens 300 Meter Abstand zum Strand halten.
Bauarbeiten nach Lust und Laune
Schon die Absperrungen sorgten für Unmut. Endgültig kippte die Stimmung aber, als sich die Saudis im Vorfeld des Besuchs wiederholt über Vorschriften hinwegsetzten, ohne dass das Folgen gehabt hätte. Neben dem Aufzug wurde auch schon vor Tagen der Strand nach eigenem Gutdünken abgesperrt, zudem wurde ein Steg vom Grundstück zur Küste errichtet - wiederum ohne Baugenehmigung. Auch Vallauris’ Bürgermeisterin Michelle Salucki schloss sich danach den Protestierenden an.

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Allen Protesten zum Trotz: Der Bau des Strandlifts schreitet fort.
Die französische Polizei wird mit zahlreichen Beamten die Umgebung des Anwesens sichern, das 1979 von der saudi-arabischen Herrscherfamilie erworben wurde und sich einen Kilometer an der Mittelmeerküste entlangzieht. Salmans eigener Tross umfasst rund 1.000 Menschen, wovon angeblich 700 Mitglieder des Hofstaates sind. In den Luxushotels in Cannes und Umgebung wurden mehr als 450 Zimmer für sie reserviert.
Es gibt „nur eine Realität“
Dass die Behörden bei den Aktionen von Salmans Entourage beide Augen zudrücken, ist dem höheren politischen Zweck geschuldet: Dass Europa hinter dem Iran-Abkommen steht, empört Saudi-Arabien, das den geopolitischen Gegenspieler gern weiter isoliert gesehen hätte. Gerade Frankreich hatte sich mit einer harten Haltung gegenüber dem Iran in den letzten drei Jahren Freunde in Saudi-Arabien gemacht und fürchtet nun um die wirtschaftlich bedeutenden Früchte dieser Freundschaft.
Wenn Frankreich nett zu Salman ist, ist das damit auch ein Dienst an der gesamten EU. Kommende Woche bricht etwa EU-Außenrepräsentantin Francesca Mogherini zur Besänftigung der Spannungen mit dem ölreichen Königtum nach Riad auf. Auch an der französischen Riviera sieht man zum Unterschied von der „künstlichen“ Aufregung um die Saudi-Okkupation „nur eine Realität“, wie ein örtlicher Hoteldirektor vor dem Besuch sagte: und zwar jene „der wirtschaftlichen Auswirkung auf uns, aber auch die Restaurants, Fahrer und all jene, die für die Villa arbeiten“.
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