Caritas schlägt Alarm
In der Erstaufnahmestelle Traiskirchen in Niederösterreich waren in der Nacht auf Freitag mehr als 300 Asylwerber in eine Schlägerei verwickelt. Eine Somalierin und eine Polizeibeamtin wurden verletzt. Der Grund für die Auseinandersetzung sei noch Gegenstand von Ermittlungen, sagte Polizeisprecher Markus Haindl zur APA. NGOs berichten von „unhaltbaren“ Zuständen im Lager.
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In die Handgreiflichkeiten involviert waren somalische und afghanische Asylwerber. Laut Haindl kam es auch zu Sachbeschädigung im Bereich der Betreuungsstelle. Unter anderem wurde der Schranken im Zugangsbereich in Mitleidenschaft gezogen.
Die Auseinandersetzung wurde dem Sprecher zufolge erst nach Mitternacht in einem Polizeieinsatz unter Kontrolle gebracht. Es habe vorerst keine Festnahmen gegeben. Wer die Asylwerberin und die Polizeibeamtin verletzt hatte, war ebenfalls noch Gegenstand von Ermittlungen. Schon am Montag war es bei der Geldauszahlung in Traiskirchen vorübergehend zu einem Tumult gekommen.
Appell an Politiker
Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter hatte schon am Donnerstag an die verantwortlichen Politiker in Bund und Ländern appelliert, sich an der Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ein Beispiel zu nehmen und dazu beizutragen, „dass die Bilder obdachloser Kinder in Traiskirchen endlich der Vergangenheit angehören“.
Schlägerei in Traiskirchen
Im Flüchtlingslager in Traiskirchen leben 3.500 Menschen auf engstem Raum. Am Donnerstag brach eine Schlägerei unter Flüchtlingen aus.
Wachter verwies in einer Aussendung darauf, dass die Caritas gemeinsam mit Pfarren und Klöstern österreichweit mehr als 4.400 Asylwerber im Rahmen der Grundversorgung versorge - das sind knapp zehn Prozent der insgesamt 43.000 Asylwerber in Grundversorgung. Zusätzlich werden 10.500 Menschen mobil betreut. Der Generalsekretär versicherte, dass die Caritas bereitstehe, zusätzliche Quartiere anzubieten.
Aufschrei der Helfer
Noch drastischer Worte kamen am Freitag vom Caritas-Omni.Bus-Team, das in Traiskirchen arbeitet: „Jeden Tag hören wir mehr über die katastrophale Situation im Lager“, schreiben die Mitarbeiter auf ihrer Facebook-Seite. Mittlerweile seien es keine Einzelfälle, die sich beklagen und sogar Selbstmordabsichten äußern. Jugendliche würden Gewaltübergriffe schildern, offenbar litten viele unter Magenproblemen, und „niemand interessiert sich dafür“. Tausende Menschen seien in „ein zu kleines Lager gepfercht“. Die Bundesregierung wird gefragt, was sie tut, um das Lager zu entlasten.

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Die Caritas veröffentlicht Bilder von den aktuellen Zuständen in Traiskirchen
Länder bei Plätzen säumig
Doch die große Lösung lässt weiterhin auf sich warten: Das einzige konkrete Ergebnis des mit einem Eklat zwischen Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und schwarzen Ländern geendeten Asylgipfels vom 24. Juni war, dass die Bundesländer bis Ende Juli 6.500 zusätzliche Asylplätze zur Verfügung stellen werden. Eine Woche vor Ende dieser Frist ist man vom Ziel freilich wieder einmal weit entfernt.
Wie das Innenministerium am Freitag auf Anfrage der APA bekanntgab, fehlen mit Stand Freitag 3.500 Plätze und damit mehr als die Hälfte. Ein Hoffnungsschimmer ergibt sich aus der vom Innenressort gestarteten Suche nach Privatunterkünften. Gezählt wurden hier bisher 117 private Quartierangebote mit einer maximalen Kapazität von 1.985 Plätzen. Diese Unterkünfte werden jetzt von jenen Ländern, die unter 100 Prozent Quotenerfüllung liegen, geprüft.
Weiter nur zwei Länder erfüllen Quote
Derzeit sind es überhaupt nur noch zwei Länder, die ihre Vorgaben einhalten, wenn man die vom Bund errichteten Notquartiere wie Zeltlager und Turnsäle abzieht. An der Spitze liegt Niederösterreich dank der völlig überfüllten Bundesbetreuungsstelle Traiskirchen gefolgt von Wien.
Relativ knapp an der Quotenerfüllung dran sind Vorarlberg, die Steiermark und Oberösterreich. In dieser Quotenaufstellung die stärkste Abweichung vom Soll weisen das Burgenland, Salzburg und Kärnten auf, die jeweils unter 90 Prozent liegen. Gesamt leben derzeit 1.083 Flüchtlinge in Zelten. 133 sind in Turnsälen der Polizei untergebracht.
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