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Wachsender Bedarf schafft Probleme

Palmöl ist weltweit das wichtigste Pflanzenöl und findet sich als Bestandteil von Margarine, Süßwaren, Fertigmahlzeiten über Reinigungsmitteln und Seife bis zu Industrieschmierstoffen wieder. Die Anbaufläche für Palmöl hat sich seit den 60er Jahren alle zehn Jahre verdoppelt.

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Rund 60 Millionen Tonnen Palmöl werden pro Jahr internationalen Statistiken zufolge hergestellt, vor allem in tropischen Entwicklungs- und Schwellenländern. Indonesien ist mit 30 Millionen Tonnen größter Produzent, gefolgt von Malaysia mit 20 Millionen Tonnen. Afrika legt derzeit kräftig zu.

Zudem sind Ölpalmen äußerst ertragreich. Palmenplantagen bringen 3,7 Tonnen Öl pro Hektar. Sojabohnen kommen auf 0,8 Tonnen pro Hektar, Sonnenblumen auf 0,9 und Raps auf 1,3 Tonnen. Zudem machen die geringen Produktionskosten Palmöl zum günstigsten Pflanzenöl.

Konzerne kämpfen gegen schlechtes Image

Doch Palmöl kämpft schon länger mit einem schlechten Ruf. So versichert der italienische Nutella-Hersteller Ferrero immer wieder, man habe sich verpflichtet, nur nachhaltiges Palmöl zu verwenden. Für die Plantagen würden keine Primärwälder gerodet, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Erst unlängst musste sich die französische Umweltministerin Segolene Royal öffentlich entschuldigen, weil sie aufgrund der Palmölbestandteile zum Boykott des Brotaufstrichs aufgerufen hatte.

Zertifiziertes Palmöl gibt es seit 2008. Die Organisation Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO), ein Zusammenschluss aus Bauern, Händlern, Produzenten, Banken und Nichtregierungsorganisationen, vergibt die Siegel. 20 Prozent der globalen Produktion erhielten den Stempel bereits, heißt es auf der RSPO-Homepage. Doch zwei Mitglieder dieser Runde, die singapurischen Produzenten Wilmar und Golden Agri Resources, gerieten zuletzt wegen ihrer fragwürdigen Landbeschaffung in Westafrika in die Kritik.

Zerstörung von Regenwald geht weiter

Der RSPO sei kein Ökolabel, betont auch die Umweltschutzorganisation WWF. Vielmehr gehe es darum, dass auf den Plantagen freiwillig mehr für Umweltschutz und Menschenrechte getan wird als gesetzlich vorgeschrieben. Also: sparsamer Pestizideinsatz, besseres Wassermanagement, schonende Entsorgung der Abfälle, Fürsorge für die Mitarbeiter. Außerdem gibt es das Siegel nur für Flächen, für die seit 2005 kein Regenwald zerstört wurde.

Die Abholzung aber geht weiter - schließlich sind 80 Prozent des Palmöls nicht zertifiziert. Kein anderer Faktor sei in den vergangen Jahren so sehr für die Zerstörung der indonesischen Wälder verantwortlich wie Palmöl, sagt der dortige Greenpeace-Aktivist Bustar Maitar. „Die meisten der großen Produzenten in Indonesiens Zellstoff- und Palmölindustrie haben sich dazu verpflichtet, die Abholzung zu stoppen. Aber wir sehen davon noch nichts“, sagt er.

Keine Alternativen

Dem gegenüber stehen Arbeitsplätze für 200.000 Kleinbauern, wie der malaysische Palmölrat, der die Anbauer vertritt, erklärt. Für viele sei das Pflanzen der Palmen ein Weg aus der Armut. Außerdem sei Palmöl das ertragreichste Pflanzenöl - für die Gewinnung jedes anderen Öls müssten also an anderer Stelle viel mehr Flächen aufgetan werden.

„Ein Boykott von Palmöl wird das Problem nicht lösen“, meint auch WWF-Sprecherin Ilka Petersen. Denn die Substitute seien kaum besser: Für Kokosöl müssten Plantagen in den Philippinen und Indonesien geschaffen werden, für Soja in Lateinamerika. Und Sonnenblumen- und Rapsöl benötigten viel größere Flächen pro Liter Öl. „Da kommt man vom Regen in die Traufe.“

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