„Wie sich stumpfe Leute beleidigen“
Der deutsche TV- und Kinostar Til Schweiger ist derzeit auf einen Teil seiner - recht großen - Fangemeinde gar nicht gut zu sprechen. Nachdem rassistische Kommentare auf seiner Seite im Sozialen Netzwerk Facebook aufgetaucht waren, schimpfte Schweiger drauflos. Nun spricht er davon, dass die „Leute abgestumpft“ seien.
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Im ARD-„Nachtmagazin“ machte der TV-Star ausgerechnet das Fernsehen für die Verrohung im Internet mitverantwortlich, genauer Reality-Formate. Er sei „ja kein Sozialforscher“, sagte Schweiger, aber es gebe „wohl offensichtlich mehr Menschen mit - sag ich mal - sehr rechtem Gedankengut, als uns lieb ist“. Und dann gebe es jene, die nicht nachdenken. Viele Leute säßen den ganzen Tag vor dem Fernseher und sähen sich in Reality-Shows an, „wie sich stumpfe Leute gegenseitig beleidigen, runtermachen, dissen. Und das prallt nicht an einem ab.“
„Shitstorm“ nach Aufruf für Flüchtlingshilfsaktion
„Das deutsche Fernsehen trägt seinen Teil dazu bei, dass Leute so abgestumpft sind“, meinte der 51-jährige Serien- und Kinostar („Lindenstraße“, „Die Kommissarin“, „Tatort“, „Der bewegte Mann“, „Keinohrhasen“, „Inglourious Basterds“). Begonnen hatte der Disput mit einem Teil seiner Fans - auf Facebook hat Schweiger 1,3 Millionen davon - am Wochenende.
Schweiger hatte am Samstag via Facebook dazu aufgerufen, eine Spendenaktion des „Hamburger Abendblatts“ zu unterstützen, diese wurde am Ende auch ein Erfolg. Zuvor wehte allerdings ein „Shitstorm“ über die Facebook-Seite des Stars. Binnen kürzester Zeit tauchten unzählige ausländerfeindliche Kommentare auf.
„Ihr seid zum Kotzen! Wirklich! Verpisst Euch ...“
Schweiger reagierte recht heftig. „Oh Mann - ich habs befuerchtet!! Ihr seid zum Kotzen! Wirklich! Verpisst Euch von meiner Seite, empathieloses Pack! Mir wird schlecht!!!“, postete Schweiger keine 15 Minuten nach seinem Spendenaufruf. „Wenn man nichts spenden will, ist das ja auch okay. Aber dann sollte man es einfach dabei belassen“, sagte Schweiger später der deutschen „Bild“-Zeitung.

Facebook
Wenn er die hasserfüllten Kommentare lese, platze ihm der Kragen: „Das ist so furchtbar! Für diese Menschen in Deutschland schäme ich mich.“ Immer, wenn er etwas mit Empathie in Sozialen Netzwerken schreibe, wisse er fast schon vorher, dass es einen „Shitstorm“ geben werde: „Was ist nur los mit den Leuten? Eigentlich können diese Menschen einem wirklich leidtun.“
Zwischen „prollige Reaktion“ und „heult nicht“
Für seine Reaktion erntete Schweiger Lob und Kritik, einerseits für seine klaren Worte gegen Ausländerfeindlichkeit, andererseits dafür, dass diese doch recht deftig ausgefallen waren. „Ob man Menschen, die nicht die gleiche Meinung haben, so beschimpfen muss? Vorbildfunktion und so? Schade, hatte mehr Niveau von Til Schweiger erwartet“, hinterließ eine Frau auf seiner Facebook-Seite als Kommentar.
Ein Mann schrieb: „Mann, mann, mann, Herr Schweiger, was ist DAS für eine ärmliche und prollige Reaktion! Wir lebenin [sic!] einer Demokratie, in der JEDER auch mal eine andere Meinung haben darf, als Sie. Schon bemerkt??? Oder fehlt Ihnen dazu wirklich etwas?“ Ein weiterer: „Ich habe Til Schweiger nie so gemocht, jetzt aber ist er mir sehr sehr sympathisch und ich habe seine seine [sic!] Seite geliked.“
Eine Frau war wieder anderer Meinung: „Lieber Til Schweiger, ich finde Ihre Aussagen auch zum Kotzen und mir wird auch schlecht. Schließlich darf jeder seine eigene Meinung haben, ohne dafür doof angemacht zu werden.“ Die Antwort einer weiteren Frau darauf: „Heult nicht, er ist ein mensch wie du und ich und er kann auch genau so reden wie wir, wenn wir uns über irgendetwas aufregen. kommt runter“.
Schweiger mag trotzdem kein „Gutmenschentum“
Im „Nachtmagazin“ sagte Schweiger, er werde sich weiter für Flüchtlinge einsetzen. „In dem Moment, wo ich aufhöre, das zu tun, lebe ich nicht mehr in einer Demokratie, das ist ja genau das, was die Leute wollen.“ Schweiger nimmt sich selten ein Blatt vor den Mund. 2011 forderte er in der Talkshow „Markus Lanz“ im ZDF härtere Strafen und eine Meldepflicht für Sexualstraftäter. „Ich höre immer nur: ‚Ja, der Täter, dem geben wir jetzt mal lieber Bewährung‘ oder ‚Sicherheitsverwahrung ist menschenunwürdig.‘ Ich höre nie, was aus den Opfern wird.“
Nach lautstarkem Applaus legte er nach: „Das ist dieses deutsche Gutmenschentum, das mich so ankotzt. Du kannst heute jemanden vergewaltigen (…), kriegst Bewährung und kannst es wieder tun. Das ist so beschissen in diesem Land.“
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