Unangekündigte Alkohol- und Drogentests
Von Piloten absichtlich herbeigeführte Flugkatastrophen wie der Germanwings-Absturz vor vier Monaten sollen künftig unter anderem mit Hilfe psychologischer Untersuchungen verhindert werden. Eine EU-Arbeitsgruppe empfahl Mitte Juli verpflichtende psychologische Tests für Piloten während ihrer Ausbildung oder vor Dienstantritt.
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Die Experten sprachen sich auch für unangekündigte Alkohol- und Drogentests sowie für die Einrichtung einer europaweiten Datenbank für Flugmediziner mit Angaben zu Piloten aus.
Beim Absturz eines Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen, unter ihnen 72 Deutsche. Den Ermittlungen zufolge ließ der Kopilot Andreas Lubitz den Airbus absichtlich abstürzen, offenbar um sich das Leben zu nehmen. Den Flugkapitän hatte er zuvor aus dem Cockpit ausgesperrt. Der 27-Jährige hatte seit längerer Zeit unter Depressionen gelitten.
„Damit sich so eine Tragödie nicht mehr ereignet“
„Dieser Bericht ist das Ergebnis einer tiefgehenden Analyse mit praktischen Empfehlungen, damit sich eine solche Tragödie nicht mehr ereignet“, erklärte der Leiter der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA, Patrick Ky, der die EU-Arbeitsgruppe leitete. Insgesamt unterbreiteten die Experten der EU-Kommission, die den Bericht in Auftrag gegeben hatte, sechs Empfehlungen.
Eine Datenbank mit Angaben zu möglichen gesundheitlichen Problemen von Piloten soll „den Austausch von Informationen erleichtern“. Damit soll verhindert werden, dass Piloten Gesundheitsprobleme verheimlichen. Den französischen Ermittlern zufolge suchte Lubitz binnen fünf Jahren 41 Ärzte auf - konnte aber trotzdem Passagiermaschinen fliegen. Mit ihren Vorschlägen werde ein „Gleichgewicht zwischen Ärztegeheimnis und Sicherheit“ erreicht, erklärte die EASA.
Bessere psychologische Betreuung
Angeregt werden auch eine bessere psychologische Betreuung für Piloten, eine bessere psychologische Ausbildung für Flugmediziner, die Piloten untersuchen, sowie die Bildung von „Netzwerken“ von Flugmedizinern. Die empfohlenen Alkohol- und Drogentests werden in dem Bericht damit begründet, dass Alkohol- und Drogenmissbrauch die mentale Gesundheit von Piloten beeinträchtigen könnten.
Die bereits nach dem Airbus-Absturz ausgesprochene Empfehlung, dass ein Pilot sich nie alleine im Cockpit aufhalten soll, werde aufrechterhalten, heißt es in dem Bericht weiter. Diese Maßnahme, wonach ein anderes Crewmitglied ins Cockpit geht, wenn ein Pilot beispielsweise auf die Toilette muss, wird von der europäischen Fluggesellschaft bereits weitestgehend umgesetzt. Der aus dem Cockpit ausgesperrte Germanwings-Flugkapitän hatte vor dem Absturz noch verzweifelt versucht, die Tür zu öffnen - ohne Erfolg. Niemand konnte den allein im Cockpit gebliebenen Lubitz an seinem Vorhaben hindern.
EU-Kommission prüft
Der Bericht wird nun von der EU-Kommission geprüft, die über eine Änderung von Vorschriften entscheiden müsste. „Sollten Verbesserungen an den europäischen Sicherheitsregulierungen nötig sein, um Unglücke und andere Vorfälle zu verhindern, dann werden wir in der Europäischen Union die notwendigen Maßnahmen treffen“, sagte EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc. Die Lufthansa begrüßte die Vorschläge der EU-Arbeitsgruppe. Einige der Maßnahmen seien bei der Lufthansa bereits seit Jahren etabliert, etwa Anlaufstellen für Besatzungsmitglieder.
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