„Erwarten ein neues Angebot“
Hinterbliebene des Germanwings-Absturzes haben ein Entschädigungsangebot der Lufthansa abgelehnt. „Wir lehnen das Angebot ab, weil die Hinterbliebenen es als unangemessen empfinden“, sagte der Berliner Anwalt Elmar Giemulla, der nach eigenen Angaben 35 Opferfamilien vertritt, am Samstag gegenüber der Agentur AFP.
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Die Angehörigen seien zornig über das Verhalten der Airline. „Die Empörung ist sehr groß. Wir erwarten jetzt ein neues Angebot.“ Die Lufthansa hatte vorgeschlagen, dass die rechtmäßigen Erben eines jeden Opfers deutscher Nationalität 25.000 Euro Schmerzensgeld erhalten. Zudem soll jeder nächste Angehörige mit Wohnsitz in Deutschland 10.000 Euro erhalten für „unterstellte eigene Gesundheitsschäden“.
„Als unangemessen abzulehnen“
Zu dieser Gruppe zählen dem Angebot zufolge Eltern, leibliche Kinder, Adoptivkinder, Ehegatten sowie eingetragene und eheähnliche Lebenspartner mit gemeinsamem Wohnsitz. In einem Schreiben Giemullas an den Lufthansa-Anwalt heißt es: „Es wird Sie nicht verwundern, dass meine Mandanten mich gebeten haben, dieses Angebot als unangemessen abzulehnen.“ In dem siebenseitigen Brief mit Datum vom 13. Juli werden die vorgeschlagenen Entschädigungssummen als zu gering bezeichnet.

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Der Berliner Anwalt Giemulla vertritt 35 Opferfamilien
Anstatt des „ererbten Schmerzensgelds“ in Höhe von 25.000 Euro fordert Giemulla eine „jeweils sechsstellige Zahl im unteren Bereich“, also mindestens 100.000 Euro für jedes Opfer. Das möchte der Anwalt auch anstatt des angebotenen „Angehörigenschmerzensgelds“ in Höhe von 10.000 Euro. Den von der Lufthansa definierten Kreis der Anspruchsberechtigten lehnt Giemulla als „eindeutig zu eng definiert“ ab. Er verlangt, auch Großeltern, Geschwister sowie Enkel einzubeziehen.
Kein Kommentar von Lufthansa
Der Lufthansa-Vorschlag sei „kein Angebot, mit dem Verhandlungen eröffnet werden könnten“, heißt es am Ende des Briefes. Giemulla fordert den Lufthansa-Anwalt auf, bei dem Konzern „eine unternehmenspolitische Entscheidung anzuregen und mir einen weiteren Vorschlag zu unterbreiten, der die Eröffnung von ernsthaften Verhandlungen möglich macht“. Die Lufthansa wollte das Schreiben des Opferanwalts auf AFP-Anfrage nicht kommentieren.

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Das Flugzeug stürzte in das Bergmassiv der französischen Alpen
Bei dem Absturz der Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Den Ermittlungen zufolge hatte der Kopilot den Airbus absichtlich in den französischen Alpen abstürzen lassen.
EU-Expertengruppe gibt Empfehlungen
Als Konsequenz aus dem Unglück schlägt eine EU-Expertengruppe generelle psychologische Untersuchungen für künftige Berufspiloten vor. „Derzeit gibt es angehende Berufspiloten, die für ihre Ausbildung niemals eine psychologische Bewertung absolvieren“, heißt es in dem Papier, das die Brüsseler EU-Kommission am Freitag veröffentlichte.
Unter Leitung der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA hatten Vertreter von Fluggesellschaften, Arbeitnehmern und Behörden sowie medizinische Experten zwei Monate lang bestehende europäische Regelungen unter die Lupe genommen. Das Papier soll als Arbeitsgrundlage für spätere Empfehlungen an die Flugbranche und für mögliche Gesetzesänderungen dienen. Die EU-Kommission hatte die Gruppe nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine über den französischen Alpen einberufen.
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