„Eine Familie, die spielt“
Die britische Boulevardzeitung „Sun“ hat ein Video veröffentlicht, in dem die Queen als Mädchen die Hand zum Hitlergruß hebt. Auch ihre Mutter Elizabeth, bekannter als Queen Mum, und ihr Onkel, der spätere König Edward VIII., heben in dem 17 Sekunden langen Schwarz-Weiß-Film die rechte Hand.
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Die kleine Schwester der Queen, Prinzessin Margaret, ist ebenfalls dabei und hebt spielerisch den linken Arm. Laut der „Sun“, die das Video in der Nacht zum Samstag online stellte, soll es 1933 oder 1934 auf dem königlichen Landsitz Balmoral aufgenommen worden sein und die spätere Königin Elizabeth II. (89) im Alter von etwa sieben Jahren zeigen. Die Zeitung machte auch ihre Samstag-Ausgabe mit einem Ausschnitt des Videos auf. Im Titel verballhornte das Blatt dabei die royale Zuschreibung „Her Royal Highness“ und den Nazi-Gruß „Heil Hitler“ zu „Their Royal Heilnesses“.
Enttäuschung im Buckingham-Palast
Der Palast reagierte umgehend auf die Veröffentlichung. „Es ist enttäuschend, dass der Film, der vor 80 Jahren aufgenommen wurde und offensichtlich aus dem persönlichen Familienarchiv Ihrer Majestät stammt, beschafft und auf diese Weise ausgeschlachtet wurde“, sagte ein Sprecher.

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Aus Highness wurde auf dem „Sun“-Cover „Heilness“
„Die meisten Menschen werden diese Bilder im angemessenen Kontext und aus der Zeit heraus sehen“, zitierte die Nachrichtenagentur PA eine Palastquelle. „Das ist eine Familie, die spielt und für einen Moment auf eine Geste Bezug nimmt, die viele in zeitgenössischen Nachrichtensendungen gesehen haben.“ Damals habe niemand gewusst, welchen Verlauf die Geschichte nehmen werde. Die Dienste der Königin und ihrer Familie an ihrem Land während des Kriegs und die 63-jährige Regierungszeit der Queen, in der sie „Brücken zwischen Nationen und Völkern“ gebaut habe, sprächen für sich selbst.
„Sun“ sieht „historische Bedeutung“
Die „Sun“ verwehrte sich gegen die Anschuldigung, dass das Video von der Zeitung ausgeschlachtet worden sei. Man habe entschieden, die Geschichte zu publizieren, da sie von großem öffentlichen Interesse sei. Die Beteiligung Prinz Edwards gebe dem Material „historische Bedeutung“, so der leitende „Sun“-Redakteur Stig Abell laut BBC.
Für Graham Smith von der antimonarchischen Gruppe Republic schadet das Material „natürlich“ der königlichen Familie. Die Royals hätten immer ihr „Märchenimage“ gepflegt, das über einen fragwürdigen familiären Hintergrund hinwegtäusche, so Graham gegenüber dem britischen „Guardian“. „Es wirft die Frage auf, warum wir nichts über die Ansichten der Queen erfahren können, damit wir entscheiden können, ob wir wollen, dass sie uns repräsentiert.“ Ein Verdacht, die Queen habe selbst mit den Nazis sympathisiert, lasse sich aus dem Video aber nicht ableiten, da sie ein Kind gewesen sei.
Auch „The Sun“ selbst wirft der britischen Monarchin keinerlei Sympathie mit dem Nationalsozialismus vor. „Weder die Queen Mum noch die Queen hegten jemals Sympathien für die Nazis“, heißt es. „Ein dummer Gruß, aber in schwierigen Zeiten war sie für das Land ein Fels in der Brandung“, so die „Sun“ weiter über das heutige britische Staatsoberhaupt.
„Nazi-loving Edward“
Deutlich kritischer äußert sich das Blatt hingegen gegenüber dem Onkel der Queen - Prinz Edward VIII. Er habe mit den Nazis sympathisiert und Verbindungen zu ihnen aufgebaut, so die „Sun“, die vom „Nazi-loving Edward“ spricht und auf der Titelseite schreibt: „Geheimer Film von 1933 zeigt, wie Edward VIII. der Queen den Hitlergruß beibringt.“

picturedesk.com/PA
Edward und seine Frau Wallis Simpson zu Besuch bei Adolf Hitler im Jahr 1937. Edward hatte damals als britischer König bereits wieder abgedankt.
Edward wurde im Jänner 1936 britischer König und dankte bereits im Dezember desselben Jahres wieder ab, weil er die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten wollte. Zahlreiche Historiker warfen ihm bereits Sympathien für die Nationalsozialisten vor. Noch zwei Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkriegs besuchte das Paar Deutschland und traf auch Adolf Hitler in München, wie Fotos zeigen.
Queen Elizabeth - damals freilich noch nicht Königin, sondern Prinzessin - war 13 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Sie diente später auch in der Frauenabteilung des britischen Heers, dem Women’s Auxiliary Territorial Service. Im Juni stattete das britische Staatsoberhaupt zum fünften Mal in ihrer Regentschaft Deutschland einen offiziellen Staatsbesuch ab.
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