Ungebrochene Popularität
Die Großglockner-Hochalpenstraße hat als Transitroute zwischen Salzburg und Kärnten kaum Bedeutung. Sie wurde in den 1930er Jahren als Erlebnis- und Panoramastraße konzipiert. Heute befahren sie jedes Jahr mehr als eine Viertelmillion Fahrzeuge. Damit gehört sie mit dem Schloss Schönbrunn, dem Stephansdom und der Altstadt Salzburgs zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs.
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Die meisten Touristen kommen mit dem Auto. Die Großglockner-Hochalpenstraße profitierte von der zunehmenden Automotorisierung ab den 1950er Jahren. Der Wirtschaftsaufschwung ließ das Lohnniveau steigen und die Arbeitszeit sinken. Immer mehr Menschen kauften sich ein Auto und verbrachten ihren Urlaub an der oberen Adria. Die Glockner-Straße bot sich als ideales Ausflugsziel auf Hin- oder Rückweg an.
64 Millionen Besucher
Bis heute riss das Interesse der Besucher nicht ab. Seit der Eröffnung bis ins Jahr 2013 nutzten laut einer Frequenzmessung der Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG) insgesamt 64 Millionen Menschen die Straße, jährlich sind das in etwa 270.000 Fahrzeuge. Dieses hohe Verkehrsaufkommen in einem geschützten Nationalpark führt zu Kritik, zumal es große Mengen an Treibhausemissionen produziert und den Klimawandel vorantreibt.

APA/EXPA/Johann Groder
Veranstaltungen wie die Österreich-Radrundfahrt haben großen touristischen Wert für die Regionen um den Großglockner
Im Rahmen der Alpenkonventionen hat sich auch Österreich dazu verpflichtet, die Belastungen durch den inneralpinen und alpenquerenden Verkehr auf ein Maß zu senken, das für Menschen, Tiere und Pflanzen erträglich ist. Österreich bleibt bei der Umsetzung dieses Ziels allerdings säumig, wie Kurt Luger, Vorsitzender des Instituts für Interdisziplinäre Tourismusforschung, im Buch „Die Großglockner Hochalpenstraße“ erklärt. Vor allem im Freizeitverkehr würden bisher Alternativen zum Individualverkehr fehlen.
Anachronismus Individualverkehr
Von CO2-Ausstoß und Nachhaltigkeit war in den 1920er Jahren, als man die Straße konzipierte, keine Rede. Ganz im Gegenteil - die Automobilität galt als die Technik der Zukunft. Tausende wollten sich im eigenen Auto die engen Serpentinen in alpine Regionen hochschlängeln. Was wie ein Anachronismus wirkt, ist noch heute Usus: Touristen fahren mit dem Pkw durch die geschützte Naturwelt der Hohen Tauern hinauf zur Franz-Josefs-Höhe. Dort bestaunen sie die Pasterze, die sich durch den Klimawandel zurückzieht.
Die GROHAG befindet sich in der schwierigen Situation, die zeitgemäßen Kriterien von Nachhaltigkeit umzusetzen und trotzdem ein positives Betriebsergebnis zu erzielen. So kostet die Tageskarte für Elektrofahrzeuge um ein Drittel weniger, und Fahrzeuge, die mehrere Personen transportieren, erhalten einen günstigeren Tarif.
Tropfen auf den heißen Stein
Außerdem hat die GROHAG zwei Elektrotankstellen errichtet und verwendet selbst Elektroautos. An der Pasterze informieren Schilder über die Auswirkungen des Klimawandels. Angesichts der großen Werbeanstrengungen, die unternommen werden, um immer mehr Menschen über die Hochalpenstraße zu locken, wirken die Maßnahmen allerdings wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

APA/Helmut Fohringer
Die Schneeräumung der Hochalpenstraße wird jährlich medial begleitet
Mit Radrennen, Oldtimer-Ausfahrten, Ausstellungen zum Automobilismus und Jubiläumsfeiern versucht man die Hochalpenstraße im Gedächtnis der Touristen zu halten. So ruft auch die jährliche Schneeräumung der Hochalpenstraßen großes mediales Interesse hervor, denn zwischen Ferleiten und Heiligenblut ist die Glockner-Straße in den Wintermonaten unbefahrbar.
Schneehöhen von mehr als zehn Metern sind keine Seltenheit, der Rekord liegt bei 21 Metern im Jahr 1953. Anfang Mai wird mit der Räumung begonnen. Was in den Anfangszeiten der Straße noch von Hunderten Männern in Wochenlanger Arbeit erledigt wurde, übernehmen heute Rotationspflüge - damit die Großglockner-Hochalpenstraße möglichst lange für die Tausenden Touristen geöffnet werden kann.
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