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Warnung vor „Grexit“

Nach Meinung des früheren EU-Kommissars Franz Fischler braucht es für Griechenland eine Art „Marshall-Plan“. In der ORF-Diskussionssendung „im Zentrum“ beklagte Fischler, dass zwischen Athen und den Euro-Partnern das Misstrauen überhand genommen habe. Vor einem Euro-Ausstieg der Griechen warnte er: Ein „Grexit“ würde in einer „Katastrophe“ enden.

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Fischler hält das „Projekt Europa“ für ziemlich beschädigt. Wenn nun von Garantien die Rede sei, mit denen die Umsetzung der Sparauflagen abgesichert werden soll, so sei das nichts anderes als die Botschaft an die Griechen: „Wir trauen euch nicht mehr zu, dass ihr Zusagen einhaltet.“ Einen Ausstieg aus dem Euro ins Spiel zu bringen sei „der letzte Beweis, dass die Solidarität in Europa nicht mehr funktioniert“.

„Woher soll Wachstum kommen?“

Fischler gab zu bedenken, dass ein „Grexit“ in der ersten Phase für die Griechen eine noch nie da gewesene wirtschaftliche Katastrophe nach sich ziehen würde. Die Menschen brauchten dann humanitäre Hilfsprogramme, um sich Nahrungsmittel und Medikamente zu beschaffen. „Auch ein ‚Grexit‘ braucht Zeit“, sagte Fischler. „‚Grexit‘ heißt Zusammenbruch.“

Gespräch mit ehemaligem EU-Agrarkommissar

Franz Fischler, ehemaliger EU-Agrarkommissar, sieht das politische Projekt Europa beschädigt.

Selbst wenn alle in Brüssel diskutierten Schritte gutgehen würden, „woraus soll da in Griechenland Wachstum kommen?“, fragte sich ÖVP-Politiker. „Die Menschen brauchen Geld in den Geldtaschen, mit dem sie einkaufen können.“ Gelinge es nicht, internationale Firmen dazu zu bringen, dass sie in Griechenland investieren, dann sehe er für Griechenland ziemlich schwarz. Fischler war zur Zeit der Euro-Einführung EU-Agrarkommissar in Brüssel.

„Grexit“ auf Zeit schwierig

Einen vorübergehenden Ausstieg aus dem Euro hält auch der Wirtschaftswissenschaftler Gottfried Haber für „technisch schwierig“. Doch hätten sich die Fronten seit dem Referendum so verhärtet, dass die Kosten einer Einigung stark angestiegen seien. Dass Deutschland, das ein Viertel der Milliardenhilfen an Griechenland zu tragen habe, auf Garantien poche, findet Haber nicht abwegig - da auch die politischen Unsicherheiten in Griechenland steigen.

Studiogespräch mit Gottfried Haber

Wirtschaftswissenschafler Gottfried Haber meint, Reformen seien für Griechenland langfristig wichtig, um das Land wieder zu stärken.

Der Linzer Ökonom Friedrich Schneider sieht die Rettungsverhandlungen in einem „fatalen Klima“, das keine Lösung zulasse, die irgendwen zufriedenstellen werde. Selbst wenn in drei Tagen keine Pensionsreform machbar sei - eindeutige Signale wären möglich. Die Steuerbefreiung für Reeder beispielsweise könne man „in einer halben Stunde“ streichen, glaubt er. „Grexit“-Ideen will Schneider indes „nicht dämonisieren“.

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