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Zehn Jahre Herrschaft

Am 12. Juli feiert Albert II., regierender Fürst von Monaco und Oberhaupt der Familie Grimaldi, sein zehnjähriges Thronjubiläum. Er startet mit dem Ziel, Monacos Entwicklung voranzutreiben und dem Stadtstaat einen modernen Anstrich zu verpassen.

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Zieht man Bilanz, tut sich der Vater von Zwillingen vor allem als „grüner Fürst“ hervor, der gegen das schlechte Image seines Fürstentums als Steueroase ankämpft. Albert Alexandre Louis Pierre Rainier Grimaldi hatte ganze 47 Jahre Zeit, sich auf seine Rolle als Fürst des glamourösen Zwergstaats im Herzen der Cote d’Azur vorzubereiten. Geboren als Kind von Rainier III. und der 1982 verstorbenen Hollywood-Schauspielerin Grace Kelly stand er lange im Schatten seines übermächtigen Vaters, der die „Monaco AG“ als Patriarch mit fester Hand führte.

Stadtstaat für die Superreichen

Als Rainier III. dann mit 81 Jahren und nach 56-jähriger Regentschaft gestorben ist, hatte er den Boden für die Nachfolge seines Sohnes gut bereitet. Rainier hatte von 1949 weg auf Landgewinnung, Ausbau und Modernisierung gesetzt. Vor allem aber verwandelte der ehemalige Fürst während seiner Herrschaft Monaco in einen florierenden Finanzplatz, an dem sich Dutzende Banken mit massiven Depotsummen ansiedelten. Die traditionellen Steuervorteile für Ortsansässige brachten dem Fürstentum großen Wohlstand. Der Stadtstaat wurde damit zum Magneten für die vermögende High Society und zum Steuer- und Geldwäscheparadies.

„Geld und Rechtschaffenheit“

Doch der 57-jährige Albert verfolgt vor allem in Steuerfragen einen anderen Stil, verjüngte nach Thronantritt den Mitarbeiterstab und setzte auf mehr Transparenz und Effizienz. Schon kurz nach Herrschaftsantritt kündigte er an, illegale Praktiken wie Geldwäsche verstärkt bekämpfen zu wollen. „Geld und Rechtschaffenheit müssen zusammenpassen“, so der Fürst. Anfänglich wurde das Land dann auch ausdrücklich für seine Kooperation in Steuerfragen gelobt - doch erst Ende Juni schien Monaco wieder auf einer Liste von 30 Staaten und Gebieten außerhalb der EU auf, die in Steuerfragen nicht kooperieren.

Der Zwergstaat entgegnete verwundert, man habe sich seit Jahren dem Kampf gegen den internationalen Steuerbetrug verschrieben. Dazu habe es bereits 32 Abkommen mit anderen Staaten unterschrieben und werde ab 2018 auch beim automatischen Informationsaustausch in Steuersachen mitmachen.

Öko ist Trumpf

Alberts zweites Hauptprojekt ist sein Engagement für die Umwelt. Den Spitznamen „grüner Fürst“ trägt er mit sichtlichem Stolz. 2005 ratifizierte er das Kyoto-Protokoll. Gleich zu Beginn seiner Regentschaft ließ er Leoparden, Kamele und Nilpferde vom Zoologischen Garten zurück in die Wildnis transportieren. 2009 verbot er auch als erstes Land den Verkauf von Rotem Thunfisch und beantragte, die überfischte Spezies weltweit auf die Rote Liste der gefährdeten Arten zu setzen. Um auf die Folgen des Klimawandels hinzuweisen, reiste der Fürst im selben Jahr fast vier Wochen durch die Antarktis, besuchte Forschungsstationen und hisste auf dem Südpol die monegassische Flagge.

Wassersparendes Gras

Auch wenn in Monaco weder der Rennzirkus noch die zahlreichen Yachten im Hafen sonderlich treibstoffsparend sein dürften - persönlich gibt „Seine Durchlaucht“ an, nur mehr Elektro- und Hybridauto zu fahren. Um die Emissionen aus seinem Privatjet zu kompensieren, greift der Fürst, der übrigens einer der reichsten Adeligen sein dürfte, in die Schatulle und kauft CO2-Zertifikate, wie die deutsche „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) berichtet.

Auch bei der Stromversorgung des Palastes setzen die Monegassen auf erneuerbare Energie - sogar eine besonders energieeffiziente, da eine Grasart beim Palast gepflanzt wurde, die weniger Wasser verbraucht. Seit 2006 existiert auch seine finanziell gut ausgestattete Umweltstiftung, die derzeit unter anderem den Weltumrundungsversuch des Solarflugzeugs „Solar Impulse 2“ unterstützt. Auch das Kontrollzentrum des Fliegers ist in Monaco.

Ein Hauch von Skandal

Die grünen Flecken in der Hochhäuserburg an der Cote d’Azur sowie die verordnete Verjüngungskur für das Fürstentum scheinen den Bewohnern des Zwergstaates zu gefallen. Auch im Nachbarland Frankreich genießt Albert gute Beliebtheitswerte: 73 Prozent der Befragten hatten zum Zeitpunkt der Umfrage eine gute Meinung von Albert und 75 Prozent glaubten, er sei ein guter Fürst - außerdem wurden ihm die Attribute „freundlich“, „ehrlich“ und „aufrichtig“ zugeschrieben.

Doch die Sache mit dem Image war für den Adeligen nicht immer so einfach: Der Hauch von Skandal, der die Familie Grimaldi umweht, macht auch vor ihm nicht Halt. Der ehemalige Sportler, der bei fünf Olympischen Spielen im Bob fuhr, gab mit 33 Jahren an, 128 Affären gehabt zu haben. Daraus sind mindestens zwei uneheliche Kinder entstanden, die mittlerweile anerkannt wurden.

Erst mit 53 Jahren lief er dann in den Hafen der Ehe ein - 2011 heiratete er die südafrikanische Profischwimmerin Charlene, gebürtige Wittstock. Dass die Fürstin nicht immer sonderlich glücklich schien und auch der Nachwuchs länger auf sich warten ließ, war ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse. Doch am 10. Dezember 2014 kamen die lang ersehnten Zwillinge Gabriella und Jacques zur Welt. Seitdem sieht sich Albert zwischen Fürsten- und Vaterpflichten vor neuen Aufgaben.

Party mit Robbie Williams

Vor zehn Jahren verzichtete Albert aufs Hofzeremoniell und feierte mit Empfang, Konzert, Feuerwerk und „festlichem Tanzvergnügen“ für alle Bürger seine Regierungsübernahme. Nun schließt sich der Kreis: Auch die Festlichkeiten für eine Dekade an der Macht werden mit seinen Untertanen begangen. Geladen wurden die Monegassen und Touristen zum Cocktail vorm Palast - und zu einem Konzert von Robbie Williams.

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