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Omega-Hoch über Österreich

Das Wochenende und die darauffolgende Woche stehen in Österreich im Zeichen der Hitze. Meteorologen erwarten einen Anstieg der Temperaturen auf bis zu 37 Grad Celsius. In Deutschland fiebert man einem neuen Temperaturrekord entgegen - die 40-Grad-Marke könnte in den nächsten beiden Tagen überschritten werden.

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„Es wird jetzt Tag für Tag ein Stückchen wärmer“, so der Meteorologe Norbert Becker-Flügel von der deutschen MeteoGroup gegenüber der Zeitung „Tagesspiegel“. Den vorläufigen Höhepunkt in diesem Jahr erwartet er für Samstag und Sonntag. Dann könnte der bisherige deutsche Temperaturrekord von 40,2 Grad Celsius fallen. In Österreich werden die Temperaturrekorde voraussichtlich nicht fallen.

F: Temperaturrekord brachte Stromausfälle

Anders in Frankreich: Dort brachte die Hitzewelle dem Land Rekordtemperaturen und rund einer Million Haushalten Stromausfälle. An der südwestfranzösischen Atlantikküste stieg das Thermometer bereits am letzten Tag im Juni auf mehr als 40 Grad, ein Höchstwert. Frankreichs Wetterdienst meldete am Donnerstag mehrere neue Temperaturrekorde, etwa 39,4 Grad in Melun bei Paris und 35,4 Grad in Boulogne am Ärmelkanal.

Menschen sonnen sich vor dem Eiffelturm

Reuters/Charles Platiau

Sonnenanbeter beim Eiffelturm: Unweit von Paris wurden 39 Grad gemessen

Die Hitze führte zu massiven Stromausfällen im Westen Frankreichs, wie der Stromnetzbetreiber RTE mitteilte. Zwischenzeitlich waren rund eine Million Haushalte ohne Strom. In 40 französischen Departements herrschte die zweithöchste Wetteralarmstufe Orange. Lehrer wurden aufgefordert, darauf zu achten, dass ihre Schüler ausreichend trinken, gewarnt wurde zudem vor körperlicher Belastung im Freien.

Großbritannien: Hitzerekord auf dem Tenniscourt

Heiß ist es auch in Großbritannien. Auf dem Londoner Flughafen Heathrow stieg die Temperatur am Mittwoch auf 36,7 Grad Celsius - der höchste Juli-Wert seit Beginn der Aufzeichnungen des britischen Wetterdienstes. Die Rekordhitze ließ den Asphalt auf manchen Autobahnen schmelzen, was zu Problemen im Straßenverkehr führte, wie der „Daily Telegraph“ berichtete. Meldungen gab es auch über Verzögerungen im britischen Bahnverkehr.

Ein Schild mit Hitzewarnungen

Ö1/Rainer Elstner

In der Londoner U-Bahn werden Passagieren Hitzetipps gegeben

Ein Hitzerekord wird auch vom Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gemeldet: Bei der Drittrundenpartie zwischen dem Serben Novak Djokovic und dem Finnen Jarkko Nieminen wurden auf dem Court mehr als 41 Grad Celsius verzeichnet. „An so einem warmen Tag ist es gut, hier draußen etwas weniger Zeit zu verbringen“, sagte Djokovic nach seinem glatten Dreisatzsieg.

Hitze in ganz Mitteleuropa

Vor allem am Wochenende werden auch in Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei stellenweise Höchstwerte um 35 Grad prognostiziert. Der Norden Großbritanniens und der Großteil von Skandinavien müssen sich in den kommenden Tagen mit 20 bis 26 Grad begnügen.

In den Mittelmeer-Regionen hat es verbreitet 30 bis 35 Grad. Im Landesinneren von Spanien steigen die Temperaturen auf knapp über 40 Grad, 35 bis 40 Grad sind es ebenfalls in der Südhälfte Frankreichs. In Spaniens Hauptstadt Madrid wurden am 1. Juli 39,1 Grad gemessen.

Erhöhte Waldbrandgefahr, Auszeit für Fiaker

In Vorarlberg wurde am Donnerstag aufgrund der Hitze erstmals seit 2010 die Ozon-Informationsschwelle überschritten. Laut Umweltinstitut dürfte die Ozonbelastung am Freitag nochmals steigen - mehr dazu in vorarlberg.orf.at. In Oberösterreich hat indes eine Diskussion über einen möglichen Hitzenotfallplan begonnen. Während andere Bundesländer dieses Notfallsystem für Kinder, Ältere und chronisch kranke Menschen etabliert haben, wurden entsprechende Pläne in Oberösterreich wieder verworfen - mehr dazu in ooe.orf.at.

Mit der Hitze steigt auch die Waldbrandgefahr: In Niederösterreich ist am Freitag bei Wr. Neustadt ein Brand im Föhrenwald ausgebrochen - mehr dazu in noe.ORF.at. Der Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) warnte vor Gefahren für die Gesundheit und vor Vergiftungen durch Kohlenmonoxid (CO) durch Gasthermen bzw. Durchlauferhitzer - mehr dazu in wien.ORF.at.

Die Kutscher in der Stadt Salzburg gönnen ihren wichtigsten Mitarbeitern indes am Sonntag eine Pause. Für die Fiakerpferde gibt es angesichts der erwarteten Temperaturen von 35 Grad einen Tag hitzefrei - mehr dazu in salzburg.orf.at.

Belastung für Straße und Schiene

Die Hitze macht den Asphalt auf den Straßen weich. In der Schweiz wurde ein Tempolimit verhängt, da sich die dortige A1 plötzlich aufwölben könnte. Eine derartige Gefahr bestehe in Vorarlberg nicht, hieß es von der ASFINAG - mehr dazu in vorarlberg.orf.at. In Salzburg macht große Hitze der letzten Tage Autofahrern zu schaffen, beobachten die Autofahrerclubs. So hat zum Beispiel der ÖAMTC-Pannendienst derzeit doppelt so viele Einsätze wie normal - rund 250 pro Tag - mehr dazu in salzburg.orf.at.

Apropos Straßenverkehr: Damit die Verkehrsteilnehmer auch im Stau kühlen Kopf bewahren, verteilen ASFINAG-Mitarbeiter Samstagfrüh im Bereich der Raststätte Rosegg vor dem Karawankentunnel Mineralwasserflaschen und Infomaterial über die aktuelle Kampagne „Mach mal Pause“ mit Tipps gegen Müdigkeit hinterm Steuer. Auf der Brenner- und der Inntalautobahn in Tirol wird der Asphalt von Tankwagen der ASFINAG mit Wasser gekühlt. So soll der Bildung von Spurrinnen vorgebeugt werden.

Auswirkungen haben die hohen Temperaturen auch auf den Bahnverkehr. In Tirol waren Arlberg- und Außerfernbahn am Donnerstag unterbrochen gewesen. Auf beiden Strecken kam es aufgrund der hohen Temperaturen zu einem Gleisbruch - mehr dazu in tirol.orf.at.

90-Jährige als Namenspatronin

Verantwortlich für die Hitzewelle ist ein Omega-Hoch. Dabei wird - vereinfacht gesagt - ein starkes Hochdruckgebiet im Osten und Westen von Tiefdruckgebieten begrenzt. Das Gebilde nimmt die Form des griechischen Buchstabens Omega an.

Das Hoch trägt den Namen „Annelie“. Zu verdanken hat es seinen Namen einer 90 Jahre alten Dame aus der deutschen Stadt Konstanz am Bodensee. „Das war ein Geburtstagsgeschenk von meinen drei Kindern“, so Namenspatin Annelie Dehnert-Hilscher. Vergeben werden die Patenschaften von der Freien Universität (FU) Berlin. 299 Euro kostet ein Hoch, 199 Euro ein Tief. In diesem Jahr tragen die Hochdruckgebiete in Europa weibliche Namen, die Tiefs männliche. Getauft wurde „Annelie“ am 28. Juni.

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