21 Mio. Menschen brauchen Hilfe
Die Vereinten Nationen (UNO) haben für das Konfliktland Jemen den humanitären Notstand ausgerufen. UNO-Sprecher Farhan Haq sagte gestern nach einem Treffen des UNO-Nothilfekoordinators Stephen O’Brien mit Hilfsorganisationen, alle Beteiligten seien sich einig gewesen, Stufe drei hinsichtlich der humanitären Lage für den Jemen auszurufen. Das ist die höchstmögliche Krisenstufe.
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Damit steht der Jemen in einer Reihe mit nur drei weiteren Ländern der Erde: Irak, Südsudan und Syrien. Die Einstufung in Kategorie drei gelte nun zunächst für sechs Monate, so Haq. Nach Angaben der UNO sind derzeit mehr als 21 Millionen Menschen im Jemen akut auf humanitäre Hilfe angewiesen - das sind 80 Prozent der Bevölkerung. Vor einigen Tagen hatte O’Brien vor einer Hungersnot im Jemen gewarnt.
Schauplatz schwerer Kämpfe
In dem Land wüten derzeit schwere Kämpfe zwischen Rebellen der Huthi-Miliz und ihren Verbündeten auf der einen und Regierungstruppen auf der anderen Seite. Staatschef Abd Rabbo Mansur Hadi hält sich im Exil auf. Eine Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens unterstützt die mit Hadi verbündeten Truppen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zuletzt mehrfach vergeblich eine humanitäre Waffenruhe im Jemen gefordert.
Das Gesundheitssystem sei kurz vor dem Kollaps, sagte der Sprecher. 160 Einrichtungen wie Krankenhäuser und Ambulanzen seien bereits geschlossen. Es fehle am Nötigsten, selbst am Treibstoff für die Hilfstransporte.
30 Tote bei Angriff von Rebellen
Bei einem Angriff von Huthi-Rebellen und verbündeten Gruppen auf ein Wohngebiet im jemenitischen Aden wurden am Mittwoch mehr als 30 Zivilisten getötet. Ein Sprecher der regierungstreuen Truppen sagte, die Rebellen hätten den Bezirk al-Mansura mit 15 Katjuscha-Raketen beschossen. In der südwestlichen Stadt Taes lief unterdessen eine Großfahndung nach 1.200 Häftlingen, die im Zuge von Gefechten der Konfliktparteien entkommen waren.
Aden war der letzte Zufluchtsort von Staatschef Hadi, bevor dieser im März ins saudi-arabische Exil floh. Seine Anhänger versuchen seitdem, die Stadt gegen die Rebellen und ihre Verbündeten zu verteidigen. Die Regierungskämpfer werden von einer Militärkoalition unter Führung von Saudi-Arabien aus der Luft unterstützt.
Angriff vor Sonnenaufgang
Die Raketenangriffe auf die Wohngegend in Aden begannen vor Sonnenaufgang, als die Straßen voll mit Menschen waren, die vor dem Beginn des Fastens unterwegs waren. Später trafen Geschosse mehrere Trauernde, die gerade Angehörige beerdigten. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden der Stadt wurden mindestens 31 Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt, viele von ihnen schwer.
Bereits in der Nacht hatte die für Hadis Seite kämpfende internationale Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens nach Angaben von Einwohnern Adens Stützpunkte der Huthi-Rebellen in Dar Assad und Chor Maksar attackiert. Bei einem Angriff der Koalition in der Nachbarprovinz Lahj wurden laut dortigen Behördenangaben 13 Aufständische getötet.
Katastrophale Lage in Aden
In Aden, der zweitgrößten Stadt des Jemen, ist die humanitäre Lage mittlerweile katastrophal. Es fehlt an Lebensmitteln, Wasser und Medizin, Krankheiten wie Malaria, Typhus und Denguefieber breiten sich immer weiter aus, die hygienischen Bedingungen verschlechtern sich zusehends. Aus dem saudi-arabischen Exil meldete sich Vizepräsident Khaled Bahah zu Wort und warf den Rebellen „Kriegsverbrechen“ vor. Die Aufständischen hätten Wohngebiete angegriffen, Aden mit einer Blockade belegte und Hilfskonvois nicht durchgelassen, sagte Bahah vor Journalisten in Dschidda.
Zu dem Gefängnisausbruch in Taes sagte ein Vertreter des sogenannten Volkswiderstands, der gegen die schiitischen Huthi-Rebellen kämpft, die Aufständischen seien dabei gewesen, die Kontrolle über das Gebiet mit der Haftanstalt zu verlieren. Daraufhin hätten sie die Häftlinge in dem von ihnen kontrollierten Zentralgefängnis der drittgrößten Stadt des Landes freigelassen. Rund 1.200 Insassen entkamen, darunter nach Angaben der Armee bis zu acht Al-Kaida-Mitglieder.
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