Themenüberblick

Hauptthema Bargeldengpass

Bankenkrise, Berichte über Schlangen vor den Geldautomaten und Spekulationen über einen möglichen „Grexit“, ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone, werfen auch bei Urlaubern die große Frage auf: Wie geht es jetzt weiter? Buchen oder doch zu riskant?

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Zumindest aus derzeitiger Sicht scheinen die Risiken überschaubar, vorausgesetzt Urlauber halten sich etwas über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden, um nicht böse überrascht zu werden. Genau das rät auch das Außenministerium in seiner Rubrik aktuelle Reiseinformationen: „Reisende nach Griechenland sollten sich (...) regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen informieren.“

Einschränkungen gelten nicht für Urlauber

Probleme könnte die Bargeldversorgung machen. Die griechischen Banken bleiben voraussichtlich bis Anfang kommender Woche geschlossen, für Griechen gelten Tageslimits bei der Bargeldbehebung am Automaten. Für Ausländer - mit ausländischer Bankomat- oder Kreditkarte - gelten diese nicht. Berichte über Probleme - ganz abgesehen von Schlangen vor den Geldautomaten - gibt es trotzdem.

Es könne „zu erheblichen Wartezeiten und Engpässen bei der Ausstattung der Bankomaten mit Bargeld kommen“, hieß es mit Stand Mittwoch. „Es wird deshalb dringend empfohlen, für die gesamte Reisedauer ausreichend Barmittel mitzuführen.“ Doch Achtung: Die Einfuhr von 10.000 Euro „oder mehr an Barmitteln muss wie bisher deklariert werden. Manche Tankstellen akzeptieren derzeit nur Bargeldzahlung“, so das Außenministerium.

Streiks, Demonstrationen, Ausschreitungen?

Ein weiteres Thema: mögliche Streiks, von denen Griechenland in den letzten Monaten mehrfach betroffen war und die sich, sollte Athen die Gehälter im öffentlichen Dienst tatsächlich nicht mehr zahlen können, wiederholen könnten. Davon wäre mit großer Wahrscheinlichkeit auch wieder der öffentliche Verkehr betroffen. In den vergangenen Monaten streikten die Fluglotsen, auch Fähren, Züge und Busse standen oft still.

Ebenfalls aktuell könnte das Thema Demonstrationen bzw. Ausschreitungen werden, wenn es tatsächlich zu einem Bargeldengpass oder im schlimmsten Fall Staatsbankrott kommt. Demonstrationen sollten Touristen, „weiträumig“ meiden, rät das Außenministerium, „da es dabei auch zu Ausschreitungen und zum Einsatz von Tränengas kommen kann“. Allerdings würden davon kaum die „typischen“ Feriendestinationen betroffen sein.

Keine Storno- oder Umbuchungswelle

Die Reiseveranstalter sehen jedenfalls keinen Grund, derzeit nicht nach Griechenland zu fahren bzw. einen Urlaub zu buchen. Für Urlauber nehme alles seinen normalen Lauf. Für die Griechen ist sie das weniger, aber für Touristen sei die Lage „vollkommen entspannt“, sagte der Präsident des Österreichischen ReiseVerbandes (ÖRV), Josef Peterleithner, am Montag. Er erwartet weder eine Storno- noch eine Umbuchungswelle.

Touristen müssten auch keine Angst haben, Versorgungsprobleme zu bekommen. „Der Hotelier ist ja nicht geldlos.“ Grundsätzlich ist die Situation für Pauschaltouristen etwas einfacher als für Individualreisende, da ihr Urlaub zum größten Teil schon bezahlt ist.

Pauschaltouristen haben das kleinste Risiko

Im Fall einer Pleite des Hotels oder der Fluglinie bekommen Pauschaltouristen den Reisepreis zurückerstattet. Sagt der Reiseveranstalter die Reise ab, hat der Tourist Anspruch auf einen gleichwertigen Ersatz. Der Anteil von Pauschalreisenden sei in Griechenland ungleich höher als jener von Rucksacktouristen, so Peterleithner. „Viele buchen all-inklusive, die brauchen dann sowieso fast kein Geld mehr.“ Die derzeit gültige Abhebegrenze bei Bankomaten von 60 Euro pro Tag, die im Zuge der Kapitalverkehrskontrollen am Wochenende eingeführt wurde, sei außerdem „für Touristen nicht gültig“.

Alles andere ist Zukunftsmusik

Alles andere, darunter die Frage nach den möglichen Folgen eines „Grexit“ für Urlauber, ist sowieso Zukunftsmusik. Besonders Pauschalreisende müssten sich darüber keinen Kopf machen, hieß es am Montag auch vom Deutschen ReiseVerband (DRV): „Der Reisepreis ist in Euro bezahlt, egal welche Währung in einem Land gilt. Die touristischen Leistungen wie Flüge, Hotelübernachtungen oder Bustransfers sind eingekauft und vertraglich abgesichert.“

Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass - selbst wenn Griechenland zur Drachme zurückkehren sollte oder eine Parallelwährung einführt - der Euro von einem Tag auf den anderen nicht mehr akzeptiert würde.

Nicht fahren hilft Griechen am wenigsten

Griechenland erwirtschaftet über 16 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) über den Tourismus. Pro Jahr reisen etwa 350.000 Österreicher nach Griechenland. Tun sie das nicht mehr, ist der griechischen Wirtschaft insgesamt nicht geholfen, schon gar nicht den Hotels, Restaurants und Supermärkten und ihren Angestellten. Die Arbeitslosenrate liegt in Griechenland bei über 25 Prozent.

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