Als Pionier und Vorbild gesehen
Politik und ORF-Führung haben am Sonntag gleichermaßen betroffen auf die Nachricht des langjährigen Generalintendanten Gerd Bacher reagiert. Bacher, der zwischen 1967 und 1994 mit Unterbrechungen 20 Jahre lang an der ORF-Spitze stand, ist am Samstag 89-jährig verstorben.
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„Mit dem Tod von Gerd Bacher hat uns ein Vollblutjournalist verlassen, der die österreichische Medienlandschaft, insbesondere den ORF, in der zweiten Republik mehr geprägt hat als irgendjemand anderer“, so Bundespräsident Heinz Fischer in einer Reaktion. Bachers „Leidenschaft für das Fernsehen, seine Führungsqualitäten und seine Begeisterungsfähigkeit haben seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Spitzenleistungen motiviert, aber auch Widerspruch ausgelöst“, so der Bundespräsident.
„Unter dem Strich“ habe der „begeisterte Journalist und begeisterte Österreicher Gerd Bacher enorm viel für die österreichische Medienlandschaft und für das Prinzip der objektiven Berichterstattung geleistet“.
„Mit Leib und Seele Journalist“
Bacher sei „von Anbeginn seiner Tätigkeit im Medienbereich mit Leib und Seele Journalist“ gewesen, hieß es in einer Stellungnahme von Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ). „Ebenso leidenschaftlich setzte er sich für seine Ideen im ORF ein, der unter seiner Führung zum Flaggschiff der österreichischen Medien wurde.“ Bacher sei streitbar gewesen und Konfrontationen nie aus dem Weg gegangen, „wenn er von einer Sache überzeugt war. Unzweifelhaft ist mit seinem Tod eine Pionierepoche des Österreichischen Rundfunks zu Ende gegangen“, so Ostermayer.

ORF
Bacher war fünfmal ORF-Generalintendant, das letzte Mal von 1990 bis 1994
„Großer Verlust für heimische Medienlandschaft“
ÖVP-Generalsekretär und Mediensprecher Gernot Blümel würdigte an Bacher, dass dieser „die heimische Medienlandschaft der Zweiten Republik aufgebaut und den Weg für eine moderne Informationsvermittlung geebnet“ habe. Vor allem in seiner Funktion als Generalintendant habe er sich für die Vision eines zeitgemäßen öffentlich-rechtlichen Senders eingesetzt und diese auch erfolgreich umgesetzt. „Er hat den Österreichischen Rundfunk maßgeblich geprägt. Sein Tod ist ein großer Verlust für die heimische Medienlandschaft“, so Blümel in einer Aussendung. Für Bacher sei stets die Unabhängigkeit zeitgemäßer Informationsvermittlung im Mittelpunkt gestanden.
„ORF geprägt wie kein anderer“
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigte sich „tief betroffen“ vom Tod Bachers. Dieser sei der herausragendste Fernseh- und Medienmachers des Landes gewesen. Er habe „den ORF aufgebaut und geprägt wie kein anderer. Mit seinem Tod verliert Österreich einen der letzten Medienpioniere“, betonte Strache.
Bacher stehe für den Aufbau des ORF, wobei er stets über alle Parteigrenzen hinweg fair gehandelt habe. Unter Bachers Generalintendanz sei der ORF zum wesentlichsten Informationsmedium Österreichs geworden. Damit habe Bacher ein Erbe hinterlassen von dem wir heute noch profitieren. „Mit dem ‚Tiger‘ (so Bachers Spitzname) verliert Österreich einen ganz Großen“, so Strache.
„Für Überzeugungen eingesetzt“
Mit Bacher habe „Österreich einen der prägendsten Medienmachern der Zweiten Republik verloren“, so Grünen-Chefin Eva Glawischnig. „Er war ein stets streitbarer Journalist, der sich für seine Überzeugungen einsetzte.“ In seiner langen Zeit im ORF habe Bacher „bedeutende Veränderungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen beeinflusst und mitverantwortet“.
„Renommee des ORF begründet“
„Mit ihm verliert Österreich einen legendären Journalisten, Intellektuellen und visionären Medienmanager, der Radio und Fernsehen des Landes geprägt hat wie kein anderer“, hieß es in einer Stellungnahme des ORF. „Der Tod Gerd Bachers hat mich - und sicherlich auch sehr viele ORF-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - sehr betroffen gemacht“, betonte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.
In den insgesamt zwei Jahrzehnten an der Spitze des Unternehmens habe Bacher „nicht nur die Unabhängigkeit des ORF und die hohe journalistische und programmliche Kompetenz, sondern auch das große internationale Renommee des ORF begründet und stetig weiterentwickelt“ so Wrabetz. Bacher habe Generationen von Mitarbeitern „höchste Professionalität und Engagement“ gelehrt und vorgelebt. Der ORF habe mit ihm „eine seiner prägenden Persönlichkeiten“ verloren.
„Fast immer anderer Meinung“
Auch der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) zeigte sich vom Tod des früheren ORF-Generalintendanten betroffen. „Bacher war zwar (fast) immer anderer Meinung, aber er war immer bereit, eine offene und intellektuelle Diskussion zu führen“, so ÖJC-Präsident Fred Turnheim in einer Stellungnahme. „Bacher sorgte in seiner 20 Jahre dauernden Regentschaft immer wieder für heftige Auseinandersetzungen, doch war er nie unfair oder verweigerte sich der oft harten Diskussion.“
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