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„Übler Geruch“

Bei Razzien haben chinesische Behörden einen gigantischen Fleischschmuggel aufgedeckt - Ware im Wert von drei Milliarden Yuan (über 430 Mio. Euro) wurde beschlagnahmt. Die dahinterstehenden Gruppen waren offenbar schon länger aktiv, denn das Fleisch war teilweise über 40 Jahre alt, wie chinesische Medien am Mittwoch berichteten.

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Auf einigen Stücken war die Haltbarkeit mit einem Datum in den 70er Jahren angegeben, wie es weiter hieß. Nicht der einzige Hinweis auf die Bedenklichkeit der Ware: Schließlich bot sich den Beamten deren Angaben zufolge eine grausige Szene, als sie das vollgestopfte Lager betraten: „Es war ein derart übler Geruch, ich musste mich fast übergeben“, wurde ein Beamter von der Zeitung „China Daily“ zitiert.

100.000 Tonnen Fleisch beschlagnahmt

Allein in diesem Lager in der Provinz Hunan hatten sich den Angaben zufolge 800 Tonnen Fleisch befunden. Bei der landesweiten Aktion beschlagnahmten die Behörden über 100.000 Tonnen Fleisch, in vielen Depots war die Gefrierware verrottet. Alle Sorten Fleisch waren gelagert, vor allem Hühnerflügel, Schweine- und Rindfleisch. Die illegalen Netzwerke um die nun entdeckten Fleischlager waren bereits Anfang des Monats ausgehoben worden.

Woher das Fleisch kommt, ist in den meisten Fällen unklar. Die Waren im Lager in der Provinz Hunan kommen laut offiziellen Angaben offenbar aus der „Grenzregion“ zu Vietnam, einer Gegend, in der es schwierig sei, die Fleischwanderungen zu verfolgen. „China Daily“ mutmaßte, das Fleisch sei von den Schmugglern billig im Ausland eingekauft und über Hongkong und Vietnam nach China geschmuggelt worden.

Fleisch ungekühlt

Doch auch nicht so altes Fleisch war überwiegend verdorben, den Behörden zufolge sei die Kühlkette in den meisten Fällen nicht eingehalten worden. Das Fleisch wird von Schmugglern üblicherweise statt in Kühlwagen in herkömmlichen Lkws transportiert - es taut also vor der Lagerung mehrmals auf. Grund für den ungekühlten Transport sind die geringeren Kosten.

China wurde in den vergangenen Jahren wiederholt von Lebensmittelskandalen erschüttert. Die chinesischen Konsumenten mussten so einiges hinnehmen, schließlich sind die Kontrollen entgegen den Ankündigungen der Regierung noch immer verhältnismäßig schwach. Praktisch jedes Jahr werden teils kleinere, teils folgenschwere Skandale publik. Diese drehten sich etwa um Schwermetalle im Reis und um verseuchtes Mineralwasser.

300.000 kranke Babys

2008 wurde einer der folgenschwersten Skandale bekannt: Die Industriechemikalie Melamin war unerlaubt in Babymilchpulver gemischt worden. 300.000 Babys erkrankten, und mindestens sechs starben. Anfang 2014 kündigte der US-Einzelhandelsriese Walmart schärfere Kontrollen seiner Zulieferer in China an, nachdem er beliebte Snacks aus Eselfleisch zurückrufen musste, die sich als Fuchsfleisch erwiesen. Im vergangenen Jahr wurde zudem Ratten- und Fuchsfleisch als Rind- und Schaffleisch verkauft.

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