Spitzenfußball unter Smogglocke
Angesichts der seit Tagen anhaltenden starken Luftverschmutzung in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile hat der Gouverneur der Hauptstadtregion, Claudio Orrego, nun zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Zum ersten Mal seit 16 Jahren wurde der Umweltnotfall ausgerufen und damit fast die ganze Stadt zum Erliegen gebracht.
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Rund 3.000 Fabriken und Betriebe bleiben geschlossen, der Schulsport wird gestrichen, und gleichzeitig wird der Autoverkehr in dem 6,7 Millionen Einwohner zählenden Stadtgebiet stark eingeschränkt. Das ist das erste Mal seit 1999, dass die Stadtverwaltung zu so drastischen Maßnahmen greifen muss.

APA/EPA/Sebastian Silva
Ein Paar genießt die getrübte Aussicht auf die Millionenstadt
Ungünstige Wetterlage
„Wir haben derzeit sehr ungünstige Bedingungen“, erklärte das Bundesministerium in einer Aussendung. „Wir haben einen der trockensten Junis seit 40 Jahren und sehr schlechte Luftzirkulation im Santiago-Becken, das die Konzentration der Schadstoffe stark erhöht hat.“ Am Sonntag wurde der Grenzwert um ein Zehnfaches überschritten.
Von Outdoor-Sport wird abgeraten
Die Verbote galten vorerst nur für einen Tag, können aber verlängert werden, wenn sich die Feinstaubwerte nicht bessern. „Wir ersuchen die Personen die Beschränkungen einzuhalten, um die Luftverschmutzung einzudämmen“, heißt es in dem Ministeriumsschreiben weiter. Die Bevölkerung wurde zudem aufgerufen, auf Bewegung im Freien zu verzichten. Dieses Verbot kommt angesichts der derzeit im Land stattfindenden südamerikanischen Fußballmeisterschaft, der Copa America, denkbar ungelegen.

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Dichte Smogglocke hängt über Santiago
Keine Annullierung der Spiele
Das Fußballturnier könnte auch der Grund sein, warum die Behörden zu solch drastischen Maßnahmen gegriffen haben. Denn die Smogdecke hing in den vergangenen Monaten immer wieder tief über der Metropole. Aber als Turnierstätte wirft die dicke Luft kein gutes Licht auf den Veranstalter. Der regionale Fußballverband sieht jedoch keine Annullierung der Spiele wegen schlechter Luftqualität vor.
Dabei war Chile nur die zweite Wahl als Austragungsland. Eigentlich sollte die Copa America 2015 in Brasilien stattfinden. Da das größte Land Südamerikas aber mit der WM 2014 und den Olympischen Sommerspielen von Rio 2016 bereits zwei Megaevents austrägt, tauschte der achtfache Südamerika-Meister mit Chile die Veranstaltungsrechte für 2019.
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