Bericht: Walmart versteckt Gewinne in Steueroasen

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der US-amerikanische Einzehandelskonzern Walmart soll über ein Netz von Tochterfirmen Steuerzahlungen in Milliardenhöhe umgehen. Das geht aus einem Bericht der NGO Americans for Tax Fairness (ATF) in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft United Food and Commercial Workers Union (UFCW) hervor.

Walmart habe in 15 Ländern, die gemeinhin als Steueroasen gelten, insgesamt 78 Tochtergesellschaften mit einem Vermögenswert von 76 Mrd. Dollar (67,5 Mrd. Euro) gegründet, so die Studie. Insgesamt habe sich der Konzern über dieses System seit 2009 Steuerzahlungen von über 3,5 Mrd. Dollar (3,1 Mrd. Euro) erspart.

Karte zeigt Walmart-Auslandsüberlassungen

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Americans for Tax Fairness

Laut dem Bericht ging Walmart dabei „heimlich“ vor. So würden die Tochtergesellschaften im offiziellen Unternehmenskontrollbericht (Form 10-k) nicht aufscheinen. Vor allem bei seinen internationalen Geschäften mache sich der Konzern solche Tochtergesellschaften zunutze, so die Studie. Zumindest 25 der 27 ausländischen Betriebsgesellschaften des Unternehmens befinden sich im Besitz von Tochterfirmen in Steuerparadiesen.

Luxemburg im Zentrum

Im Zentrum der Steuerkonstruktion des Konzerns steht dabei laut ATF Luxemburg. Das Land war erst im vergangenen Jahr nach dem Bekanntwerden von Steuerabsprachen unter internationalen Druck geraten. Walmart halte 22 Gesellschaften in dem europäischen Steuerparadies - 20 davon wurden erst in den vergangenen sechs Jahren gegründet.

Obwohl Walmart in dem Land kein Geschäft betreibt, soll das Unternehmen seit 2011 Unternehemensanteile über mehr als 45 Mrd. Dollar (40 Mrd. Euro) an die dortigen Gesellschaften transferiert haben.

Zwischen 2010 und 2013 gaben die Tochterfirmen in Luxemburg laut Bericht einen Gewinn von 1,3 Mrd. Dollar (1,15 Mrd. Euro) an, die sie mit weniger als einem Prozent versteuern konnten. ATF fordert nun auch die EU-Kommission auf, nachzuforschen, ob Luxemburg Walmart illegale Steuerbegünstigungen zugesprochen habe.

ATTAC fordert globale Besteuerung von Konzernen

In Österreich forderten heute ATTAC, das Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC) und das Tax Justice Network von der EU-Kommission ebenfalls Schritte, um solchen Steuerkonstruktionen entgegenzuwirken. Der Aktionsplan der EU-Kommission zur Konzernbesteuerung stelle zwar eine in Teilen begrüßenswerte Problemanalyse dar, die politischen Maßnahmen blieben jedoch völlig unzureichend, so die Organisationen in einer Aussendung.

Nach dem heute in Brüssel präsentierten Aktionsplan der EU-Kommission sollen Konzerne Profite nicht mehr zur Steuervermeidung in andere Länder verschieben können. Firmen sollen Steuern dort zahlen, wo sie ihre Gewinne auch erwirtschaften. In einzelnen Fällen hatte die Kommission bereits zuvor Prüfverfahren zu Steuerpraktiken eröffnet. Der Onlinehändler Amazon änderte bereits seine Steuerpraxis.

Für die NGOs gehen die Pläne allerdings nicht weit genug. „Die EU-Kommission hält weiter an der lückenhaften internationalen Besteuerung von Konzernen fest. Zudem wird mit Patentboxen und der Möglichkeit grenzüberschreitender Verlustverrechnung der innereuropäische Steuerwettbewerb durch die Hintertür weiter angeheizt“, so Gerhard Zahler-Treiber von ATTAC Österreich. Die Organisationen fordern von der Kommission eine Gesamtbesteuerung für Konzerne. Bei dieser „Unitary Taxation“ werden die Unternehmen als globale Einheit besteuert.