Türkischer Ex-Präsident Süleyman Demirel tot
Der frühere türkische Staatschef Süleyman Demirel ist tot. Der Ex-Präsident sei im Alter von 90 Jahren in einem Krankenhaus in Ankara an Herzversagen gestorben, berichtete die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu heute. Das sei die Folge einer schweren Atemwegsinfektion gewesen, teilte das Krankenhaus mit.
Demirel hatte die türkische Politik seit den 60ern maßgeblich geprägt. Er startete seine Karriere nach dem Militärputsch im Jahr 1960, fünf Jahre später wurde er erstmals zum Regierungschef gewählt. In den folgenden Jahren stand er insgesamt elf Jahre lang an der Spitze von sieben verschiedenen Regierungen. 1971 und 1980 wurde er durch Staatsstreiche des Armee gestürzt.
„Baba“ über Jahrzehnte hinweg
1991 wurde Demirel erneut Ministerpräsident der Türkei. Nach dem Tod des Präsidenten Turgut Özal übernahm er im Mai 1993 das Amt des Staatschefs, das er bis zum Jahr 2000 ausübte. Offiziell zog er sich anschließend aus der Politik zurück. Doch Demirels Stimme, der in seinen späten Jahren den Spitznamen „Baba“ (Vater) trug, hatte in der Türkei weiterhin Gewicht.

APA/EPA/Tarik Tinazay
Demirel prägte mit seiner konservativen Linie unter dem Rückhalt des Militärs über ein halbes Jahrhundert das Bild einer streng kontrollierten, aber laizistisch ausgerichteten Türkei. Über die Jahre entwickelte sich Demirel in Richtung einer liberaleren Linie und brach mit vormaligen Weggefährten. Zu seinem Scheiden aus dem Amt im Jahr 2000 sah er der Türkei den Weg in die EU vorgezeichnet, räumte aber Aufholbedarf beim Bereich der Menschen- und Bürgerrechte ein.