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Alte Games für neue Systeme

Mit ihren Spielern sind auch viele Computerspiele in die Jahre gekommen - mit der Konsequenz, dass sie auf heutigen Plattformen nicht mehr abspielbar sind. Seit einiger Zeit setzt die Branche darauf, alten Games neues Leben einzuhauchen und sie wieder zu veröffentlichen.

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Für die Hersteller ist es ein reizvolles Geschäft. Klassiker werden grafisch aufgehübscht und mit überschaubarem Aufwand für aktuelle Spieleplattformen ein weiteres Mal auf den Markt gebracht. Und auch bei Spielern stoßen Remastered-Games auf großes Interesse.

Wiedersehen im Totenreich

Denn die Stärke der älteren Games liegt vielfach im besonderen Charme der Story, den humorvollen Dialogen voll mit Anspielungen und Zitaten und witzig durchdachten Charakteren. So hat etwa das 1998 erstmals erschienene Adventure „Grim Fandango“ von LucasArts seit seiner Neuveröffentlichung Anfang des Jahres die Spieler neu begeistert. Die Neufassung beinhaltet neben einer grafischen Überarbeitung auch einen durch das Melbourne Symphony Orchestra eingespielten Soundtrack und Audiokommentare der Entwickler.

Computer-Spielfigur "Grim Fandango"

doublefine productions/Lucasarts

Screenshot aus „Grim Fandango Remastered“

Gespickt mit schwarzem Humor, spielt „Grim Fandango Remastered“ in einem mexikanischen Totenreich. Hauptcharakter ist ein Skelett im Humphrey-Bogart-Anzug, das als Reiseberater die Toten weiter in die Unterwelt bringen muss, um sich irgendwann mit den verdienten Provisionen selbst zur Ruhe setzen zu können. Dabei scheitert es immer wieder an der Bürokratie seiner Behörde. Hinter dem Spiel steht Branchenveteran Tim Schafer, der auch schon an der „Monkey Island“-Serie mitgearbeitet hat.

Umfassendes Spielearchiv

Der Dokumentation von Computerspielen hat sich das Portal Mobygames.com verschrieben. Das mit Hunderttausenden Screenshots illustrierte Archiv umfasst über 50.000 Spieletitel auf insgesamt 138 Plattformen von Anfang der 1970er Jahre bis heute.

Erstkontakt für Jüngere

Neben Nostalgie für jene Spieler, die viele der zuletzt überarbeiteten Remastered-Titel noch aus ihrer Jugend kennen und sich an durchgespielte Nächte vor dem Computer erinnern, kommen mit den Neuauflagen auch jüngere Spieler erstmals in Kontakt mit den Klassikern. Der Trend zur Rundumerneuerung erstreckt sich dabei über alle Plattformen. So ist der Nintendo-Entertainment-System- und Game-Boy-Klassiker „DuckTales“ als Remastered-Titel für iOS und Android erschienen. Mit dem Echtzeit-Weltraumstrategiespiel „Homeworld: Remastered“ (1999) reiht sich ein weiterer PC-Klassiker in die lange Liste von Remastered-Games der letzten Jahre wie „Baldur’s Gate 1 und 2: Enhanced Edition“, „Monkey Island 1 und 2 – Special Edition“ und „Tony Hawk’s Pro Skater HD“.

Andere Publisher versuchen mit Crowdsourcing-Kampagnen die Remakes zu finanzieren. So etwa Cinemawares, das via Kickstarter erfolgreich die Auferstehung des Amiga-Flugsimulator-Klassikers „Wings“ als Remastered-Edition mit modernem HD-Look und aufgepepptem orchestralem Soundtrack auf die Beine stellen konnte. Zuvor wurden etwa schon die Fortsetzungen „Giana Sisters 2“ und „Larry Reloaded“ via Kickstarter finanziert.

Sinnvolle Neuauflage oder schneller Profit?

Bei den Spielern wird der anhaltende Remastered-Trend zwar grundsätzlich positiv aufgenommen, dabei aber zwischen sinnvoller Neuauflage und schneller Geldmacherei unterschieden. Während sich die meisten über die optisch aufgehübschte und technisch überarbeitete Wiedergeburt ihrer Kindheitserinnerungen freuen, stoßen unterdessen Neueditionen erst ein bis zwei Jahre alter Titel auf Unverständnis.

Prominentes Beispiel ist etwa das Action-Endzeit-Adventure „The Last of Us“, mit dem Sony die Fans verärgerte. 2013 wurde das Spiel erstmals für die PS3 veröffentlicht und bereits ein Jahr später von Sony, da die PlayStation 4 nicht abwärtskompatibel ist, als „The Last of Us Remastered“ mit etwas verbesserter Grafik nochmal zum vollen Preis für die PS4 auf den Markt gebracht. Die „Tomb Raider: Definitive Edition“ wurde ebenfalls nur ein Jahr nach dem Erscheinen des fünften Teils der „Tomb Raider“-Serie zum Missfallen der Fans erneut auf den Markt gebracht.

Szene aus Resident Evil

Capcorn

Szene aus „Resident Evil HD Remastered“

Fans belohnen sorgfältige Umsetzungen

Auch Hersteller, die Remastered-Versionen mit minimalem Aufwand für maximalen Profit auf den Markt werfen, kommen bei der Gamer-Community nicht gut an. Negativbeispiel ist etwa die „Silent Hill HD Collection“, die sich laut einhelligen Onlinekritiken deutlich schlechter spielt als die Originaltitel aus 2001 und 2003. Der Shooter „Doom 3: BFG Edition“ gilt wegen Verschlimmbesserungen bei der Grafik ebenfalls als schlecht umgesetzt. Auch die „Prince of Persia Trilogy 3D“ veleidete mit gravierenden Soundfehlern und anderen Bugs den Gamern den Spielspaß, während der Action-Adventure-Klassikers 1989 neue Maßstäbe in puncto realistischer Wiedergabe von menschlichen Bewegungen setzte.

Wurde vom Hersteller jedoch mit Liebe zum Detail gearbeitet und wurden die Remastered-Spiele mit technischem wie auch spielerischem Mehrwert an die heutige Zeit angepasst, freuen sich viele Spieler darüber, auf dem aktuellen Stand der Technik in Erinnerungen schwelgen zu können. Prominentes Beispiel ist hier etwa „Resident Evil HD Remastered“. Mit zeitgemäßer Grafik, höherer Auflösung und 5.1 Surround Sound ausgestattet, kann der Spieler hier zwischen klassischer und moderner Steuerung sowie dem 4:3-Format des Originals und einem 16:9-Modus wechseln. Bisher wurde die Neuauflage des 19 Jahre alten Horror-Survival-Klassikers mehr als eine Million Mal verkauft. Sie gilt damit als erfolgreichster Remastered-Titel.

Beate Macura, ORF.at

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