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Ein Entertainer alter Schule

James Last ist tot. Der Musiker starb am Dienstag mit 86 Jahren im US-Bundesstaat Florida, wie sein langjähriger Konzertveranstalter Semmel Concerts am Mittwoch in Berlin mitteilte. Last sei im Beisein seiner Familie nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Eine öffentliche Trauerfeier sei in Hamburg geplant, der Termin ist aber noch offen.

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Last war als Erfinder des „Happy Party Sound“ der erfolgreichste deutsche Bandleader nach dem Zweiten Weltkrieg. Der 1929 in Bremen als Hans Last geborene Künstler tourte mit seinem Orchester weltweit. Mit seiner lässigen Art und den Pop-Klängen im Big-Band-Format traf er den Nerv der Nachkriegsgeneration. Seit mehr als 30 Jahren lebte Last in den USA. Er verkaufte Millionen Platten und CDs.

Dass Last, ein Beamtenkind aus Bremen, zum Musikstar aufstieg, klang bei James Last wie die normalste Sache der Welt. Gerne sprach er in Interviews über seine Anfänge. Irgendwann habe es bei ihm gefunkt, und sein Sound sei geboren gewesen: Pop im Bigband-Format - „Easy Listening“ nennt sich der Stil. Manche Kritiker sprachen von bis zur Unkenntlichkeit weichgespülter Musik.

Anfänge in Tanzorchester

Dabei lernte der 1929 geborene Last das Musikgeschäft von der Pike auf. Sehr früh saß er am Klavier, seine älteren Brüder Werner und Robert musizierten ebenfalls. 1943 besuchte er die Heeresmusikschule Bückeberg, in den ersten Friedensjahren spielten die Brüder im Tanzorchester von Radio Bremen. Dann gründete James eine eigene Band, Anfang der 50er wurde er dreimal in Folge zum besten Jazzbassisten in Deutschland gewählt, 1955 engagierte ihn der NWDR.

James Last erhält im November 1970 in Kiel drei Goldene Schallplatten

APA/dpa/Wulf Pfeiffer

James Last im November 1970

Last tourte damals mit Unterhaltungsmusikern wie Helmut Zacharias und Michael Jary, für die er auch Arrangements schrieb. „Ich wollte einfach Partymusik machen.“ Vom Programm von Radio Kopenhagen, das sein Vater hörte, ließ sich Last inspirieren: Zur Musik mischte er Geräusche, ausgelassene Lacher und Gläserklirren. Die Hörer sollten das Gefühl bekommen, dass die Feier längst im Gange ist. Später verarbeitete der Arrangeur Titel von Pop-Größen - von Christina Aguilera bis zu den Beatles. Die Songs gingen ineinander über im Wohlfühlklang. Die Platten tragen Namen wie „Trumpet a gogo“, „Beachparty“ und „Seduction“.

Karajan als Vorbild

Last traf damit einen Nerv. Ausgelassene Partystimmung sollte ein sorgenfreies Leben suggerieren. Er komponierte damit den Soundtrack der jungen deutschen Bundesrepublik. Die lässige Haltung, mit der er sich vor das Orchester stellte, wurde sein Markenzeichen. An einem Vorbild orientierte er sich immer wieder: Herbert von Karajan. Den legendären Dirigenten sah Last in Hamburg. „Ich war unglaublich beeindruckt von seiner Aura und wie er dann mit geschlossenen Augen dirigierte.“

Erfinder des „Happy Sound“

James Last galt als Erfinder des „Happy Sound“. Als Bandleader prägte er die Unterhaltungsmusik der 1960er und 70er.

Bei all der zur Schau gestellten Lässigkeit - hinter dem Erfolg stand auch harte Arbeit. Last schrieb die Noten für jedes Instrument vor und verschickte sie dann vor der Tour. „Jeder Musiker weiß genau, was er zu spielen hat. Da kann nichts schieflaufen“, sagte er.

Auf der Bühne bis zuletzt

Rund 90 Personen umfasste die Produktion. Der Musiker blieb auch in dieser Frage seinem Naturell treu. Seit seiner Platte „Non Stop Dancing“ hatte er mehr als 80 Millionen Tonträger verkauft. Er schaffte es, immer wieder neues Publikum zu gewinnen: „Ich erreiche Leute aus allen Generationen.“ Tatsächlich ging der bis zuletzt nach den 70er Jahren klingende, weiche Last-Klang als Lounge-Sound durch, zu dem seit den 90er Jahren in Clubs „gechillt“ wird.

Doch auch Schicksalsschläge musste Last verarbeiten. Seine erste Frau Waltraud wurde bei einem Autounfall schwer verletzt, 1997 starb sie an Krebs. Danach heiratete er die 30 Jahre jüngere Vermögensberaterin Christine Grundner. Erst vergangenes Jahr hatte Last angekündigt, er wolle auf der Bühne stehen, bis er umfällt. Noch heuer gab er Konzerte - und eine neue Tournee hatte er bereits angekündigt, nur wenige Monate vor seinem Tod.

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