Wenn die Wüste bebt
In der Black Rock Desert von Nevada geht mit dem alljährlichen Burning Man eines der bizarrsten Festivals über die Bühne. Eigentlich handelt es sich um eine temporäre Stadt für etwa 70.000 Menschen - in erster Linie wohnt dort der Wahnsinn.
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Liebeskummer war immer schon ein besonderer Antrieb: Der Legende nach war das Ende einer Beziehung die Initialzündung für Larry Harvey, um anno 1986 sein erstes Burning-Man-Festival pünktlich zur Sommersonnenwende abzuhalten. Angeblich waren es nur 20 Besucher. Doch schon damals kam es zum inszenierten Höhepunkt des Festivals, wie er auch heute noch zelebriert wird: das Verbrennen einer überdimensionalen männlichen Statue, was dem Festival seinen Namen gibt. Im vergangenen Jahr war die Figur 32 Meter hoch.
Kunstvolle Endzeitstimmung
Dabei geht es um Kunst ebenso wie um Musik und ein generelles Denken, das größer als der Mensch sein möchte - ein surrealistischer Reigen im Zeichen des Eskapismus. Die Besucherzahlen explodieren seit den späten 1990er Jahren und mittlerweile sind es um die 70.000 Besucher, die Burning Man jedes Jahr anzieht. Für kurze Zeit ging man sogar so weit, den Kauf eines Tickets von einer erfolgreichen Teilnahme an einer Verlosung abhängig zu machen.

Reuters/Jim Urquhart
Jedes Jahr lockt Burning Man Zehntausende in die Wüste
Vor allem aus der Vogelperspektive zeigt sich das Festivalgelände wie eine Kulisse zu einem Science-Fiction-Streifen. Um die Statue des Burning Man entsteht jedes Jahr aufs Neue eine ringförmig angelegte temporäre Stadt, die Black Rock City. Von oben betrachtet sieht das Festivalgelände dann wie ein überdimensionaler Kornkreis aus. Neo-Hippies werden hier ebenso angelockt wie Kunstaffine und überhaupt alle, die das Mittelmaß verachten.
Eine Institution der Popkultur
Nicht nur der „brennende Mann“ selbst zeigt sich hier überlebensgroß. Kunstvoll aufgemotzte und ins Surreale transformierte Autos, sogenannte Mutant Vehicles, gehören gleichermaßen zum Festivalbild wie riesige Skulpturen zwischen architektonischen Spielereien und psychedelischen Motiven.
Das unwirkliche Treiben erlangte längst einen Stammplatz in der modernen Popkultur: etwa bei den „Simpsons“, in „South Park“ und bei „Malcolm mittendrin“. Und auch Bands wie Queensryche bezogen sich in einer ihrer Progressive-Metal-Nummern auf die Mutter aller schrägen Festivals.
Johannes Luxner, ORF.at
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