Roms Mafia bereichert sich an Flüchtlingsgeldern
Sechs Monate nach dem Skandal „Mafia Capitale“ um enge Verstrickungen zwischen organisiertem Verbrechen und Politik erschüttern neue Ermittlungen im großen Stil die italienische Hauptstadt.
Die römische Staatsanwaltschaft, die gestern 44 Personen festnahm, deckte mafiöse Organisationen auf, die dank der Flüchtlingsversorgung Millionen lukrierten.
Aufträge für Flüchtlingseinrichtungen zugeschanzt
Die 44 Festgenommenen werden verdächtigt, einem Netz von Politikern und Geschäftsleuten anzugehören, die sich lukrative öffentliche Aufträge für Flüchtlingseinrichtungen zugeschanzt hatten. Pro Flüchtling zahlt der italienische Staat 35 Euro täglich für Unterbringung und Verpflegung.
Die Aufnahmelager für Flüchtlinge werden oft von sozialen Organisationen betrieben. Sie haben sich aber auch als wichtige Geldquelle für einige Betreiber entwickelt, die sich offenbar in enger Partnerschaft mit korrupten Politikern und Beamten lukrative Verträge dafür gesichert haben.
Politiker aus allen Lagern verhaftet
Zu den Drahtziehern der Organisation zählt der verhaftete Luca Odevaine, Mitglied der für die Zuweisung der Flüchtlinge zuständigen Kommission beim Innenministerium. Gegen die gesamte Führung der Genossenschaft La Cascina, die mehrere Flüchtlingseinrichtungen in der Region Latium mit der Hauptstadt betreibt, wird ermittelt.
Zu den weiteren Festgenommenen zählen Politiker aus allen Lagern, darunter das Mitglied des Regionalparlaments im Latium, Luca Gramazio, der zu den Spitzenmitgliedern der Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi zählt. Er soll Schmiergelder in Höhe von 98.000 Euro in drei Raten erhalten und für die Anstellung von zehn Personen gesorgt haben, die dem skandalumwitterten Unternehmer Salvatore Buzzi nahestanden. Buzzi gilt mit dem im Dezember festgenommenen römischen Mafia-Boss Massimo Carminati als Drahtzieher der Affäre „Mafia Capitale“.
Renzi will Exempel statuieren
Premier Matteo Renzi forderte exemplarische Strafen für die Drahtzieher der „Mafia Capitale“ und versprach neue Anstrengungen im Kampf für Transparenz in der Politik und in der öffentlichen Verwaltung.