Politiker würdigen Kohls Verdienste
Politiker aus dem In- und Ausland haben die Lebensleistung des „Einheitskanzlers“ Helmut Kohl gewürdigt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bezeichnete ihn als „Glücksfall für uns Deutsche“. „Ich verneige mich vor seinem Andenken“, sagte Merkel. „Helmut Kohl war ein großer Deutscher und ein großer Europäer.“
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Man werde noch lange bewundern, wie entschlossen er und seine Mitarbeiter die Gunst der Stunde zur deutschen Vereinigung genutzt hätten, sagte Merkel. „Das war höchste Staatskunst im Dienste der Menschen und des Friedens.“ Auch sie selbst habe ihm als Ostdeutsche zu verdanken, dass sie heute statt in einer Diktatur in Freiheit leben könne. Ihr Schicksal sei somit mit dem Wirken Kohls untrennbar verbunden. Die CDU-Chefin würdigte auch die Rolle Kohls als langjähriger CDU-Vorsitzender. Er habe die Partei modernisiert. „Sie wird es ihm nicht vergessen“, sagte Merkel.
„Historische Weichen gestellt“
„Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die Deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist“, sagte Deutschlands Außenminister Sigmar Gabriel in Berlin.
„Helmut Kohl hat historische Weichen für Deutschland und Europa gestellt und sich Verdienste erworben, die Bestand haben und nicht vergessen werden“, sagte SPD-Chef Martin Schulz. Ex-Kanzler Gerhard Schröder nannte seinen Vorgänger einen „großen Patrioten und Europäer“. „Die Einigung unseres Landes und unseres Kontinents wird auf alle Zeit auch mit seinem Namen verbunden bleiben“, sagte Schröder den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Grünen-Chef Cem Özdemir sagte am Freitag auf dem Grünen-Parteitag in Berlin: „Sein Name wird für immer in Verbindung stehen mit einem der großartigsten Nachkriegsprojekte - der deutschen Wiedervereinigung.“ Kohl habe „eine Generation politisch geprägt“, erklärte FDP-Chef Christian Lindner. „Wir verneigen uns vor ihm.“ Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht mit dem Tod Kohls „eine Ära zu Ende“ gehen. Die Kirche sei „dankbar für das christliche Zeugnis“ Kohls, schrieb Marx laut einer Mitteilung am Freitag an Kohls Witwe Maike Kohl-Richter.
„Einer der größten Staatenlenker“
Der frühere US-Präsident George Bush senior würdigte Kohl als „einen der größten Staatenlenker von Nachkriegseuropa“. Bush bezeichnete Kohl in einer Erklärung als einen „wahren Freund der Freiheit“, der sein Leben der Aufgabe gewidmet habe, die demokratischen Institutionen in seinem Heimatland und anderswo zu stärken.
Nach dem Fall der Mauer hatten Kohl und Bush eng bei der Verhandlungen über den Zwei-plus-vier-Vertrag zusammengearbeitet, der den Weg zur deutschen Wiedervereinigung ebnete. Bush bezeichnete sein damaliges Zusammenwirken mit seinem „sehr guten Freund“ als „eine der großen Freuden meines Lebens“. Kohl sei in den damaligen Verhandlungen „wie ein Fels gewesen, also sowohl standfest als auch stark“.
Juncker tief betroffen
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zeigte sich tief betroffen über den Tod Kohls. „Die Nachricht vom Tod des früheren Bundeskanzlers und meines engen Freundes Helmut Kohl hat mich tief getroffen“, erklärte Juncker in Brüssel. Kohl sei Europa und ihm persönlich „ein echter Vertrauter und Verbündeter“ gewesen.
Frankreich, Spanien und Israel würdigen Kohl
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte Kohl als „sehr großen Europäer“. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Macron am Freitag: „Meister des vereinigten Deutschlands und der deutsch-französischen Freundschaft: Mit Helmut Kohl verlieren wir einen sehr großen Europäer.“ Macrons Tweet ist mit einem Foto illustriert, das Kohl mit dem damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand Hand in Hand zeigt. Macron (39) ist proeuropäisch eingestellt und tritt für die Partnerschaft mit Deutschland ein.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy nannte Kohl eine „Schüsselfigur des europäischen Prozesses und der Wiedervereinigung“ Deutschlands. „Mein tiefstes Beileid an die Familie, die Freunde und die Partner von Helmut Kohl“, schrieb der konservative Politiker auf Twitter.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte „tiefe Trauer“ über den Tod des früheren deutschen Kanzlers. Er sei „einer der größten Freunde des Staates Israel“ und der Sicherheit des jüdischen Staates „vollkommen verpflichtet“ gewesen, sagte Netanjahu am Freitag nach Angaben seines Büros.
Van der Bellen erinnert an Geste mit Mitterand
„Helmut Kohl war ein großer Europäer und Staatsmann. Das zeigte etwa die Geste als er mit dem französischen Präsidenten Francois Mitterand Hand in Hand am Schlachtfeld von Verdun der Kriegstoten gedachte und dass er die Einführung des Euro in Deutschland durchsetzte", sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Sein staatsmännisches Geschick habe Kohl gezeigt, als er die Chance ergriff und die Wiedervereinigung Deutschlands erreichte.
Kern und Kurz: „Freund Österreichs“
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) würdigte Kohl als „zentralen Mitgestalter der Europäischen Union, wie wir sie heute kennen“. „Helmut Kohl hat im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben. Europa trägt seine Handschrift.“ Kohl sei ein „Freund“ Österreichs gewesen und habe bei den EU-Beitrittsverhandlungen Österreichs geholfen und unterstützt, sagte Kern. „Ganz Europa trauert um einen großen Staatsmann.“
Vizekanzler Wolfgang Brandstetter (ÖVP) sagte, Kohl habe „den Lauf der Geschichte nachhaltig und positiv geprägt“. Er sei „einer der Architekten des europäischen Friedensprojekts“ gewesen, so Brandstetter. „Ich kann mich nur mit größtem Respekt vor ihm verneigen.“
„Mit Helmut Kohl verlieren wir einen Menschen, der über Jahrzehnte die europäische Politik geprägt und vorgedacht hat. Er war ein großer Europäer sowie Architekt der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas“, sagte Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Kohl habe darüber hinaus maßgeblich den österreichischen EU-Beitritt unterstützt.
Die Spitzenkandidatin der Grünen bei der Nationalratswahl, Ulrike Lunacek, bezeichnete den deutschen Altkanzler als „einen der bedeutungsvollsten Politiker des 20. Jahrhunderts“. „Verneige mich mit großem Respekt. Er war ein großer Europäer“, schrieb die Vizepräsidentin des Europaparlaments auf Twitter. Team-Stronach-Klubchef Robert Lugar sagte: „Helmut Kohl gilt als Kanzler der deutschen Einheit und war prägend für sein Land. Mit ihm verliert Europa einen großen Staatsmann.“
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