„Beim G’schäft bin i guat"
Billa-Gründer Karl Wlaschek ist am Sonntag im Alter von 97 Jahren in Graz verstorben. Er sei „in Frieden verschieden“, bestätigte seine Immobilienfirma einen „Standard“-Bericht (Onlineausgabe). Wlaschek zählte zu den reichsten Österreichern.
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Beigesetzt wird Wlaschek laut Bericht in seinem Mausoleum im Palais Kinsky auf der Freyung in Wien. Hier ruhen bereits seine Eltern und seine vierte Ehefrau Karin, die im Jahr 2003 verstarb.
„Mit Karl Wlaschek verliert Österreich einen großen Unternehmer und eine charismatische Persönlichkeit“, so Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in einer Aussendung. „Er hat sich mit nur wenig Startkapital, aber umso größerem Fleiß und Einsatz zum Milliardär emporgearbeitet. Mit seinem Lebenswerk hat er den heimischen Handel und damit den Wirtschaftsstandort wesentlich geprägt.“ Auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) bekundete der Familie des „großen österreichischen Unternehmers, der Tausende Arbeitsplätze in unserem Land geschaffen hat und für sein Lebenswerk Anerkennung und Respekt verdient“, seine Anteilnahme.
Billa-Verkauf 1996 um 1,1 Mrd. Euro
Der am 4. August 1917 in Wien geborene Wlaschek hatte 1953 als Kaufmann begonnen und 43 Jahre später die Handelskette Billa 1996 für geschätzte 1,1 Mrd. Euro an den deutschen REWE-Konzern verkauft. „Mit Karl Wlaschek geht ein Vordenker und Pionier. Er hat den österreichischen Lebensmittelhandel revolutioniert - nicht zuletzt mit der Einführung des Selbstbedienungskonzepts von Billa. Mit ihm geht der Gründervater von Billa und Bipa verloren, sein Erbe jedoch bleibt Österreich erhalten“, so Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der REWE International AG.

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„Charly Walker“ am Klavier
Start mit Parfum zum Diskontpreis
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Wlaschek zunächst unter dem Pseudonym „Charly Walker“ als Barpianist und Bandleader. 1953 begann er als Kaufmann und eröffnete in Wien-Margareten eine Parfümerie, in der er Markenartikel zu Diskontpreisen anbot. Dieses Konzept übertrug er auf den Lebensmittelhandel.
Damit war der Grundstein für die Handelsgruppe Warenhandel Karl Wlaschek (WKW) gelegt, die 1960 bereits 45 Filialen umfasste. 1961 wurde die Kette in „Billa“ (für „Billiger Laden“) umbenannt. Es folgte die BML-Kette (Billa, Merkur, Libro), die er 1996 für 1,1 Milliarden Euro an die REWE-Gruppe verkaufte. Damals gehörten zu seinem Handelsimperium 1.340 Filialen und 18.000 Mitarbeiter. Zu den oben genannten Konzernen gesellten sich noch die Parfümeriekette Bipa sowie weitere Billa-Töchter in Deutschland, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn.
Unbemerkt an der Wursttheke
Den Erfolg seines Konzerns erklärte Wlaschek damit, dass er nicht nur das Konsumverhalten, sondern auch die einzelnen Bevölkerungsgruppen Österreichs mit seinem Angestelltenstab nachstellte: Alte und Junge, Männer und Frauen sind gleichermaßen repräsentiert.
Als Qualitätstester in seinen Geschäften war Wlaschek gefürchtet, wenn er sich unbemerkt in die Schlange an der Wursttheke einreihte. Lieferanten waren ebenso von seinem Wohlwollen abhängig: Hat ihm ein Produkt im Sortiment missfallen, wurde es sofort eingestellt.

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Im Mausoleum im zweiten Hof des Palais Kinsky wird Wlaschek begraben
Palais mit Grasser-Penthouse gekauft
In den vergangenen Jahren machte Wlaschek durch Immobilienkäufe von sich reden. Ihm gehörten unter anderem acht herrschaftliche Palais in der Wiener Innenstadt (darunter Kinsky, Ferstel, Harrach). Er war einer der größten privaten Hausherren des Landes - sein beachtlicher Realitätenbesitz ist über zahlreiche Gesellschaften und Stiftungen („Amisola“, „Estrella“, „Ermione“, „Novoreal“) gemanagt. In Summe umfasst der Immobilienbesitz Wlascheks österreichweit mehr als 250 Objekte.
Einer der größten Ankäufe der letzten Jahre war das Schlosshotel Velden, das Wlaschek im Herbst 2011 von der notverstaatlichten Hypo Alpe Andria Bank um kolportierte 50 Mio. Euro erwarb. Im Juli 2014 kaufte Wlaschek der Vienna Insurance Group (VIG) das Wiener Ring-Palais an der Ecke zur Babenbergerstraße für 17,5 Mio. Euro ab. Bekannt geworden ist das Gebäude durch sein Penthouse, das Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser gemietet hatte. Auch die Bürotürme Andromeda-Tower und Ares Tower als Teil der Donau City und die Wiener Börse gehörten zu Wlascheks Immobilienportfolio.

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Wlaschek mit Ehefrau Ricki Schenk
Fünfte Ehe im Alter von 94 Jahren
Neben seinen Immobilieninvestitionen sorgte Wlaschek auch durch Eheschließungen für Gesprächsstoff. Im Jahr 2012 heiratete er im Alter von 94 Jahren zum fünften Mal. Die Eheschließung mit seiner Lebensgefährtin Friederike „Ricki“ Schenk fand dabei im Schlosshotel Velden statt. Davor gab es drei Scheidungen, einmal war er verwitwet. „Beim G’schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp“, lautete ein legendärer Ausspruch Wlascheks.
Kronprinz für das Wlaschek-Vermögen ist der 40-jährige Sohn aus Wlascheks zweiter Ehe, Karl Philipp, der seit Jahren wichtige Positionen im Firmenimperium innehat. Als weitere Begünstigte der Stiftungen galten nach früheren Berichten Maria-Luise Bittner, Wlascheks Tochter aus erster Ehe, sowie Stieftochter Claudia Hönigsberger, deren Mutter die verstorbene vierte Ehefrau des Milliardärs ist.