Strategische Partnerschaft mit China
Russland treibt angesichts der Spannungen mit dem Westen im Ukraine-Konflikt seine neue strategische Partnerschaft mit China voran. Die einst mit der EU geplante Modernisierungspartnerschaft sei gescheitert, sagte der prominente Außenpolitiker Konstantin Kossatschjow am Freitag in Moskau.
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Dass die beiden ganz unterschiedliche Partner sind, räumte Kossatschjow auf der Konferenz ein. Russland ist das Land mit der größten Fläche, China das mit den meisten Einwohnern. Was zähle, sei aber die geografische Nähe der Nachbarn, sagte er. Russland setze vor allem auf die wirtschaftliche, wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit mit China. Es gehe um eine neue Etappe in der Geopolitik, sagte Kossatschjow.
Allianz für eine „multipolare Welt“
Auf der Konferenz „Russland und China: Neue Partnerschaft in einer sich ändernden Welt“ betonten chinesische Vertreter die wirtschaftliche Ausrichtung der Zusammenarbeit. Die beiden Länder wollen ihren Handel heuer auf 100 Milliarden Dollar (91,78 Mrd. Euro) steigern. Der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen einander Anfang Juli in der russischen Stadt Ufa zum Gipfel der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) sowie der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika).
Russische Staatsmedien sprechen immer häufiger vom Beginn einer neuen Ära der Weltpolitik. Eine Allianz für eine „multipolare Welt“ ohne Vorherrschaft der USA soll entstehen. Wegen der Konfrontation mit den USA und der EU im Ukraine-Konflikt sucht sich die Rohstoff- und Atommacht Russland vor allem in Asien neue Partner. Die breite Zusammenarbeit Moskaus mit Peking schließe die militärische Kooperation ein, sei aber gegen kein drittes Land gerichtet, sagte der Vizeaußenminister Igor Morgulow.
„Eintritt in neue Phase“
Seit langem ziehen Chinesen und Russen in internationalen Konfliktlagen als Vetomächte im UNO-Sicherheitsrat an einem Strang. „Die russisch-chinesischen Beziehungen gehen in eine neue Phase, für die es in der Geschichte keine Parallelen gibt“, sagte der Politologe Fjodor Lukjanow. Er sieht nicht nur eine wachsende Basis für gemeinsame Sicherheitsinteressen, sondern für eine breite Kooperation von der Landwirtschaft über den Energiesektor bis zur Raumfahrt.
Das Misstrauen der Chinesen gegenüber den Russen sitzt traditionell tief. Doch übt Peking demonstrativ den Schulterschluss mit Moskau, um die USA in Schach zu halten. So hielt sich die chinesische Führung bei der russischen Einverleibung der Halbinsel Krim und Putins Machtpolitik gegenüber der Ukraine zurück, weil der russische Partner geopolitisch zu wichtig ist.
Vor allem den USA dürfte die Bildung der neuen großen Allianz in Eurasien missfallen, sagte Lukjanow. Schon jetzt sind die Amerikaner beim Verbund der BRICS-Staaten und bei der SCO nicht dabei. Für China gehe es vorrangig um Wirtschaftsinteressen im postsowjetischen Raum, sagte der Direktor des Russland-Instituts bei der Akademie für Sozialwissenschaften, Li Yongquan, in Peking.
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