„Ich bin immer optimistisch“
FIFA-Präsident Joseph Blatter rechnet fest mit seiner Wiederwahl beim Kongress des Fußballweltverbandes am Freitag. „Sie kennen mich, ich bin immer optimistisch“, sagte der Schweizer am Dienstag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Kongresswoche vor einem Treffen der Verbände aus Nord- und Mittelamerika (CONCACAF) in Zürich - noch vor den Verhaftungen von Funktionären am Mittwoch.
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Blatter besucht traditionell die Vortreffen der Konföderationen. Entgegen ersten Aussagen war sein einziger Kontrahent Prinz Ali bin al-Hussein von den CONCACAF-Delegierten doch noch eingeladen worden und hielt eine kurze Rede. Die Treffen der Verbände aus Asien und Ozeanien am Mittwoch wurden abgesagt. Das werteten Beobachter als Zeichen, dass es bei diesen Konföderationen keinen Diskussionsbedarf mehr gibt und Blatter zumindest mit der Mehrheit der Stimmen rechnen kann.

Reuters/Leonhard Foeger
Joseph Blatter
Die UEFA-Mitglieder treffen sich am Donnerstag wenige Stunden vor Kongressbeginn in Zürich zu ihren Beratungen. Offen ist noch, ob sie ein kollektives Votum für Hussein abgeben werden. Nach dem deutschen hatte vor knapp einer Woche unter anderem auch der Österreichische Fußballbund (ÖFB) mitgeteilt, dass man nicht für Blatter stimmen werde. Als eine Revolution wollte das ÖFB-Präsident Leo Windtner allerdings nicht verstanden wissen. „Dass wir nicht öffentlich gegen ihn vorgehen, ist genauso beschlossen wie die Tatsache, dass wir ihm nicht unsere Stimme geben“, so Windtner.
Harsche Kritik lässt Blatter kalt
Auf die harsche Kritik von Luis Figo nach dessen Rückzug als Kandidat reagierte Blatter diplomatisch. Der Portugiese sei eine respektable Persönlichkeit und könne sagen, was er wolle. Figo hatte die demokratischen Prozesse bei der FIFA infrage gestellt: „Diese Wahl ist eine Abstimmung, um die absolute Macht einem Mann zu übergeben“, sagte Figo. Öffentliche Unterstützung erhielt der 42-Jährige auch von UEFA-Präsident Michel Platini.
Der Franzose mokierte sich am Montag in einem Interview der Sportzeitung „L’Equipe“ vor allem darüber, dass Blatter sein Versprechen an die Europäer aus dem Jahr 2011 gebrochen habe. „Er hat uns in die Augen geschaut und gebeten, ihn für seine letzte Amtszeit zu unterstützen“, sagte Platini. Er selbst habe damals den UEFA-Verbänden auf Basis einer „Lüge“ die Empfehlung zur Wahl Blatters gegeben. Auf eine Kandidatur für die bevorstehende Wahl hatte Platini bereits im vergangenen Sommer verzichtet.
Platini spricht sich für Hussein aus
Seine volle Unterstützung erhält deshalb Blatters einziger verbliebener Kontrahent, der jordanische Prinz Hussein. „Er sagt, was er denkt, und er hat keine Angst, den Status quo zu verändern“, sagte Platini über seinen Kollegen als FIFA-Vizechef. „Er kann einen Mehrwert bringen und ist jemand, der im Team arbeiten kann“, ergänzte der UEFA-Chef - eine Fähigkeit, die er Blatter offenbar abspricht. „Ich bin außerordentlich geehrt von der Unterstützung von Präsident Platini“, bedankte sich Hussein denn auch via Twitter.
Zuletzt machte Hussein einen Bestechungsversuch öffentlich, bei dem ihm ein Unbekannter im April die Stimmen von 47 Wahlmännern und einen Einblick in die Finanzen von Blatter versprochen hatte. Hussein sagte, sein Wahlkampfteam habe die Behörden über das illegale Geschäftsangebot in Kenntnis gesetzt.
Hussein bisher ohne echte Chance
Die Aussichten auf einen Sieg Husseins in Zürich sind minimal. Afrika und Ozeanien haben Blatter bereits ihre Stimmen versprochen. Auch aus Nord- und Mittelamerika und sogar aus Asien - der Heimkonföderation des Prinzen - dürften die meisten Stimmen an den seit 1998 regierenden Schweizer gehen. In einem letzten Wahlkampf-Update stellte Hussein genau diesen Konföderationen mehr WM-Startplätze in Aussicht - ein alter Trick Blatters.
Ob die jetzigen Verhaftungen von teils hochrangigen FIFA-Funktionären und die Eröffnung des Strafverfahrens rund um die Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar die Aussichten von Hussein vielleicht doch noch steigern können, bleibt abzuwarten.
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