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Zustimmung so hoch wie nie

Die Zustimmung zur Ehe von Homosexuellen hat in den USA einen neuen Höchststand erreicht. 61 Prozent der US-Bürger befürworten das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf Heirat, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup hervorgeht. Das sei der höchste Wert seit der ersten Befragung zu dem Thema im Jahr 1996.

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„Vor 20 Jahren haben nur 27 Prozent der Amerikaner die Homoehe befürwortet, 68 Prozent lehnten sie ab“, so die Meinungsforscher. Eine Mehrheit der Befürworter sei erstmals im Jahr 2011 verzeichnet worden. Die USA gleichen bei der Heirat von Schwulen und Lesben einem Fleckerlteppich: Während 14 Bundesstaaten gleichgeschlechtliche Eheschließungen nicht anerkennen, stieg die Zahl der Staaten mit Homosexuellenehe auf zuletzt 36.

Höchstgericht entscheidet im Juni

Derzeit befasst sich der Oberste Gerichtshof mit dem Thema. Eine Entscheidung des Supreme Court wird bis Ende des Sitzungsjahrs im Juni erwartet. Die Richter zeigten sich zum Auftakt der Beratungen im April ähnlich gespalten wie die Bevölkerung.

Mit Blick auf die traditionelle Ehe meinte einer der Richter, Anthony Kennedy, er fühle sich nicht gut dabei, eine derart alte Institution zu ändern. Die Ehe zwischen Mann und Frau „gibt es seit 1.000 Jahren“. Es sei sehr schwierig für das Gericht, nun zu sagen, „okay, jetzt wissen wir es besser“. Wie das Gericht letztlich entscheiden wird, ist völlig unklar. Fünf der neun Richter gelten als eher konservativ, vier als eher progressiv.

Veränderte Gesellschaft

Befürworter der Homoehe verwiesen auf die veränderten Realitäten im Land. „Es ist eine Tatsache, dass schwule und lesbische Familien im ganzen Land zusammenleben“, sagte die Anwältin Mary Bonauto. Diese Realitäten müsse auch das Gericht anerkennen. Die Richterin Ruth Bader-Ginsburg meinte, eine Zulassung der Homoehe bedeute kein Zurücksetzen der traditionellen Ehe: „Den heterosexuellen Paaren wird nichts weggenommen.“ Sie würden weiterhin alle Vorteile, die sie derzeit durch die Ehe genießen, behalten.

Zwei Fragen für Supreme Court

Konkret hat der Supreme Court zwei Fragen zu klären: Ist das Verbot von Homosexuellenehen in einigen US-Staaten zulässig? Und: Müssen Staaten die von anderen Bundesstaaten erlaubten Eheschließungen von schwulen und lesbischen Paaren anerkennen? Juristisch ist die Sache kompliziert. Das Eherecht in den USA ist den einzelnen Bundesstaaten vorbehalten. Allerdings ist es Interpretationssache, ob es die Verfassung den einzelnen Staaten überlässt, zu entscheiden, was unter einer Ehe zu verstehen ist.

Bereits 2013 hatte der Oberste Gerichtshof mit einer bahnbrechenden Entscheidung die Ungleichbehandlung von verheirateten Schwulen und Lesben auf Bundesebene beendet. Ihnen müssten die gleichen staatlichen Vorteile gewährt werden wie Partnern in traditionellen Ehen.

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