Auf „Mülltaucher“-Tour durch Europa
Zum „National Leftovers Day“, dem „Feiertag des Restekochens“, hat der österreichische Aktivist und Journalist David Groß den 12. Mai ausgerufen. Mit einem eigenen TV-Format will Groß auf die Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam machen. Die Dokureihe „Wastecooking“ lief diese Woche auf Arte, am 7. Juni ist die Langfassung im ORF zu sehen.
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Etwa ein Drittel aller Lebensmittel wird laut der Welternährungsorganisation FAO jährlich weltweit weggeworfen, also 89 Millionen Tonnen, „das geht mir unter die Haut“, konstatierte Groß zum Auftakt seiner fünfteiligen Dokureihe „Wastecooking - Kochen statt verschwenden“. In Wien, wo Groß seit zwei Jahren als „Mülltaucher“ aktiv ist und bereits „Hunderte Kilo Lebensmittel aus Abfallcontainern der Supermärkte gerettet“ hat, startet seine von Regisseur Georg Misch festgehaltene Europatour.
Aus Müll wird Haubenküche
Die Serie ist ein fünfteiliges Road Movie durch ungenutzte Nahrungsmittelquellen in Europa: In Wien findet sich im Müll genügend Obst zum Einkochen gleich auf der Deponie, und in Supermarktregalen und Privathaushalten noch mehr Genießbares: Am Ende entsteht mit Hilfe eines Spitzenkochs ein fünfgängiges Menü für eine ganze Siedlung aus vermeintlichem Müll. Begleitet wird die TV-Doku von einem umfangreichen Webdossier, Tipps zur Müllvermeidung und Hauben-Rezepte zum Nachkochen inklusive.

ORF/Mischief Films
Reich gedeckter Tisch in Wien
Die weiteren Stationen der Müllreise führen Groß nach Deutschland, wo etwa Unkraut zu Gelee verkocht wird und allein mit jenem Obst und Gemüse, das für den Handel zu „hässlich“ ist, Hundertschaften verköstigt werden. Ein niederländische Spitzenkoch zeigt in weiterer Folge, wie man auch aus den nie genutzten Teilen eines Tieres noch köstliche Gerichte zubereiten kann. Außerdem werden Kinder dort zu Testern an Insektenbällchen - und lieben sie.
Es geht auch anders
Die vierte Folge der Serie führt direkt in die Kantine des EU-Parlaments, wo die Abgeordneten mit vom Vortag übrig gebliebenen Lebensmitteln von Groß’ Anliegen überzeugt werden. Außerdem zeigt diese Station, dass beherzte Gesetzgeber etwas bewirken können: Im wallonischen Teil Belgiens gilt für Supermärkte ein Wegwerfverbot. Sie müssen sich darum kümmern, dass nicht gewolltes Essen bei den zahlreichen Bedürftigen der Region ankommt.

ORF/Mischief Films
Groß holt sich Altöl bei einem renommierten Wiener Restaurant ab
In Frankreich geht es zum Abschluss der Serie an die andere Seite des sozialen Spektrums, zu einem Kochkurs für mittellose Familien. Den Abschluss bildet ein Ursprung der Nahrungsmittelverschwendung: Auf einem Fischkutter wird nur mit dem sonst aussortierten Beifang für die gesamte Belegschaft aufgekocht. Eine Hauptrolle haben auf allen Stationen Groß’ mobile „Wasteküche“ - eine zum Kochherd umgebaute Mülltonne - und sein ausschließlich mit gebrauchtem Speiseöl fahrendes „Wastemobil“.
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