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„Chance“ für islamische Extremisten

Von den Taliban in Afghanistan über den Islamischen Staat (IS) in Syrien und dem Irak bis zu den Al-Schabab-Milizen in Somalia: Islamistische Terrororganisationen ergreifen relativ rasch die Gelegenheit, wenn irgendwo durch Konflikte ein Machtvakuum entsteht. Aktuell ist das auch auf der Arabischen Halbinsel der Fall.

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Erst kürzlich warnte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini vor einem Erstarken der Extremistenorganisation Al-Kaida im Jemen. Hintergrund ist der Bürgerkrieg dort, ausgelöst durch den Vormarsch der schiitischen Huthi-Milizen. Die Situation sei extrem gefährlich, sagte Mogherini, da Al-Kaida versuche, das durch die Unruhen entstandene Machtvakuum zu füllen. Um die Gewalt zu beenden, sei ein akkordiertes Handeln der internationalen Gemeinschaft notwendig.

Angriff auf Großstadt im Südjemen

Wie gefährlich die Situation mittlerweile ist, hat sich erst Mitte April wieder gezeigt. Die Dschihadistengruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) überrannte einen Militärstützpunkt im Südosten des Jemen und erbeutete dabei Panzer und andere schwere Waffen. Zuvor hatten sie bereits den Flughafen von al-Mukalla besetzt, schließlich übernahmen sie die Kontrolle über die Stadt mit rund 220.000 Einwohnern. Die Angriffe hatten am 2. April begonnen. Beim Sturm auf ein Gefängnis befreiten die Extremisten einen ihrer Anführer.

Karte zu den Machtverhältnissen im Jemen

APA/ORF.at

Präsident warnt aus dem Exil

Kurz zuvor hatte der nach Saudi-Arabien geflohene jemenitische Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi in einem Gastkommentar in der „New York Times“ zu weiteren Militäraktionen gegen die Huthi-Rebellen in seinem Land aufgerufen. „Wenn die Huthis nicht gestoppt werden, wird aus ihnen die nächste Hisbollah, vom Iran dazu bestimmt, die Menschen in der Region und darüber hinaus zu bedrohen“, schrieb Hadi unter Anspielung auf die proiranische Hisbollah-Bewegung im Libanon. Aber nicht nur das: „Die Öltransporte durch das Rote Meer, von denen der Großteil der Welt abhängt, werden infrage gestellt, und Al-Kaida und andere Gruppen werden aufblühen“, warnte Hadi.

Im Jemen kämpfen die Huthi-Rebellen aus dem Norden des Landes gegen die Anhänger Hadis. Ein von Saudi-Arabien geführtes arabisch-sunnitisches Militärbündnis fliegt seit Wochen Luftangriffe gegen die Huthis. Der Iran wird beschuldigt, sie mit Geld und Waffen zu unterstützen.

Karte vom Jemen

APA/ORF.at

Die AQAP wiederum gilt als derzeit gefährlichster Ableger der Terrororganisation des 2011 von einem US-Spezialkommando in Pakistan getöteten Al-Kaida-Führers Osama bin Laden. Sie entstand vor etwa sechs Jahren aus einer „Fusion“ saudi-arabischer und jemenitischer Zweige und ist hauptsächlich im südlichen Jemen aktiv. Die AQAP ist für zahlreiche Anschläge verantwortlich, sie bekannte sich auch zu dem Terrorangriff auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo im Jänner.

Mehrere Beispiele

Historische und aktuelle Beispiele dafür, wie islamistische Extremisten politische Umbrüche und Konflikte für sich nutzen, gibt es mehre. In Afghanistan übernahmen die Taliban so 1996 die Macht, seit dem Abzug der internationalen Truppen weiten sie ihren Einfluss dort wieder aus. In Somalia kontrolliert al-Schabab Teile des Landessüdens, nachdem es in dem ostafrikanischen Staat seit Jahren keine funktionierende Zentralregierung gibt.

Im westafrikanischen Mali mischte die radikalislamische Ansar Dine im Bürgerkrieg 2012 mit. Seit dem „arabischen Frühling“ in Nordafrika sind im Maghreb unterschiedliche Extremistengruppen vermehrt aktiv. Nicht zuletzt brachte die Terrormiliz IS seit dem Vorjahr riesige Gebiete im Irak und dem Bürgerkriegsland Syrien unter ihre Kontrolle.

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