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Nutzer zu „Kontroll-Check“ aufgerufen

Nach dem Absturz eines Militärtransporters A400M in Spanien hat Airbus vor möglichen Problemen bei der elektronischen Triebwerkssteuerung des Flugzeugs gewarnt. Alle Nutzer eines A400M sollten an jedem Flugzeugtriebwerk die elektronische Triebwerkskontrolleinheit untersuchen, teilte Airbus am Dienstag mit. Einen direkten Zusammenhang mit dem Absturz stellte Airbus nicht her.

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Der „Spiegel“ (Onlineausgabe) berichtete am Dienstag, der Absturz des Militärtransporters vor gut einer Woche nahe Sevilla sei möglicherweise durch Softwareprobleme in der Triebwerkssteuerung verursacht worden. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich nicht zu den unmittelbaren Ursachen des Absturzes äußern, diese seien Sache der Behörden in Spanien.

„Dringliche technische Empfehlung“

Allerdings sei bei einer internen Analyse ein möglicher Softwarefehler entdeckt worden, der die Abschaltung von mehreren Triebwerken auslösen könnte. Die Airbus-Rüstungssparte richtete daher eine „dringliche technische Empfehlung des Herstellers“ an die Kunden, um „mögliche Risiken bei künftigen Flügen zu vermeiden“.

Empfohlen wird ein „einmaliger Kontroll-Check der elektronischen Triebwerkskontrolleinheit bei jedem Flugzeugtriebwerk vor dem nächsten Flug“, außerdem „Detailchecks für den Fall eines Triebwerksaustausches oder eines Auswechselns der elektronischen Triebwerkskontrolleinheit“. Die Analyse sei nicht Teil der offiziellen Unfalluntersuchung gewesen, den Behörden seien die Ergebnisse aber inzwischen mitgeteilt worden.

Unmittelbar nach Start abgestürzt

Der für die Türkei bestimmte A400M war am 9. Mai gegen 12.45 Uhr bei Sevilla mit sechs Spaniern an Bord zu seinem ersten Flug nach der Fertigstellung gestartet. Etwa 15 Minuten später stürzte das Propellerflugzeug mit einer Spannweite von 45 Metern nördlich des Flughafens auf ein Feld. Nur ein ausgebranntes Wrack blieb übrig. Zwei Besatzungsmitglieder überlebten, wurden aber schwer verletzt. Die Opfer, allesamt spanische Staatsbürger, arbeiteten für den Hersteller Airbus Defense & Space.

Unfallstelle des Airbus A400M

APA/EPA/Feuerwehr Sevilla

Löscharbeiten an Teilen des Wracks

Es war der erste Absturz einer Maschine dieses Typs. Medien berichteten später, vermutlich seien Triebwerksprobleme der Grund für den Absturz gewesen. „Das Unglück von Sevilla wird Folgen für die europäische Rüstungsindustrie haben“, titelte die spanische Zeitung „El Pais“.

Projekt von Anfang an unter keinem guten Stern

Der Absturz des A400M ist ein herber Rückschlag für das milliardenschwere Rüstungsprojekt. Der A400M war vor zwölf Jahren von sieben NATO-Staaten als Ersatz für die veralteten Transall-Maschinen in Auftrag gegeben worden. Die Auslieferung verzögerte sich um Jahre, die Kosten fielen um Milliarden Euro höher aus als geplant. Von den 174 bestellten Maschinen wurden bisher nur zwölf ausgeliefert.

Deutschland, Großbritannien, die Türkei und Malaysia stoppten als Reaktion auf den A400M-Absturz ihre Testflüge mit der Maschine. Airbus absolvierte dagegen nur wenige Tage nach dem Unglück einen neuen Testflug. Die Untersuchung der Absturzursache wird von spanischen Militärermittlern geleitet, die ihre Ergebnisse einem Untersuchungsrichter vorlegen werden.

Traum von europäischer Hercules

Das propellerbetriebene Flugzeug hat eine Länge von 45 und eine Spannweite von 42,40 Metern. Bei einer maximalen Geschwindigkeit von 780 Stundenkilometern kommt die Maschine bei 20 Tonnen Nutzlast auf eine Reichweite von maximal 6.390 Kilometern. Der A400M kann über längere Strecken im Tiefflug und zum Absetzen von Lasten und von Fallschirmspringern eingesetzt werden. Airbus hatte einst darauf gehofft, mit dem A400M vor allem die weltweit verbreitete Lockheed C-130 Hercules zu ersetzen.

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