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Soziales Web als Spielwiese für Foppereien

„Hallo, Twitter! Ich bin’s, Barack. Wirklich! Nach sechs Jahren geben sie mir endlich meinen eigenen Account.“ So startete US-Präsident Barack Obama am Montag sein eigenes Konto auf der Web-2.0-Plattform, und es gibt kein US-Medium, das nicht darüber berichtet. Wozu auch braucht Obama eine inzwischen dritte Twitter-Identität? Vorerst für Witze über die Clintons, lautet die Antwort.

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Obama, der Soziale Netzwerke lange vor anderen für sich zu nutzen verstand, hatte jedenfalls schon davor reichlich Präsenz im Internet und auf Twitter. Dort ist er seit 2007 als „barackobama“ aktiv und lässt naturgemäß auch den Account „whitehouse“ mit seinen Inhalten füllen. Das Argument, dass der nun dritte Account „privat“ sei, ist nicht besonders stichhaltig: Bisher waren angeblich selbst verfasste Botschaften auf den schon vorhandenen Accounts mit dem Kürzel „bo“ (für Barack Obama) gekennzeichnet.

Viel amtlicher Anstrich für „privaten“ Account

Es ist aber das Kürzel für den neuen Twitter-Account, das aufmerken lässt: POTUS, die Abkürzung für „President Of The United States“. Noch dazu firmiert Obama just in seinem angeblich privaten Forum als „President Obama“ - und das alles, während sich seine Präsidentschaft dem Ende zuneigt. Der Erste, der sich die direkte Nachfrage nicht verkneifen konnte, war Ex-Präsident Bill Clinton, der Obama auf Twitter süffisant „willkommen“ hieß und nachhakte: „Eine Frage: Bleibt der Username beim Amt?“

Er frage nur „für eine Freundin“ nach, so Clinton. Diese ist unschwer als die frühere First Lady und Außenministerin Hillary Clinton auszumachen, die US-Präsidentin werden will. Obama lobte Clinton prompt für die „gute Frage“, korrigierte seinen Vorgänger aber gleich: Es gehe ja um das Kürzel und nicht um den Usernamen. Der „bleibt im Haus“, beruhigte Obama den besorgten Clinton - und fragte seinerseits, ob er „irgendwen kennt, der an @FLOTUS Interesse hat?“

Fragwürdige Account-Enteignung

FLOTUS ist das Gegenstück zu POTUS: Seit Jänner 2013 hat „First Lady Of The United States“ Michelle Obama diesem Account ihren Stempel aufgedrückt. So weit, so irrelevant. Aber offenbar nicht für Obama selbst: Wie US-Medien herausgefunden haben, dürfte das Weiße Haus einigen Aufwand betrieben haben, um sich das POTUS-Kürzel zu sichern, denn eigentlich war es schon seit 2008 vergeben. Inhaber war ein Kanadier namens Steve d’Alimonte, der sich das Kürzel damals zum Spaß zulegte.

Wie D’Alimonte nun gegenüber mehreren US-Medien sagte, habe er das Kürzel zwar einige Zeit lang nicht verwendet, sei aber sonderbarerweise bei einem weiteren Log-in-Versuch aus dem Twitter-System geworfen worden. Twitter erklärte gegenüber dem US-Sender ABC, der Account sei „zu lange inaktiv“ gewesen. Bleibt die Frage, warum ein inaktiver Account plötzlich in den Händen von Barack Obama hochaktiv werden kann - mit über einer Million „Followern“ in den ersten 24 Stunden.

Von POTUS über FLOTUS zu FHOTUS

D’Alimonte, der „originale POTUS“, nahm die fragwürdige Account-Enteignung jedenfalls mit Humor: „Gern geschehen, das mit dem POTUS-Kürzel. Ich akzeptiere Greencards (die US-Arbeitserlaubnis, Anm.) als Dankeschön“, twitterte er unter seinem Namen. Auf Twitter fand unterdessen das Wettraten statt, wann wohl der Account mit dem Kürzel „FHOTUS“ auftauchen würde - für „First Husband Of The United States“.

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