Themenüberblick

Deutlich stärkeres Plus in Spanien

Die Euro-Zone wächst trotz eines Schwächeanfalls in Deutschland so kräftig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Die überraschend gute Konjunktur in den anderen großen Mitgliedsstaaten Frankreich, Italien und Spanien ließ das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Jänner bis März um 0,4 Prozent steigen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Sinkende Benzinpreise kurbelten den Konsum an, während der schwache Euro die Exporte anschob, wie aus den am Mittwoch vom Statistikamt Eurostat veröffentlichten Daten hervorgeht. Als Bremse entpuppte sich Deutschland, dessen Wachstum sich mehr als halbierte. Am schlechtesten steht Griechenland da, das wegen des ungelösten Schuldenstreits in die Rezession zurückfiel.

Miniwachstum in Deutschland

In Deutschland betrug das Plus lediglich 0,3 Prozent, nachdem es Ende 2014 noch zu 0,7 Prozent gereicht hatte. Die exportabhängige Wirtschaft leidet vor allem unter der wackligen Weltkonjunktur. Die Ausfuhren stiegen merklich langsamer als die Importe, wodurch der Außenhandel das Wachstum per saldo bremste. „Dies ist vor allem auf die Entwicklung in den Schwellenländern zurückzuführen“, erklärte das deutsche Wirtschaftsministerium. Dorthin gehen etwa 40 Prozent der deutschen Warenexporte. In China, Russland und Brasilien läuft es derzeit aber nicht rund.

Die Stütze der deutschen Konjunktur bleibt unterdessen der Konsum: Die privaten Haushalte und der Staat hätten ihre Ausgaben erhöht, so das Statistische Bundesamt. Wegen der Rekordbeschäftigung, steigender Löhne und niedriger Inflation sitzt das Geld bei den Verbrauchern locker. Auch die Investitionen legten zu. „Sowohl in Bauten als auch in Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert.“ Der Bauboom wird von den anhaltend niedrigen Zinsen befeuert.

„Moderates Tempo“

Die deutsche Regierung traut der heimischen Wirtschaft vorerst keine großen Sprünge zu. „Das aktuelle Konjunkturbild spricht für eine Fortsetzung des Aufschwungs in einem moderaten Tempo“, so das Wirtschaftsministerium. Es sagt für 2015 und 2016 jeweils ein Wachstum von 1,8 Prozent voraus, nachdem es 2014 nur 1,6 Prozent waren. Vom Außenhandel sollten künftig wieder positive Impulse kommen: „Die Euro-Abwertung führt zu einer verbesserten preislichen Wettbewerbsfähigkeit.“ Die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel warnte jedoch davor, zu viel zu erwarten. „Die Politik sollte sich nicht darauf ausruhen, dass die Prognosen für 2015 in jüngster Zeit von vielen deutlich erhöht wurden.“

Der Euro hat wegen der extrem lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) binnen eines Jahres ein Fünftel zum Dollar abgewertet. Das macht Waren in Übersee billiger und Konkurrenzprodukte in der Währungsunion teurer. „Die Erholung wird vor allem von der Abwertung des Euro und sinkenden Energiepreisen gestützt“, sagte EZB-Direktor Benoit Coeure mit Blick auf die Währungsunion. „Beide Effekte dürften aber bald abflauen.“ So hat der Euro in den vergangenen zwei Monaten um mehr als sieben Prozent zur US-Währung aufgewertet, während ein Fass Öl mit 68 Dollar deutlich mehr kostet als zu Jahresbeginn mit knapp 50 Dollar - schlechte Nachrichten für die Konsumenten.

Frankreich als Konjunkturlok

Als Konjunkturlok erwies sich dieses Mal die französische Wirtschaft. Sie wuchs dank kauffreudiger Verbraucher mit 0,6 Prozent nicht nur doppelt so schnell wie die deutsche, sondern auch so kräftig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Ökonomen zufolge ändert der gute Jahresauftakt aber wenig an der insgesamt düsteren Lage. „Der Aufschwung wird nicht stark genug sein, um die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich merklich zu drücken“, sagte Diego Iscaro vom Analysehaus His Global Insight. Derzeit liegt diese bei 10,6 Prozent, in Deutschland sind es hingegen nach EU-Standards nur 4,8 Prozent.

Spaniens Wirtschaft zieht an

Noch besser schlug sich zuletzt Spanien: Dort expandierte die Wirtschaft um 0,9 Prozent. Hauptgründe dafür waren der Konsum und die anziehenden Exporte. Auch Italien, das drei Jahre Stagnation hinter sich hat, wittert Morgenluft. Zwischen Mailand und Palermo ging es im ersten Quartal um 0,3 Prozent bergauf. Das war das stärkste Plus seit Mitte 2013.

Griechenland steckt dagegen wieder in der Rezession. Das BIP schrumpfte um 0,2 Prozent und damit das zweite Quartal in Folge. Griechenlands Wirtschaft war 2014 nach jahrelanger Krise erstmals wieder gewachsen. Der anhaltende Schuldenstreit untergräbt die wirtschaftliche Gesundung. Athen hat Mühe, seine Rechnungen zu bezahlen. Die Staatspleite droht, sollten nicht weitere Hilfen der Euro-Partner fließen. Die EU-Kommission erwartet für dieses Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,5 statt bisher 2,5 Prozent.

Link: