Vetternwirtschaft im Hause Clinton
Hillary Clinton wird sich nach 2008 ein weiteres Mal für das Amt des US-Präsidenten bewerben. Sie hat reelle Chancen, als erste Frau in das Weiße Haus einzuziehen. Innerhalb des eigenen Lagers scheint alles für sie zu sprechen, gäbe es da nicht ihren Bruder. Tony Rodham soll jahrelang von seiner Beziehung zu den Clintons persönlich profitiert haben, wie die „New York Times“ („NYT“) berichtet.
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Die Geschäfte Rodhams sind brisant, denn sie könnten auch für Hillary und den früheren US-Präsidenten Bill Clinton unangenehme Folgen haben. Über zwei Dekaden soll er ihren Einfluss genutzt haben, um seine persönliche Karriere zu fördern. Laut eigenen Angaben war die Verbindung zu den Clintons eine Art „Türöffner“ für unterschiedlichste Geschäfte.
Dubiose Freunderlwirtschaft
Im neu erschienenen Buch „Clinton Cash“ erhebt der Journalist Peter Schweizer schwere Anschuldigen. Rodham soll sich die begehrten Rechte für den Goldabbau in einer haitianischen Mine mit der Hilfe Bill Clintons gesichert haben. Dieser ist im Vorstand der Firma VCS Mining gesessen, der die Regierung von Haiti die erste Genehmigung für den Abbau von Gold seit 50 Jahren erteilt hatte. Ein weiteres Direktoriumsmitglied des Unternehmens ist der ehemalige Premierminister von Haiti, Jean-Max Bellerive. Bellerive war - zusammen mit Bill Clinton - stellvertretender Vorsitzender der „Haiti Wiederaufbaukommission“.
Um eben diese Kommission drehen sich auch die Vorwürfe der „NYT“. Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti 2010 war Bill Clinton ihr stellvertretender Vorstand. In dieser Zeit sollen Rodham und seine Partner einen 22-Millionen-Dollar-Deal um die Wiedererrichtung zerstörter Häuser an Land gezogen haben. Das Geschäft war aufgrund bürokratischer Verzögerungen jedoch nie zustande gekommen.
Die Stiftung dementiert
„Ich verhandelte über die Clinton-Stiftung. Das brachte mich in Kontakt mit den haitianischen Beamten“, sagte Rodham während einer Gerichtsverhandlung vor drei Jahren. „Die Clinton-Stiftung war in keines von Mr. Rodhams Haiti-Projekten involviert“, dementierte diese jedoch gegenüber der „NYT“. Rodham habe sich vom Haiti-Deal rund eine Million Dollar erhofft, wie er in seiner Zeugenaussage zu Protokoll gab: „Um mit meiner Familie Disney World zu besuchen, meine Schulden zu begleichen und längst überfällige Steuern zu zahlen.“
Immer wieder nutzte Rodham die guten Kontakte und die Macht der Clintons, um an Geld und Geschäfte zu gelangen. Als er 2010 pleite gewesen war, hatte ihm sein Schwager einen Job bei GreenTech Automotive, einem Anbieter für Elektroautos, verschafft. Das Unternehmen gehörte Terry McAuliffe, ein alter Freund Clintons und der heutige Gouverneur von Virginia. 72.000 Dollar soll sein Jahreslohn betragen haben. „Ich hatte kein Geld und ging zu meinem Schwager. Dieser fragte McAuliffe, ob er einen Job für mich hätte“, sagte Rodham während einem Gerichtsverfahren über unbezahlte Anwaltsrechnungen eines Unterhaltsstreits vor drei Jahren.
Im Schatten der Schwester
Antony Dean Rodham kam 1954 als jüngstes von drei Kindern zur Welt. Anders als seine Schwester Hillary hatte er nie großen beruflichen Erfolg. Er schloss das College nicht ab, arbeitete als Gefängniswärter und Privatdetektiv. Erst als Bill Clinton zum Präsidenten gewählt wurde, änderte sich seine Laufbahn und er wurde Berater und Geschäftsmann. In erster Ehe heiratete er die Tochter der Senatorin von Kalifornien, Nicole Boxer, bevor er sich scheiden ließ und mit seiner zweiten Frau Megan zwei Kinder bekam. Er lebt in einem großen Haus in Vienna, einem Vorort von Washington.
Innerhalb der Demokraten galt Hillary Clinton lange als heißeste Anwärterin auf die Kandidatur für das Präsidentenamt. Doch seit einigen Wochen muss sie sich immer wieder gegen verschiedene Anschuldigungen wehren. Laut „Washington Post“ geht mittlerweile in der eigenen Partei die Angst um, dass Clinton als Kandidatin für die Wahl 2016 zu verwundbar für Angriffe der Republikaner sei.
Im Fokus der Medien
Erst im März ist bekanntgeworden, dass sie in ihrer Zeit als Außenministerin für sämtliche E-Mails ihre private E-Mail-Adresse und ihren privaten Server benutzt hatte. Die Hälfte dieser Mails hat Clinton dann eigenmächtig gelöscht, nachdem das Außenministerium auf Druck eines Untersuchungsausschusses um Herausgabe der E-Mails geboten hatte.
Der Wirbel um die Mails ebbte gerade ab, als sie erneut unter Druck geriet. Ausländische Regierungen sollen über Spenden an die Clinton-Stiftung politischen Einfluss auf Clinton ausgeübt haben. Konkrete Beweise gab es keine, erklären musste sie sich trotzdem. Und nun stehen die langjährigen dubiosen Geschäfte ihres Bruders im Mittelpunkt des medialen Interesses. Bleibt abzuwarten, wie sehr sie dem Image der Demokratin schaden werden.
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