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Aufruf per Flugblatt

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition im Jemen hat die Bewohner der heftig umkämpften jemenitischen Provinzhauptstadt Saada im Nordjemen mit Flugblättern dazu aufgerufen, die Großstadt zu verlassen, wie der in Riad ansässige saudische Sender al-Echbarija berichtete.

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In einem Telefoninterview sagte der Sprecher der Anti-Huthi-Rebellen-Koalition Achmed Asseri, die Botschaft sei den Jemeniten neben Flugblättern auch durch andere Medien mitgeteilt worden. Für die eigene Sicherheit sollten sich die Bevölkerung aus Gebieten, wo Kämpfer der islamistischen Huthi-Milizen seien, zurückziehen. Die Provinz Saada gilt als Hochburg der Huti-Rebellen. Die Militärkoalition bombardierte auch prompt am Freitag wieder Militäreinrichtungen in Saada.

Zerstörtes Gebäude

Reuters

Teile der Stadt liegen in Trümmern

Nach Berichten des saudi-arabischen Fernsehsenders Al-Arabiya und der Nachrichtenagentur SPA wurden bei den Attacken am Freitag eine Funkanlage und eine Minenfabrik der schiitischen Aufständischen zerstört. Berichte über Tote oder Verletzte lagen zunächst nicht vor. Auch weitere Stellungen der Rebellen seien bei den Angriffen am Donnerstag zerstört worden.

Huthi-Attacke auf saudi-arabische Grenzstädte

Der Angriff ereignete sich nur Stunden, nachdem das sunnitische Königreich den Huthis vorgeworfen hatte, mit Raketenangriffen auf saudi-arabische Grenzstädte eine „rote Linie“ überschritten zu haben. Die Huthis hatten am Dienstag und Mittwoch die Stadt Najran beschossen und dabei neun Menschen getötet, unter ihnen ein Armeeoffizier. Saudi-Arabien hatte am Donnerstag eine fünftägige humanitäre Waffenruhe im Jemen angeboten. Die Rebellen gingen auf den Vorschlag bisher nicht ein.

Saudi-Arabien kündigte Waffenruhe an

Am Freitagabend kündigte Saudi-Arabien eine Waffenruhe zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung an. Die Feuerpause solle am späten Abend beginnen und zunächst fünf Tage dauern, sagte der saudi-arabische Außenminister Adel al-Dschubir am Freitag in Paris. Eine Verlängerung sei möglich. Dschubir und andere Vertreter der Golfmonarchien hatten in Paris zuvor mit US-Außenminister John Kerry beraten. Kerry sagte, es gebe „Hinweise“ darauf, dass die Huthi-Miliz in die Waffenruhe einwilligen werde.

Huthis bisher kaum zurückgedrängt

Im Jemen kämpfen die Huthi-Rebellen gegen Anhänger des aus dem Land geflohenen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. Ein Militärbündnis unter der Führung Saudi-Arabiens bombardiert seit Ende März Stellungen und Militäreinrichtungen der Huthis. Die Intervention soll den weiteren Vormarsch der Huthis stoppen und dem nach Saudi-Arabien geflohenen Hadi ermöglichen, an die Macht zurückzukehren. Die Angriffe haben große Zerstörungen angerichtet und zu einer humanitären Krise geführt, die Huthi-Rebellen und ihre Verbündeten bisher aber kaum zurückdrängen können.

Diplomatische Krise mit dem Iran

Der Iran wies unterdessen erneut den Vorwurf zurück, die Huthi-Rebellen mit Waffen zu unterstützen. Außenamtssprecherin Marzieh Afkham sagte, die Vorwürfe basierten „auf unbegründeten Analysen“ und seien „nichts anderes als Bemühungen, die Schuld (für den Konflikt) anderen anzulasten“. Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubair hatte am Donnerstag die „negative“ Rolle des Iran im Jemen kritisiert und ihm vorgeworfen, den Huthi-Rebellen finanzielle, logistische und militärische Unterstützung zu leisten. Entsprechende Bemerkungen Dschubairs nannte sie eine Wiederholung haltloser Unterstellungen.

Seit über 40 Tagen versuchten die Saudis, mit militärischen Operationen im Jemen ihre politischen Ziele in der Region zu erreichen, so die Sprecherin. Teheran trete dagegen für politische Verhandlungen über ein Ende der Gewalt und die Bildung einer für alle Parteien akzeptablen Regierung ein, sagte Afcham.

Der Jemen-Konflikt führte in den vergangenen Wochen auch zu einer ernsten diplomatischen Krise zwischen Teheran und Riad. Die iranische Führung, die die Huthis unterstützt, verurteilte Saudi-Arabien wegen der Luftangriffe scharf und warf dem Golfstaat sogar Völkermord vor.

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