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Viele Legenden um berüchtigten Piraten

Der Schotte William Kidd hat zu den Freibeutern gehört, die im 17. Jahrhundert die Meere der Neuen Welt unsicher gemacht haben. Eine große Menge an Juwelen, Gold und Silber soll in seinen Schatzkisten gelegen sein - bis heute ranken sich darum Legenden. Entsprechend euphorisch ist man dieser Tage in Madagaskar, wo ein 50 Kilogramm schwerer Silberbarren aus dem Meer gehoben wurde.

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Archäologen sind der Meinung, dass es sich dabei um den Schatz des legendären Freibeuters und späteren Piraten handelt. Kidd, 1645 in Schottland geboren, gilt als einer der wohl berüchtigtsten Piraten seiner Zeit und diente als Vorbild für zahllose Piratenromane und -filme. Er dürfte auch Schauspieler Johnny Depp für dessen Rolle des Jack Sparrow im Film „Fluch der Karibik“ inspiriert haben.

Aus Wrack eines Piratenschiffs?

Der Silberbarren wurde nahe der Insel Sainte Marie von Tauchern gehoben und an Land gebracht, wie die BBC berichtete. Dort wird der mutmaßliche Schatz seitdem von Soldaten bewacht. Er soll nach Ansicht des Tiefseetauchers Barry Clifford, der gemeinsam mit seinem Team die Bergung des Silberschatzes leitete, von einem Wrack eines Piratenschiffs stammen.

Karte von Madagaskar

APA/ORF.at

Bei einer feierlichen Zeremonie rund um den Piratenschatz waren der Präsident Madagaskars, Hery Rajaonarimampianina, und Diplomaten aus den USA und Großbritannien anwesend. Der britische Diplomat äußerte die Hoffnung, dass der historische Fund nun das Profil Madagaskars als interessante Touristendestination stärke.

Kleine Hinweise auf großen Schatz

Nach der Legende hatte Kidd mehrere Kisten voller Gold, Silber und Edelsteinen an einem geheimen Ort vergraben. Seither beschäftigen sich Glücksritter mit der Suche nach der lange verschollenen Beute. Denn Kidd war dafür bekannt, an vielen Orten kleine Hinweise auf den Fundort seines Schatzes zu hinterlassen.

Wechselvolles Leben

Das Leben William Kidds wird als durchaus wechselvoll dargestellt: Die meiste Zeit galt er als angesehener Kapitän, der Häuser an der New Yorker Wall Street besaß und im Auftrag der britischen Regierung Jagd auf Piraten machte. 1697 wechselte er jedoch die Seiten: Nach einem Streit mit dem Geschützmeister seines bisherigen Schiffes, William Moore, soll sich Kidd dazu entschlossen haben, Pirat zu werden. Auch gibt es viele Hinweise darauf, dass Kidds Mannschaft einen großen Anteil an der Entscheidung für entsprechende Unternehmungen hatte.

Der Legende nach soll er nach dieser Entscheidung binnen zwei Jahren Unmengen an Gold, Juwelen und Seide geraubt haben. Sein Versuch, als reicher Mann in die Zivilisation zurückzukehren, scheiterte jedoch. Als er 1698 in Boston aufkreuzte, wurde er festgenommen, in Ketten nach London geschickt und dort zum Tode durch den Strick verurteilt.

Mehrere angebliche „Funde“

Funde in Zusammenhang mit Kidd gab es in jüngerer Vergangenheit bereits: 2007 stieß man vor einer kleinen Insel der Dominikanischen Republik auf Reste eines Wracks, bei dem es sich um ein englisches Schiff handeln dürfte, das der Freibeuter 1698 gekapert hatte. Die Entdecker ordneten den Fund der „Quedah Merchant“, einem 500 Tonnen schweren englischen Frachtschiff, zu.

UNESCO: Wissenschaftlich unsauber gearbeitet

Die UNESCO zeigte sich unterdessen „extrem besorgt“, dass Clifford und sein Team wissenschaftlich unsauber gearbeitet hätten. Eine derart kostbare Fundstelle dürfe nicht einfach aus kommerziellem Interesse leergeräumt werden, sondern müsse von professionellen Archäologen gründlich geprüft und betreut werden. „Im Grunde war es ein Filmteam, das sich direkt an einer archäologischen Fundstelle zu schaffen machte“, sagte die UNESCO-Expertin Ulrike Guerin der Nachrichtenagentur AFP.

Die Kritik laute nicht, dass die Forscher um Clifford nur Schlechtes getan hätten, sagte Guerin. „Aber es reicht nicht, nur den Schatz zu bergen, wenn man gleichzeitig die Fundstelle zerstört.“ Madagaskars Behörden hätten bereits in der vergangenen Woche bei der UNESCO angefragt, eigene Experten nach Sainte-Marie zu schicken. Diese sollen demnach in einigen Wochen auch eintreffen.

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