NGO: Erneut Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken
Bei einem neuen Flüchtlingsunglück im Mittelmeer sind nach Angaben einer Hilfsorganisation vermutlich Dutzende Menschen ertrunken. Überlebende hätten erzählt, dass etwa 40 Migranten von einem Schlauchboot ins Wasser gestürzt seien, sagte die Sprecherin von Save the Children, Giovanna Di Benedetto, der dpa heute in Catania.
Es könnten aber auch mehr sein, die genaue Zahl der Opfer sei nicht bekannt. Auf dem Schlauchboot sei es vor Sizilien zu einem Notfall gekommen. Womöglich habe es eine Explosion gegeben. Die etwa 200 Überlebenden kamen im Hafen von Catania auf Sizilien an. Das Containerschiff „Zeran“ hatte sie von zwei Schlauchbooten aufgenommen. An Bord waren auch fünf Leichen.
Auch in anderen Häfen auf Sizilien und in Süditalien machten Schiffe mit Hunderten Migranten fest. Allein am vergangenen Wochenende waren mehr als 7.000 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet worden.
150 Flüchtlinge isoliert
Etwa 150 Flüchtlinge wurden unterdessen in der sizilianischen Stadt Augusta mit Verdacht auf Windpocken und Krätze isoliert, wie die Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Damit solle verhindert werden, dass sich Krankheiten ausbreiten. Auch in der Stadt Pozzallo wurden laut ANSA Migranten mit Krätze behandelt.
Italien stößt bei der Versorgung der Migranten an seine Grenzen und pocht auf mehr Hilfe aus Europa. Außenminister Paolo Gentiloni sagte, um die Krise zu lösen, reiche es nicht, die Zahl der Schiffe für die Rettung zu erhöhen. Vielmehr müssten zum Beispiel mehr Mittel zur Aufnahme der Migranten bereitgestellt werden.
Die Aufnahmelager in Sizilien seien voll, und viele entsprächen nicht den Mindestanforderungen, sagte Save-the-Childen-Sprecherin Di Benedetto. Derzeit kommen so viele Migranten in Italien an, weil das Wetter gut und die See ruhig ist.
Türkische Küstenwache rettete mehr als 600 Menschen
Die türkische Küstenwache rettete unterdessen nach Behördenangaben in den vergangenen fünf Tagen insgesamt 636 Flüchtlinge in der Ägäis. 400 der Flüchtlinge stammten aus Syrien, teilte das Büro des Gouverneurs der Provinz Izmir mit.
Die anderen Flüchtlinge sollen aus dem Irak, Afghanistan, Burma und mehreren afrikanischen Ländern stammen. Unter den Geretteten seien Frauen und Kinder, die in Schlauchbooten unterwegs gewesen seien. Ein mutmaßlicher Schlepper sei festgenommen worden.