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„Gefährliche“ Erfolge

Die Obmannschaft von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sehen Politexperten durchaus von Wahlerfolgen gekennzeichnet. Eine FPÖ-Regierungsbeteiligung sei dennoch „nicht in Sicht“, meinte der Politologe Peter Filzmaier. Strache sieht er als „Wahlsieger ohne machtpolitische Perspektive“. Politberater Thomas Hofer ortet auch andere Schwächen, etwa inhaltlicher Art sowie beim Personal.

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Betrachte man nur die Wahlergebnisse der FPÖ unter Strache, so „kann er die zehn Jahre als Erfolgsbilanz darstellen“, sagte Filzmaier im Gespräch mit der APA. Fix sei jedenfalls, dass Strache die Partei konsolidiert hat, meinte Hofer - und zwar ziemlich rasch, nachdem Ex-Parteichef Jörg Haider im Jahr 2005 die Abspaltung des BZÖ vollzogen hatte. Das habe sich auch in den Wahlergebnissen widergespiegelt.

Politischer Gewinn „tendiert gegen null“

Problematisch für die FPÖ sieht Filzmaier trotz aller Wahlerfolge die Frage nach dem politischen Gewinn: „Der definiert sich an Regierungsbeteiligungen und der tendiert gegen null.“ Mittlerweile würden sich die FPÖ-Wähler aber nicht mehr mit einer reinen Protestwählerpartei zufriedengeben, sondern wollten, dass die Partei Regierungsverantwortung übernimmt. „Das ist für die FPÖ eigentlich ein Erfolg, aber auch gefährlich“, so Filzmaier. Denn damit könne Strache einen zentralen Wählerwunsch nicht erfüllen.

Der FPÖ-Chef ist laut Filzmaier ein „Wahlsieger ohne machtpolitische Perspektive“. Er verwies etwa auf die Grünen, die in den meisten Landesregierungen vertreten sind. Auch bei den diesjährigen Urnengängen sieht er kaum eine Chance auf Regierungsbeteiligungen für die FPÖ. „Sehr unsicher“ sei das auch nach der Nationalratswahl 2018. Hofer meint ebenso, die FPÖ müsse „alles daransetzen, dass es irgendwo mit einer Regierungsbeteiligung klappt“. Seit dem Verlust des Landeshauptmannsessels in Kärnten sitze die FPÖ in keiner Landesregierung mehr.

Opposition als Konzept „funktioniert nicht“

Der Meinungsforscher Peter Hajek (Opinion Public Strategies) sieht das Dilemma der Partei ähnlich: „Auf Dauer die Opposition zu geben, das funktioniert nicht.“ Die Partei müsste sich „als koalitionsfähiger Partner präsentieren“. Denn ohne potenziellen Koalitionspartner werde Strache „nie Wiener Bürgermeister oder Bundeskanzler werden“. OGM-Chef Wolfgang Bachmayer meint wiederum, dass sich Strache „zu Tode siegt“, liege nur an der anhaltenden Abgrenzung der anderen Parteien zur FPÖ.

Sollte die Zustimmung der Wähler zur FPÖ auch in Zukunft weiter steigen, dann werde irgendwann eine Grenze erreicht, „wo eine politische Beteiligung der Freiheitlichen bei weiteren Erfolgen wahrscheinlich passieren wird“, so Bachmayer. Er verwies auch auf zuletzt erfolgte Zeichen der Öffnung innerhalb der SPÖ, etwa durch den burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl und den steirischen Landeschef Franz Voves.

Plafond erreicht?

Dass die FPÖ tatsächlich weiterhin an Stimmen zulegen wird, ist für Hajek freilich nicht gesagt. Denn die FPÖ sei „schon auf einem hohem Level angekommen, und die Problematik beim Größerwerden besteht immer darin, dass man das Wählerspektrum erweitert und dementsprechend die Themenpalette deutlich breiter ist“. Und das berge „immer die Gefahr in sich, dass man Positionen bezieht, wo man auf der einen Seite Wähler gewinnt, aber auf der anderen Seite wieder verliert“.

Gleichzeitig verwies Hajek darauf, dass die Wählerschaft „sehr, sehr beweglich geworden“ sei - „und dementsprechend ist nach oben immer etwas möglich“. Strache habe die Partei jedenfalls „sehr gut neu aufgestellt nach dem Wechsel 2005“. Der Meinungsforscher verwies auf die Positionierung und Selbstbewerbung der FPÖ als „soziale Heimatpartei“. „Da noch zuzulegen ist noch eine viel größere Kraftanstrengung als zuvor der Aufbau.“

Streben nach der politischen Mitte

Einen der Erfolgswege Straches sehen die Experten auch in seinem Bestreben, den „rechten Rand“ innerhalb der Partei zurückzudrängen. „Das war auch der Erfolgsweg Haiders, dieser hat die Burschenschafter und Nationalen weiter zurückgedrängt“, sagte Hajek. Um eine erfolgreiche Mittelpartei zu sein, müsse man sich auf die Mitte hinbewegen. „Das hat man bis zu einem gewissem Grad gut geschafft.“

Auch Hofer meinte, das sei „strategisch absolut notwendig, wenn man in Richtung 30 Prozent vordringen will“. Auch habe die FPÖ unter Strache Änderungen bei der Diktion vorangetrieben. So würde die FPÖ nun nicht mehr „Daham statt Islam“ plakatieren, sondern „Für unsere Österreicher“. Auch laut Bachmayer versucht die FPÖ „seit geraumer Zeit“, sich in der Mitte zu positionieren. Strache pauschaliere immer weniger in seinen Aussagen.

Mängel in der „Ausstattung“

Für Hofer ist es recht sicher, dass die kommenden Urnengänge der FPÖ Erfolge bringen werden. Er verwies aber auf andere Probleme der Partei, deren „personelle und thematische Ausstattung verbesserungswürdig ist“. Es fehle an der „zweiten Reihe“, denn diese bestehe im Wesentlichen aus Generalsekretär Herbert Kickl. Auch inhaltlich sieht er die Partei „zu monothematisch“ aufgestellt. „Haider hatte die Privilegiengeschichte massiv gefahren“, diese Position der „Aufdeckerpartei“ hätten mittlerweile aber eher die Grünen übernommen.

Dass Strache sein Ziel, Wiener Bürgermeister zu werden, schafft, halten die Experten eher für ausgeschlossen. Wenn die SPÖ um die 40 Prozent Stimmenanteil erreicht, „dann geht ohne die Sozialdemokratie ganz simpel nichts“, so Hajek. Und die SPÖ lehne ja bekanntlich eine Zusammenarbeit mit der FPÖ strikt ab. „Aus heutiger Sicht wird der Wiener Bürgermeister wieder Häupl heißen, und die Frage ist, mit welchem Koalitionspartner er das macht.“

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