Themenüberblick

Rockefeller Centre leuchtet bald weniger

Helles Licht sorgt für gravierende Irritationen bei Zugvögeln - besonders Städte mit hohen Gebäuden und illuminierter Lichtfassade sind für die Schwärme beim Vogelzug eine Todesfalle. Weil Licht auf die Orientierung Einfluss nimmt, kommt es in den USA jährlich zu Abermillionen tödlichen Kollisionen. Ende April regierte New York auf das Vogelsterben - mit der Initiative „Lights Out“ („Licht aus“).

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Es wurde verfügt, im Bundesstaat New York alle unnötigen Lichtquellen auf staatseigenen Wolkenkratzern auszuschalten. Die neue Regelung gilt während der Zeit des Vogelzugs im Frühling und im Herbst. Wie der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, mitteilte, werden nicht erforderliche Lichtquellen zwischen 23.00 Uhr und Sonnenaufgang abgeschaltet und die Leuchtkraft auf diese Weise gedimmt.

Ein Reiher, im Hintergrund das Empire State Building von New York

Corbis/Ron Watts

Für Zugvögel können helle Metropolen wie New York eine Gefahr sein

„Einfacher Schritt“

Von der Abschaltung betroffen sind einige Wahrzeichen der Metropole, etwa das Rockefeller Centre, das Chrysler Building und das Time Warner Centre. „Das ist ein einfacher Schritt, um die Vögel in den Wäldern, Seen und Flüssen New Yorks zu schützen“, so Cuomo in einer Mitteilung.

Zudem wurde die Website „I Love NY Birding“ vorgestellt. Darauf finden sich Informationen zur Vogelbeobachtung und Anregungen, wie man die Initiative unterstützen kann. Die Maßnahme soll helfen, ein Phänomen in den Griff zu bekommen, das die englischsprachige Fachliteratur als „Fatal light attraction“ (etwa: tödliche Anziehungskraft von Licht) beschreibt.

Die Stadt New York gilt für Vögel als besonders gefährlich, schließlich führt eine wichtige Zugvogelroute („Atlantic Flyway“) über das Gebiet in und um die Metropole. Die Maßnahme soll dazu beitragen, mehr Vögel beim Überflug über die Stadt an ihr Ziel im Norden zu bringen.

Auch andere Städte aktiv

Auch andere bedeutende US-Städten wie Baltimore, Chicago und San Francisco, entlang derer auch Vogelflugrouten verlaufen, haben die Initiative bereits aufgegriffen. Betroffen sind allerorts weniger die einheimischen Vögel (die sich auf die Gegebenheiten gut einstellen können), sondern Zugvögel wie Waldlaubsänger, Drossel und Sperling.

Mondaufgang in New York

AP/Julio Cortez

„Licht aus“ heißt es im Herbst auf den höchsten Gebäuden der Stadt

Brisantes Detail

Bei den tödlichen Flügen gibt es ein zusätzlich brisantes Detail, wie im Vorjahr eine Studie eines Ornithologen am privaten Muhlenberg College ergab: Denn besonders gefährdet, den Vogelzug nicht zu überleben, sind ausgerechnet die stärkeren Vögel. Die schwächeren Vögel haben dagegen eine größere Überlebenschance. „Hier geht es darum, dass ausgerechnet die wichtigsten Vertreter einer Population sterben“, sagte Daniel Klem, der Autor der Studie, gegenüber der BBC.

Vögel vor der Skyline von New York

Reuters/Gary Hershorn

Auch tagsüber lauern für Vögel in urbanen Gebieten Gefahren

Gefährliche Glasfassaden

Zu den Orientierungsproblemen in der Nacht kommen für Zugvögel auch die Schwierigkeiten bei Tageslicht - hier sind vor allem Glasfassaden ein Problem. Zuletzt kritisierte der US-Schriftsteller Jonathan Franzen in einem Beitrag im „New Yorker“ den Bau des neuen Stadions in Minnesota, dessen Projektleiter sich geweigert hätten, Ornamentglas zu verbauen. Stattdessen wurden für Vögel viel gefährlichere Glasoberflächen eingesetzt.

Links: