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Einladung zum Lustwandeln übers Wasser

Besucher und Anrainer des Lago Iseo in Italien können 2016 übers Wasser gehen. Verpackungskünstler Christo hat die Pläne für seine neue Installation veröffentlicht - er will für das Projekt „The Floating Piers“ einen gigantischen Steg vom Festland auf eine Insel im See verlegen.

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Seit dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude 2009 hat Christo kein Großprojekt mehr realisiert. Davor hatten die beiden mit ihrer New Yorker Installation „The Gates“ für Aufsehen gesorgt. Damals stellte das Paar 7.503 im Wind schwingende safrangelbe Tore auf. Für „The Floating Piers“ nimmt Christo nun die markante Farbe von damals wieder auf.

Modellzeichnung des Projekts

2014 Christo

Der Steg über den Lago Iseo soll drei Kilometer lang sein

Rund drei Kilometer lang soll der aus Polyäthylenelementen bestehende Weg übers Wasser sein, auf dem man 16 Tage lang von Sulzano auf dem Festland auf die Inseln Monte Isola und San Paolo gehen kann. Vorausgesetzt, man wird nicht seekrank: Die Installation soll „frei auf den Wellen schwingen“. In Sulzano und in Peschiera Maraglio (auf Monte Isola) wird der Weg rund einen Kilometer weiter in die Fußgängerzonen geführt.

Modellzeichnung des Projekts

2014 Christo

Wie ein Leuchtpfad verbinden die „Floating Piers“ das Festland und die Inseln

Strikte Ablehnung von Förderungen und Spenden

Das Projekt soll sich selbst finanzieren: Wie bei den früheren Projekten von Christo und Jeanne-Claude will der Künstler hier weder öffentliche Förderungen noch Eintrittsgelder verlangen. Auch Spenden und unbezahlte Mitarbeit waren für das Paar stets tabu - das Geld wird einzig und allein mit dem Verkauf von Collagen, Zeichnungen sowie anderen Werken Christos eingebracht, wie es auf der offiziellen Website heißt. Auch die Stege selbst werden - nachdem sie 16 Tage zu begehen und bestaunen waren - recycelt.

Christo, Rossen Jeliaskov, Antonio Ferrera und Vladimir Yavachev in einem Boot

2014 Christo/Wolfgang Volz

Christo mit Mitarbeitern bei der Besichtigung seiner künftigen Wirkungsstätte

Die Reaktionen in Italien sind durchaus positiv, gelten die Installationen Christos doch stets als Publikumsmagneten. Die Anrainer des Arkansas River im US-Bundesstaat Colorado sehen das anders - sie kämpfen seit Jahren gegen die Pläne des Künstlers, den Fluss mit Planen zu überspannen.

Anhaltender Widerstand in Colorado

1992 begannen Christo und Jeanne-Claude mit ersten Entwürfen für das Projekt. Sie planten damals, rund zehn Kilometer des Arkansas River mit Stoffbahnen zu überspannen. Nach vielen Jahren der Arbeit, Rückschlägen und Investitionen in der Höhe von mehreren Millionen Dollar versucht der Künstler die Aktion seit 2010 endlich zu verwirklichen, stößt dabei auf anhaltenden Widerstand.

Skizze des neuen Projekts "Over the River"

AP/Christo and Jeanne-Claude

Die Überspannung des Arkansas River liegt seit Jahren auf Eis

Kritiker führen an, dass das Projekt nicht nur dem Verkehr, sondern auch dem Tourismus, der Fischerei und der lokalen Tierwelt großen Schaden zufügen würde. 2011 wurde eine Studie der Behörde für Raumplanung veröffentlicht, die die Auswirkungen der Installation und der erwarteten 350.000 Besucher auf die Umwelt einschätzen sollte. Diese wären nach Schätzungen „mäßig bis erheblich“ für die Dickhornschafe und die historischen Stätten entlang der Route.

Kein Interesse and Alternativvorschlägen

Alternativvorschläge aus der Bevölkerung stießen beim Künstler erwartungsgemäß auf wenig Begeisterung. „Eine kürzere Version von ‚Over the River‘ ist nicht mehr ‚Over the River‘. Die künstlerische Vision geht dabei verloren, und darum geht es schließlich.“ Für Christo ist das Projekt „wie eine Symphonie - sie besteht aus Andante, Allegro und dem ganzen Rest“. Er würde lieber das Vorhaben absagen, als sich auf Kompromisse einzulassen. Allerdings hat der Künstler, der Widerstand gegen seine Projekte gewohnt ist, einen langen Atem.

2012 musste Christo dennoch einräumen, dass das Projekt aufgrund laufender Gerichtsverfahren auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Ein Ende des juristischen Schlagabtauschs ist nicht in Sicht. Derzeit überprüft der Oberste Gerichtshof eine Klage der Projektgegner gegen die US-Regierung für die Erteilung der Genehmigung.

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