Über 170.000 interne E-Mails online
Fünf Monate nach dem Hackerangriff auf Sony Pictures in Zusammenhang mit der umstrittenen Nordkorea-Satire „The Interview“ hat WikiLeaks Zehntausende Dokumente des Unternehmens veröffentlicht. Die Unterlagen böten „einen seltenen Einblick in die inneren Abläufe eines großen, verschlossenen multinationalen Unternehmens“, hieß es in der Mitteilung der Rechercheplattform.
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Veröffentlicht wurden 30.287 Dokumente des in den USA ansässigen Konzerns sowie 173.132 E-Mails aus seinem Schriftwechsel mit mehr als 2.200 Adressaten, teilte WikiLeaks vor einer Woche mit. Die Ende November 2014 von Hackern gestohlenen internen Unterlagen hätten bisher nicht nach Stichworten durchsucht werden können und seien schnell aus dem Internet entfernt worden, bevor die Öffentlichkeit sie habe einsehen und auswerten können. WikiLeaks wolle das nun ändern.
WikiLeaks: Zeigen politische Einflussnahme
Laut der Enthüllungsplattform hat Sony Pictures Verbindungen zum Weißen Haus, zur Demokratischen Partei von Präsident Barack Obama und zur Rüstungsindustrie und könne Einfluss auf die Gesetzgebung in den USA nehmen. Außerdem seien die nun veröffentlichten Unternehmensunterlagen „berichtenswert“, weil sie „im Zentrum eines geopolitischen Konflikts“ stünden, schrieb WikiLeaks-Mitgründer Julian Assange. „Das gehört in die Öffentlichkeit. WikiLeaks wird sicherstellen, dass es dort bleibt“, fügte der Australier hinzu.
Angreifer wollten Filmstart verhindern
Sony war im November von der möglicherweise aus Nordkorea stammenden Hackergruppe namens „Wächter des Friedens“ angegriffen worden. Die Angreifer plünderten dabei nahezu den gesamten Datenbestand des Unternehmens. Persönliche Daten von 47.000 Mitarbeitern sowie von Dritten, darunter einige Stars, wurden daraufhin veröffentlicht. Neben dem E-Mail-Archiv wurden mehrere noch unveröffentlichte Filme erbeutet. Auch Informationen über die Konzernfinanzen, Drehbücher und fünf Filmproduktionen wurden verbreitet.
Die Hacker forderten, „The Interview“ nicht zu zeigen. In dem Streifen geht es um ein fiktives CIA-Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. US-Behörden vermuten Nordkorea hinter dem Angriff, Beweise dafür wurden bisher nicht präsentiert. Sony sagte den breiten Kinostart ab, nachdem die großen Kinoketten abgesprungen waren.
Film doch im Kino
Der Empörung über die Onlineattacke und den riesigen Datendiebstahl bei Sony Pictures folgte sogleich die Empörung über Sonys Reaktion auf die Terrordrohungen der in Nordkorea vermuteten Urheber des Angriffs. Von Obama bis George Clooney, in Sozialen Netzwerken und Foren wurde der vorauseilende Gehorsam gegenüber den Hackern verurteilt. Schließlich zog der Konzern die Absage zurück und zeigte den Film in einigen Kinos sowie auf Onlineplattformen.
Sony kritisiert neue Veröffentlichung
Sony verurteilte das Vorgehen von WikiLeaks. Die Enthüllungsplattform spiele den Hackern in die Hände, die den Sony-Mitarbeitern schaden wollten, erklärte das Unternehmen. Bei dem Hackerangriff habe es sich um einen „bösartigen, kriminellen Akt“ gehandelt - und nun veröffentliche auch WikiLeaks gestohlenes Material.
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